Wem gehört die Superyacht «Amadea»? Und können die USA das Luxus-Schiff im Wert von 325 Millionen Dollar wirklich beschlagnahmen? Mit diesen Fragen muss sich nun der Oberste Gerichtshof des Inselstaates Fidschi beschäftigen, wo das Schiff derzeit festsitzt.
Der Krimi um die «Amadea» beginnt am 24. Februar 2022 – dem Tag der russischen Invasion in der Ukraine. Der russische Oligarch Suleiman Kerimow (56), mutmasslicher Eigentümer der «Amadea», soll alles daran gesetzt haben, seine Superyacht vor den westlichen Sanktionen und der Beschlagnahmung zu retten.
Spektakuläre Flucht über die Weltmeere
Mit ausgeschaltetem Transponder soll sein Team versucht haben, das Schiff vor den Behörden zu verstecken. Es beginnt eine spektakuläre Flucht über die Weltmeere, 10'000 Kilometer legt die «Amadea» in dieser Zeit zurück. Doch dann endet plötzlich die Überfahrt von Mexiko nach Australien in der Nähe der Fidschi-Inseln. Aufgrund fehlender Zollfreigaben wird die Yacht festgesetzt und in den wenig glamourösen Containerhafen von Lautoka, der drittgrössten Stadt Fidschis, gebracht.
Die «Amadea» ist eine Villa auf See. Sie ist 106 Meter lang, bietet Platz für 18 Gäste sowie maximal 36 Crew-Mitglieder. Neben dem fast schon obligatorischen Helikopterlandeplatz gibt es einen grossen Wintergarten, ein Kino und einen Salon. Die jährlichen Betriebskosten für die 325-Millionen-Dollar-Yacht beziffern Experten mit 25 bis 30 Millionen US-Dollar.
Beziehungen zu Putin und der Schweiz
Offiziell gehört die «Amadea» einer Briefkastenfirma namens Millemarin Investments mit Sitz auf den Kaimaninseln. Doch die Amerikaner sind sich sicher: Putin-Freund Kerimow ist der Besitzer. Der Oligarch ist in der Schweiz ein alter Bekannter. Er unterhält enge Beziehungen zu Luzern und geriet vor einigen Jahren wegen fragwürdiger Immobiliendeals in die Schlagzeilen.
Das Magazin «Forbes» führte den aus Dagestan stammenden Geschäftsmann und Senator 2020 auf seiner Liste mit einem Vermögen von 25 Milliarden US-Dollar zeitweise als reichsten Russen. Seit Mitte März steht Kerimow wegen seiner engen Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) auf der Sanktionsliste der EU, Amerika und der Schweiz.
Trick der Anwälte
Weil Kerimow auf der Sanktionsliste ist, haben die Amerikaner die Behörden in Fidschi angewiesen, das Schiff in ihrem Namen zu beschlagnahmen. Die Gegenseite will das nicht hinnehmen und zieht vor Gericht. Sie argumentieren, dass nicht Kerimow der Eigentümer der Yacht ist, sondern der russische Milliardär Eduard Jurjewitsch (62), der nicht auf der Sanktionsliste steht.
Würde das stimmen, müsste die Yacht also wieder freigegeben werden. Brisant: Die Anwälte der Briefkastenfirma nutzen den Namen von Jurjewitsch nicht zum ersten Mal für einen solchen Fall. Bereits im Zusammenhang mit der Mega-Yacht «Scheherazade», die noch immer im italienischen Marina Di Carrara festsitzt, argumentierten sie mit Jurjewitsch. Auch bei diesem Schiff wird ein anderer Eigentümer vermutet – keinen Geringeren als Putin selbst.
FBI: Kerimow soll Pizzaoffen und Wellness-Bett gekauft haben
Zurück auf die Fidschi-Inseln: Dort hat am Dienstag der High Court in der Hauptstadt Suva entschieden, einem Antrag aus Washington auf Beschlagnahmung der «Amadea» stattzugeben. Den Versuch der Verteidigung, gegen den Beschluss vorzugehen, lehnte das Gericht ab, wie es in einer Mitteilung der Justizbehörden heisst. Jetzt ziehen die Anwälte den Fall an den Oberste Gerichtshof.
Die US-Strafverfolgungsbehörde FBI bringt die «Amadea» mit Kerimow in Verbindung, weil diese an Bord angeblich Codenamen benutzte und Gegenstände wie einen Pizzaofen und ein Wellness-Bett kaufte. Das Schiff wurde zum Ziel der Taskforce Kleptocapture, die im März ins Leben gerufen wurde, um das Vermögen russischer Oligarchen zu beschlagnahmen und Russland zur Beendigung des Krieges zu zwingen.
Wie der Krimi ausgeht, wird sich also in den nächsten Wochen entscheiden. Der «Luzerner Oligarch» Kerimow hat sich bislang nicht zum Fall geäussert. (nim)