Postauto AG betreibt teure Nebengeschäfte
Wo die Schummel-Millionen landeten

Zu über 78 Millionen Franken hat die Postauto AG in den letzten Jahren unrechtmässig bekommen. Das Geld hat sie unter anderem für Investitionen genutzt. Nicht alle waren erfolgreich.
Publiziert: 12.02.2018 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 03:15 Uhr
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Carpostal fuhr in Frankreich eine Millionenbusse ein.
Foto: Die Post
Moritz Kaufmann

Es sind mindestens 78,3 Millionen Franken, die die Postauto AG erschlichen hat – über acht Jahre verteilt. So viel ist bekannt. Unklar ist, was die Post-Tochter mit dem Geld gemacht hat.

Auf Anfrage von BLICK stellt die Post klar: «Sämtliche unrechtmässig erhaltenen Abgeltungen sind gemäss heutigem Kenntnisstand innerhalb der Organisationseinheit Postauto verblieben und wurden für den laufenden Betrieb und Investitionen genutzt.» Weitere Untersuchungen sollen zeigen, wie die Schummel-Millionen im einzelnen verwendet wurden.

Wenn das Geld tatsächlich bei der Postauto AG blieb, gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten. Denn das Unternehmen ist mitnichten nur ein Betreiber von mittelmässig bis schlecht ausgelasteten Buslinien. Die Postauto AG versucht seit Jahren, ihr behäbiges Image abzustreifen. Ein Symbol dafür: Das selbstfahrende Postauto, das seit Sommer 2016 durch Sitten kurvt. Aber es gibt weitere Projekte, welche die Post verfolgt:

Carpostal

Seit 14 Jahren ist Postauto in Ostfrankreich unter dem Namen «Carpostal France» unterwegs. Neun Stadtnetze und diverse Überland-Linien gehören zum Angebot – misstrauisch beäugt vom französischen Staat! Ein Gericht in Lyon (F) verknurrte Carpostal im September 2016 zu Schadenersatzzahlungen von 10,6 Millionen Euro. Der Grund: Der Staatsbetrieb Postauto habe mit Subventionen aus der Schweiz französische Konkurrenten ausgestochen. Hat sich Postauto mit den falsch verbuchten Millionen Marktanteile in Frankreich gesichert? «Solche Hinweise habe ich schon bekommen. Wenn es so wäre, ist es ein Skandal», sagt SVP-Nationalrat und Verkehrspolitiker Ulrich Giezendanner (64). Die Postauto AG hat solche Berichte dementiert. Gegen das Urteil von Lyon rekurriert sie.

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Illegale Millionen für die Post: Am Dienstagmorgen laden das Bundesamt für Verkehr (BAV) und die Post zu einer Pressekonferenz. Die Erkenntnis: Postauto erschummelte sich über Jahre insgesamt 78,3 Millionen Franken Subventionen. Post-CEO Susanne Ruoff wird für ihr schnelles Handeln gelobt.
Foto: Arno Balzarini

Publibike

Postauto steht auch hinter den Leih-Velostationen, die man in mehreren Schweizer Städten kennt. Laut neuesten Zahlen handelt es sich um 110 Stationen mit rund 1100 Velos. In Zürich gewann Publibike den Zuschlag für 100 Stationen mit 1500 Velos. Doch das Geschäft hat mit hartem Gegenwind zu kämpfen. Private Leihvelo-Anbieter wie Obike, Limebike oder Smide fluten Zürich mit ihren Zweirädern. Ob es weitere Fixstationen in Zürich braucht, wird derzeit geprüft. Die Frage ist: Woher hat die Postauto AG das Geld für solche Grossinvestitionen, wo sie doch auf 85 Prozent ihrer Bus-Strecken gar kein Geld verdienen darf?

Mobilitäts-App

Unter dem Namen «Nordwestmobil» entwickelte Postauto eine eigene Moblitäts-App. Sie wurde in Zusammenarbeit mit den Basler Verkehrsbetrieben getestet. Die Idee: Eine App organisiert die lückenlose Mobilität von A nach B – inklusive Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Fahrdienst Uber. Damit tritt Postauto in direkte Konkurrenz mit den SBB. Im Herbst wurde das Projekt beendet. Im Frühling soll die App national ausgerollt werden – trotz der aktuellen Turbulenzen.

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