Rendez-vous mit der Romandie
Sergei Aschwanden – von der Judo-Matte in die Politik

Der Olympia-Medaillengewinner Sergei Aschwanden hat sich der Politik zugewandt. Mit grossen Ambitionen: Der Judoka will für die FDP in die Waadtländer Regierung einziehen.
Publiziert: 26.08.2021 um 16:55 Uhr
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Früher legte er seine Gegner auf die Judomatte.
Foto: Blicksport
Adrien Schnarrenberger

Sportfans erinnern sich noch gut: Im August 2008 stand der damals 32-jährige Judoka Sergei Aschwanden (45) kurz vor einer Niederlage, bevor er in letzter Minute den Russen Ivan Pershin (41) besiegte. Nach bitteren Niederlagen in Sydney und Athen gewann der Waadtländer endlich die lang ersehnte olympische Medaille.

Kaum 500 Gramm Bronze – die sein Leben veränderten. Er träume noch heute hin und wieder, dass er diesen Kampf verliere, sagte er gegenüber «Le Temps».

Ein neuer Ring für den Kampfgeist

Den Wettbewerb liebt er dennoch noch immer – und nun hat er eine neue Domäne gefunden: die Politik. «Wie im Sport gibt es auch hier einen Wettbewerb. Er muss fair und gerecht sein, aber er darf auch hart sein», sagte er gegenüber Blick Romandie, als er seine Kandidatur für den Waadtländer Staatsrat ankündigte.

Und dieser Kampf verspricht, intensiv zu werden. Denn der Rücktritt der beiden liberalen «Elefanten», der Regierungsräte Pascal Broulis (56, seit knapp 20 Jahren im Amt) und Philippe Leuba (55), weckt Begehrlichkeiten. Bereits haben die FDP-Nationalräte Isabelle Moret (50) und Frédéric Borloz (55) ihre Kandidatur angekündigt.

Tourismus und Sport sind seine Themen

Trotzdem hat Aschwanden gute Chancen. Schon 2015, als er zwar bekannter Sportler, aber politischer Neuling war, kandidierte er als Listenfüller für den Nationalrat – und hätte es fast geschafft.

Seitdem er 2017 in den Grossen Rat gewählt wurde, hat er sich in den Bereichen Tourismus und Sportpolitik einen Namen gemacht. So leitet er mehrere Tourismusorganisationen, präsidiert die parlamentarische Gruppe der Waadtländer Hoteliers und ist Direktor von Judo Suisse.

Keine Angst vor Schwergewichten

Seine Kritiker werfen ihm vor, monothematisch unterwegs zu sein.
«Ich habe ein gewisses Fachwissen im Sport und nutze es auch», zuckt Aschwanden mit den Schultern. «Ich bin in die Politik gegangen, weil ich das Gefühl hatte, dass es in diesem Bereich grosse Lücken in der Politik gibt.» Ausserdem sitze er auch in mehreren Kommissionen zur Asyl- und Familienpolitik.

Diese typische Politiker-Antwort zeigt, wie sehr Aschwanden gewachsen ist. Während der Judoka Aschwanden den Unterschied in fünf Minuten ausmachte, hat der Politiker Aschwanden nun einen achtmonatigen Kampf vor sich. Angst macht ihm das nicht.

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