Eddy Baillifard (57) ist für Raclette das, was Christian Constantin (64) für den FC Sion ist. Es tönt wie ein Klischee, aber das Wallis liebt eben Klischees. Baillifard, seit 26 Jahren im Käsegeschäft tätig, hat sich als Raclette-Papst in der Romandie etabliert. Kein Wunder, empfängt er in Bruson (VS) seine Gäste etwa mit dem Slogan «Raclett'House Chez Eddy» – hier ist das Raclette zu Hause.
Eddys Grossvater, der erste Käser in Bruson, entfacht seine Leidenschaft: Jeden Morgen, sieben Tage die Woche, beginnt die Arbeit um 4 Uhr. Kurze Zeit später kommen bereits fast 2000 Liter Kuhmilch – nicht zu vergessen auch Hunderte Liter Ziegenmilch – in der kleinen handwerklichen Molkerei an. Das reicht, um 27 Stück Bagnes und 500 Tommes herzustellen.
Botschafter des Raclettes
Was das Geheimnis seines Raclettes ist? «Neben der regionalen Milch die Handschrift des Käsers», sagt Baillifard mit einem Schmunzeln. Wenn er von seinem «Baby» spricht, wie er das Raclette nennt, beginnen seine Augen zu leuchten. Kein Wunder, hat es der Walliser in den letzten Jahren zum Botschafter des Raclettes gebracht: 2015 an der Weltausstellung in Mailand, 2016 an der Fussball-Europameisterschaft in Paris und 2018 an den Olympischen Spielen in Pyeongchang (Südkorea).
Eddy Baillifard ist ein cooler Typ. Und cool soll auch sein Raclette sein.
Es hat sogar seine eigenen Musikfestivals, die «Rocklette» und die «Electroclette». Das Konzept besteht darin, zum Klang von Musik geschmolzenen Käse zu geniessen. Die beiden Veranstaltungen sind ein Schaufenster für das noch grössere PALP-Festival, das für Spektakel, Musik und Kunst steht und in der Region zum Hit geworden ist.
Stolz auf die Herkunft sein
Das Mantra von Eddy Baillefard: Sei stolz auf deine Herkunft. Denn niemand weiss, wie man seine Begabung besser zur Geltung bringt als der Walliser Käser. Durch Innovation im kulinarischen (er hat viele ausgefallene Käsesorten kreiert) wie auch technologischen Sinn: Dank künstlicher Intelligenz lernte der Raclette-Roboter «Roboclette» exakt wie Eddy den Käse zu schaben. Eine Weltneuheit, die sogar an der Mailänder Modewoche für Aufsehen sorgte. Doch keine Maschine kann jemals den berühmtesten Käser im Herzen des Wallis ersetzen.