Was für ein Kontrast zur Credit Suisse: Die UBS schreibt im ersten Quartal einen Reingewinn von 1,03 Milliarden US-Dollar. Die CS hatte ihre Quartalszahlen am Montag veröffentlicht – und musste erneut einen happigen Verlust verbuchen. Bereinigt betrug das Minus bei der CS im ersten Quartal vor Steuern 1,3 Milliarden Franken. 61,2 Milliarden Franken an Kundeneinlagen flossen der Bank ab.
Die UBS auf der anderen Seite scheffelt weiterhin Geld. Der Reingewinn von 1,03 Milliarden US-Dollar liegt zwar 52 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresquartals. Allerdings hat die UBS ein Rekordjahr hinter sich. Analysten hatten daher bereits damit gerechnet, dass sie nicht mehr ganz an die Vorjahreszahlen anknüpfen kann.
Börse reagiert enttäuscht
Das scheinen auch die Anleger zu spüren. Sie reagieren enttäuscht auf das Quartalsergebnis der UBS. Beiden Banken gehören zu den grössten Verlierern im SMI. Kurz vor 10 Uhr liegen die Aktien der UBS mit über 4 Prozent im Minus. Ausser Schlagwörtern wie «Stolz», «ein Team» und «Mehrwert für Kunden, Mitarbeitende, Aktionäre und die Schweiz» war vom neuen UBS-CEO Sergio Ermotti (62) nicht viel Konkretes zur Übernahme der CS durch die UBS zu vernehmen.
Verliert die Aktie der UBS an Wert, fallen auch die CS-Titel. Denn diese sind durch das Austausch-Verhältnis von 22,48 CS-Aktien für eine der UBS stark an die Performance der anderen Grossbank gebunden. Die CS-Aktien fallen um über 3 Prozent.
«Hort der Stabilität»
Zudem belastet eine hohe Rückstellung für einen Rechtsfall in den USA das Quartalsergebnis. Es geht dabei um das Geschäft mit Ramsch-Hypotheken in der Zeit vor der Finanzkrise, sogenannte Residential Mortgage-Backed-Securities (RMBS). Dafür stellte die UBS 665 Millionen Dollar zurück.
Mit dem Rückgang des Reingewinns um mehr als die Hälfte verfehlt die UBS die Erwartungen von Analysten zwar deutlich – zeigt sich aber dennoch zufrieden. «Unser gutes zugrunde liegendes Ergebnis und die hohen Kapitalzuflüsse in diesem Quartal belegen, dass unsere Kunden uns in diesem unsicheren Umfeld weiterhin als Hort der Stabilität betrachten», lässt sich der Ermotti in der Mitteilung zum Quartalsergebnis zitieren.
CS-Kundschaft flieht zur UBS
Auffällig: Die UBS hat im ersten Quartal massiv von Neukunden profitiert. Es habe Kapitalzuflüsse in allen Regionen gegeben, schreibt die Bank. In der globalen Vermögensverwaltung – dem Geschäft mit reichen Privatkunden – flossen der Bank 28 Milliarden Dollar zu. 7 Milliarden davon flossen in den letzten zehn Märztagen zur UBS, also nach Ankündigung der CS-Übernahme. Das zeigt deutlich, wie die UBS vom Untergang ihrer grössten Konkurrentin am Paradeplatz profitiert.
Per Ende März verwaltete die UBS – die zweitgrösste Vermögensverwalterin der Welt – 4,16 Billionen Dollar an Vermögen. Ende Dezember waren es noch 3,96 Billionen gewesen. Wenn die Übernahme der CS erst einmal abgeschlossen ist, will die UBS die Grenze von 5 Billionen Dollar an verwalteten Vermögen knacken, wie sie selber schreibt.
Monsteraufgabe Integration
Die UBS macht aber auch klar, dass mit der Übernahme der CS Risiken einhergehen – und sie diese minimieren will. Insbesondere beim in Verruf geratenen Investment Banking der Credit Suisse. Konkret soll die Investmentbank der zusammengeführten UBS 25 Prozent der sogenannten Risk-weighted assets nicht übersteigen.
So oder so bleibe die Übernahme der schlingernden CS aber eine Monsteraufgabe. «Wir wissen um das Ausmass und die Komplexität der Integration und der Restrukturierung der Credit Suisse, sind aber gleichzeitig der Ansicht, dass dieser Zusammenschluss eine einzigartige Möglichkeit zur Schaffung von erheblichem, langfristigem Mehrwert für alle unsere Anspruchsgruppen darstellt», schreibt die UBS.
Die UBS sei zwar bereit für die Übernahme der Credit Suisse, sagte Ermotti am Dienstag vor Analysten und Investoren an einer Telefonkonferenz anlässlich der Ergebnisse zum ersten Quartal. Und er freue sich, wieder zurück zu sein. «Es ist für mich eine Ehre, die Bank in diesen Zeiten wieder führen zu dürfen.» Die UBS sei heute stärker als jemals zuvor.
UBS vor schwierigen Entscheiden
Solche Integrationen würden zwar nicht immer gradlinig verlaufen, er sei aber sehr zuversichtlich für das Endergebnis. «Der Zusammenschluss ist eine riesige Chance, langfristig erheblichen Mehrwert für die Aktionäre und den Schweizer Finanzplatz zu schaffen.»
In der kommenden Zeit seien allerdings viele schwierige Entscheide zu treffen, so Ermotti weiter. Diese wolle das Management basierend auf Fakten treffen – und nicht von Gefühlen geleitet.
Die UBS bestätigt, dass sie die Übernahme der CS «aller Voraussicht nach» im zweiten Quartal abschliessen werde. Das zweite Quartal dauert noch bis Ende Juni, dann soll die Zwangshochzeit der beiden Grossbanken – zumindest auf Papier – unter Dach und Fach sein. Immerhin: Aus den für den weltweit tätigen Vermögensverwalter wichtigsten Ländern – wie etwa die USA oder Grossbritannien – hat die Bank bereits die regulatorischen Genehmigungen erhalten.
Skepsis gegenüber Banken hält an
Neben der CS-Übernahme ist die UBS auch mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. So sei das erste Quartal des laufenden Jahres geprägt gewesen von Zinssorgen und Rezessionsängsten.
Auch mit Blick in die Zukunft gibt sich die UBS vorsichtig. Der Krieg in der Ukraine und die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China belasten. Ebenso seien die Sorgen um die Stabilität im Bankensektor noch nicht gänzlich ausgeräumt.