Auf einen Blick
- Lindt & Sprüngli plant maschinelle Herstellung der beliebten Dubai-Schokolade
- Kleine Produzenten profitieren vom Hype, während Schoggi-Konzerne noch zögern
- 500 Glückliche kauften limitierte Tafeln für 14.95 Franken pro 150 Gramm
Sie warteten Stunden in der Kälte, um eine der raren Dubai-Schokoladen zu kaufen: Die 500 Glücklichen, die sich in Kilchberg ZH eine der handgemachten und limitierten Tafeln ergattern konnten – für 14.95 Franken. Die 150-Gramm-Schokolade von Lindt & Sprüngli war schon nach drei Stunden ausverkauft. Dutzende Kundinnen und Kunden mussten enttäuscht von dannen ziehen. Sie alle wurden angelockt von einem Hype in den sozialen Medien, der seinesgleichen sucht.
Kein Wunder, arbeitet man bei Lindt & Sprüngli mit Hochdruck daran, die Dubai-Schoggi auch maschinell herstellen zu können. Möglichst noch vor Weihnachten, denn dann sind die Konsumenten besonders zu haben für süsse Schleckereien. «Die Begeisterung der Leute macht grosse Freude», sagt CEO Adalbert Lechner (62) zu Blick. «Wir sind überwältigt von der Resonanz. Und überlegen uns, wie wir die Rezeptur auf die Anlage kriegen», so der Österreicher weiter. Man schaut also, wie man die heiklen Zutaten wie die Teigfäden, welche die Schoggi so knusprig machen, auch am Fliessbad verarbeiten kann.
«Freude herrscht!» in Kilchberg
Ernst Tanner (78), Verwaltungsratspräsident von Lindt & Sprüngli, ist vor dem Schoggi-Museum ganz aus dem Häuschen. «Freude herrscht! Kilchberg ist das Epizentrum des Konzerns Lindt & Sprüngli», sagt er zu Blick. Wird dann aber schnell wieder der sachliche Schoggi-Manager, als den man ihn kennt. «Wir haben die Möglichkeiten des Produkts gesehen und analysiert», führt Tanner aus. «Es ist eine grosse Herausforderung, die Schokolade so herzustellen, dass es unseren Ansprüchen genügt. Bei der Qualität gehen wir keine Kompromisse ein.» Mehr will er nicht verraten.
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Auch die anderen grossen Schokoladen-Hersteller lassen sich in Sachen Dubai-Schoggi nicht in die Karten schauen. Noch führen Chocolat Frey, die zur Migros gehört, und Cailler von Nestlé keine Dubai-Schokolade im Sortiment. Auch sie beissen sich offenbar die Zähne aus an der industriellen Fertigung. Offiziell ist eine Lancierung kein Thema. Bei Läderach tüftelt man an einer Limited Edition der Dubai-Schokolade.
Kleine Produzenten haben die Nase vorn
Bis die Grossen parat sind, gehört das lukrative Feld der Dubai-Schoggi den kleinen Schoggi-Produzenten. Stellvertretend für verschiedene andere steht Chocolatier Aeschbach aus Root LU. Die Schokoladenmanufaktur hat 120 Mitarbeiter, drei Filialen und ein eigenes Museum. Seit gestern Freitag bietet sie eine Dubai-Schoggi an – 50 Gramm kosten 6.90 Franken – und wird vom Hype überrollt. «In unseren Boutiquen in Root und Zug sind die Tafeln ausverkauft. Im Einkaufszentrum Zugerland in Steinhausen hat es noch wenige Stück», sagt Ramona Odermatt zu Blick. Sie sitzt in der Geschäftsleitung von Chocolatier Aeschbach.
«Die erste Charge ist praktisch ausverkauft, nur mit Mund-zu-Mund-Propaganda», staunt Odermatt. Weil die Nachfrage so gross ist, nimmt Chocolatier Aeschbach sogar Vorbestellungen entgegen. «Für uns als kleine Manufaktur, die frisch produziert, ist diese aufwendige und spontane zusätzliche Produktion der Dubai-Schoggi eine Herausforderung mitten in der Weihnachtszeit», sagt sie. Diese nehme man aber gerne an. Und denke schon einen Schritt weiter. Denn: «Wir prüfen, ob wir weitere an der Dubai-Schoggi angelehnte Spezialitäten lancieren möchten, und sind fleissig am Tüfteln», sagt Odermatt.
22.90 Franken für Dubai-Schoggi aus der Türkei
Im Internet erreicht der Hype um die Dubai-Schoggi einen neuen Höhepunkt. So kann man zum Beispiel bei Digitec Galaxus Dubai-Schokolade für 22.90 Franken bestellen. Für den stolzen Preis bekommt man eine 200-Gramm-Tafel, hergestellt in der Türkei. Aber Achtung, wenn dich die Lust auf eine Dubai-Schoggi packt: Auch zweifelhafte Anbieter wittern das schnelle Geschäft mit der orientalischen Süssigkeit.