Präsident der Genossenschaft Neuenburg-Freiburg unter Verdacht
Die Migros hat Strafanzeige eingereicht

Knall bei der Migros Genossenschaft Neuenburg-Freiburg (GMNF). Die Migros-Zentrale hat Strafanzeige gegen deren Präsidenten eingereicht. Er soll sich bereichert haben.
Publiziert: 02.07.2019 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2019 um 15:24 Uhr
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Die Migros-Zentrale am Limmatplatz in Zürich liess verdächtige Geldtranssaktionen in der Migros Freienburg-Neuenburg durchleuchten. Noch darf sie sich nicht zum Fall äussern.
Ulrich Rotzinger

Die Migros kommt nicht zur Ruhe. Die Zentrale (MGB) in Zürich rüttelte die Genossenschafter letzte Woche mit dem Verkaufsabsichten von Globus, Interio, Depot und M-Way wach. Gleichzeitig kommen bei der Migros Genossenschaft Ostschweiz fast täglich neue Sparmassnahmen am Sitz in Gossau SG und beim Personal (Kürzung von Kantinenzuschüssen und Co.) ans Licht.

Jetzt brennt es in der Migros Genossenschaft Neuenburg-Freiburg. Migros-Sprecher Tristan Cerf zu BLICK: «Der Migros-Genossenschafts-Bund hat am Montag, 1. Juli, gestützt auf den einstimmigen Beschluss der Verwaltung vom 27. Juni, eine Strafanzeige unter anderem wegen ungetreuer Geschäftsführung eingereicht.» Man wolle den Sachverhalt behördlich und unabhängig klären lassen. «Der MGB hat der Staatsanwaltschaft Freiburg dazu umfangreiche Unterlagen eingereicht.»

Der Migros-Sprecher weiter: «Die Direktion GMNF unterstützt das Vorgehen des Migros-Genossenschafts-Bunds.» Für Herrn Piller gelte die Unschuldsvermutung.

Was ist passiert?

«Hat ein Migros-Chef sich selbst bereichert?», steht heute in grossen Buchstaben auf dem Titel von «20 Minuten». Eine Affäre, in dessen Zentrum der Präsident der Migros Genossenschaft Neuenburg-Freiburg (GMNF) stehe, beschäftige die Migros-Spitze seit Monaten. Der Präsident heisst Damien Piller (61).

Er ist seit über zwei Jahrzehnten Verwaltungsratspräsident der GMNF, aber auch als Rechtsanwalt und Unternehmer tätig. Und er gilt als Ziehvater von Fabrice Zumbrunnen (49), der seit eineinhalb Jahren an der Spitze der Migros steht.

Die Pendlerzeitung ist offenbar im Besitz «verschiedener interner Dokumente». Diese Untersuchungsberichte würden den Verdacht nahelegen, dass der Präsident in die eigene Tasche gewirtschaftet habe. Dabei geht es laut dem Bericht um rund 1,7 Millionen Franken.

Brisante interne Dokumente

Anhand der Dokumente rekonstruiert «20 Minuten» den Fall folgendermassen: In den Jahren 2014 und 2015 hat die GMNF zwei Zahlungen von je 864'000 Franken an Firmen getätigt, die Piller gehörten. Das brisante daran: Pillers Firmen hatten in Belfaux FR und La Roche FR Liegenschaften realisiert, in denen jeweils ein Migros-Supermarkt eingemietet ist. Laut den Berichten fungierte Piller auch als Rechtsberater für die involvierten Immofirmen.

Drittkleinste der zehn Migros-Regionen

Die Migros ist ein Genossenschaftsbund, der aus zehn regionalen Genossenschaften besteht. Zu diesen gehört auch die Migros Neuenburg-Freiburg (GMNF). 

Sie erzielte 2018 über 745 Millionen Franken Umsatz – ein Plus von 0,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Damit gehört sie zu den kleineren der zehn Genossenschaften. Sie beschäftigt 2583 Angestellte. Zum Vergleich: Fast 10'000 sind es bei der Migros Ostschweiz. Die grösste Region gehört der Migros Aare. Die GMNF ist hinter dem Wallis und Tessin die Drittkleinste.

Die Zeichen stehen auf Wachstum: Im Mai eröffnete die Migros in Flamatt FR ein neues Einkaufszentrum und am 1. Juli ein neuer Supermarkt in Neyruz FR. 

Das Kerngeschäft der Migros ist der genossenschaftliche Detailhandel. Aber es war vor allem der Nonfood-Bereich, der zum stabilen Umsatz beigetragen hat. Auch Tourismus-Angebote und die Klubschulkurse laufen in der Region gut, wenn auch auf tiefem Niveau.

Präsident der Verwaltung ist Damien Piller, gegen den aktuell schwere Vorwürfe erhoben werden. Geschäftsleiter der GMNF ist seit 2017 Jean-Marc Bovay – der auch schon seine Lehre bei der Migros gemacht hatte. Noé Waldmann

Die Migros ist ein Genossenschaftsbund, der aus zehn regionalen Genossenschaften besteht. Zu diesen gehört auch die Migros Neuenburg-Freiburg (GMNF). 

Sie erzielte 2018 über 745 Millionen Franken Umsatz – ein Plus von 0,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Damit gehört sie zu den kleineren der zehn Genossenschaften. Sie beschäftigt 2583 Angestellte. Zum Vergleich: Fast 10'000 sind es bei der Migros Ostschweiz. Die grösste Region gehört der Migros Aare. Die GMNF ist hinter dem Wallis und Tessin die Drittkleinste.

Die Zeichen stehen auf Wachstum: Im Mai eröffnete die Migros in Flamatt FR ein neues Einkaufszentrum und am 1. Juli ein neuer Supermarkt in Neyruz FR. 

Das Kerngeschäft der Migros ist der genossenschaftliche Detailhandel. Aber es war vor allem der Nonfood-Bereich, der zum stabilen Umsatz beigetragen hat. Auch Tourismus-Angebote und die Klubschulkurse laufen in der Region gut, wenn auch auf tiefem Niveau.

Präsident der Verwaltung ist Damien Piller, gegen den aktuell schwere Vorwürfe erhoben werden. Geschäftsleiter der GMNF ist seit 2017 Jean-Marc Bovay – der auch schon seine Lehre bei der Migros gemacht hatte. Noé Waldmann

Die Migros-Zentrale in Zürich bekam offenbar Hinweise zugespielt. Sie liess die Geldtransaktionen durchleuchten. Prüfer und die später hinzugezogenen Anwälte von Baker McKenzie fanden keinen plausiblen Grund für die Zahlungen. «Offenbar lässt sich nicht identifizieren, welche Gegenleistungen die GMNF für die rund 1,7 Millionen Franken konkret erhielt», heisst es im Bericht der Anwälte an die Migros, aus denen das Pendlerblatt zitiert.

Es mache den Anschein, dass das Geld Damien Piller zugeflossen sei. Die Rede ist von ungetreuer Geschäftsbesorgung und einem eklatanten Interessenkonflikt.

Maulkorb für die Migros-Spitze in Zürich

Die Migros-Zentrale hat sich bislang nicht geäussert. Sie soll einen Maulkorb in Form einer superprovisorischen Verfügung von Piller erhalten haben, die das Schweigen zum Fall erklären würde. «Ja, aufgrund einer gerichtlichen Verfügung dürfen wir uns zur Zeit nicht zum Sachverhalt äussern», sagt Migros-Sprecher Tristan Cerf zu BLICK.

Piller hält gegenüber «20 Minuten» fest, dass er alle Vorwürfe zurückweise. «Alles komplett falsch», sagt er. Er könne die Rechtmässigkeit aller getätigten Zahlungen beweisen. Er habe auch jeweils die Migros informiert, um einen Interessenkonflikt zu vermeiden und sei nötigenfalls bei Entscheiden in den Ausstand getreten. 

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