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Pharma-Gelder für Ärzte
Besitzerin einer Schönheitsklinik kassiert am meisten

Eine aktuelle Auswertung zeigt: Die Sponsorengelder der Pharmaindustrie steigen auf einen neuen Rekordwert. Mit 152’000 Franken erhielt die Besitzerin einer Neuenburger Klinik 2023 am meisten Geld.
Publiziert: 27.09.2024 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2024 um 17:02 Uhr

Auf einen Blick

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Otto Hostettler
Beobachter

2022 verdiente der am Genfersee wohnhafte Professor und Osteoporose-Spezialist Jean-Yves Reginster mit seiner Beratungstätigkeit für den Viatris-Konzern am meisten, letztes Jahr lag er mit 70’000 Franken noch auf Platz zwei.

Mehr als doppelt so viel wie Reginster liess sich Marva Safa überweisen (152’000 Franken). Sie betreibt seit 20 Jahren in Neuenburg eine eigene Schönheitsklinik. Die Zahlung an Marva Safa ist der höchste Betrag, der seit Inkrafttreten der Selbstregulierung der Pharmabranche vor neun Jahren von einer Firma an einen Arzt oder eine Ärztin dokumentiert ist. Das zeigt die Auswertung von Ringier Medien Schweiz, die auf der Website Pharmagelder.ch veröffentlicht wird.

Solche Zahlungen können die Unabhängigkeit der Ärztinnen und Ärzte gefährden. Deshalb ist die Transparenz wichtig, die Pharmagelder.ch herstellt.

Schweigen zu Interessenkonflikten: Ärzte verweigern Auskunft

Der Beobachter wollte von Reginster und Safa wissen, was konkret ihre Tätigkeit für die Industrie ist und wie sie mit potenziellen Interessenkonflikten umgehen. Sowohl Reginster, der unter anderem ausserordentlicher Professor an der Universität Lüttich (Belgien) ist, als auch Marva Safa liessen die Anfrage unbeantwortet.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Vom Gesamtbetrag liess sich die Schönheitsärztin rund 57’000 Franken als Reise- und Übernachtungsspesen auszahlen. Der Rest sind Beratungs- und Vortragshonorare.

Gemäss den von den Pharmafirmen veröffentlichten Daten erhielt die Schönheitsmedizinerin 2023 ausschliesslich Geld des Pharmakonzerns AbbVie, der die ästhetische Medizin zu einem seiner Schwerpunkte zählt. Vor einem Jahr teilte sie dem Beobachter auf eine ähnliche Anfrage mit, sie unterstütze Pharmafirmen als «unabhängige Beraterin, um anderen Ärzten den sicheren und evidenzbasierten Einsatz von Produkten und Geräten zu vermitteln».

Der «Beobachter»-Prämienticker

Es scheint wie ein Naturgesetz: Im Herbst fallen die Blätter und die Krankenkassenprämien steigen. Mit dem Prämienticker unternimmt der «Beobachter» etwas dagegen: Er recherchiert und publiziert Missstände im Gesundheitswesen, benennt die Verantwortlichen und fordert Lösungen von den Entscheidern.

Es scheint wie ein Naturgesetz: Im Herbst fallen die Blätter und die Krankenkassenprämien steigen. Mit dem Prämienticker unternimmt der «Beobachter» etwas dagegen: Er recherchiert und publiziert Missstände im Gesundheitswesen, benennt die Verantwortlichen und fordert Lösungen von den Entscheidern.

Auf dem dritten Rang liegt Luc Biedermann mit 67’000 Franken. Er ist leitender Arzt an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Unispital Zürich (Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt). Auch Biedermann liess konkrete Fragen des Beobachters unbeantwortet, teilte aber mit, dass er die Veröffentlichung der finanziellen Zuwendungen durch die Pharmaindustrie aus Gründen der Transparenz begrüsse.

Den vierthöchsten Betrag (60’000 Franken) erhielt der Rheumatologe Oliver Distler, der auch das Wirbelsäulenzentrum des Unispitals Zürich leitet. Distler beantwortete die Fragen des Beobachters nicht.

«Im Interesse der bestmöglichen Erhaltung der Gesundheit»

Der Basler Pädiater Ulrich Heininger kommt im Ranking der von der Pharmaindustrie bestbezahlten Ärzte auf den fünften Platz (50’000 Franken). Heininger betont auf Anfrage, die bezahlten Nebentätigkeiten würden sein persönliches Spezialgebiet betreffen, nämlich die Impfstoffsicherheit und Impfprävention im Allgemeinen und gegen Keuchhusten (Pertussis). «Ich tue das im Interesse der bestmöglichen Erhaltung der Gesundheit unserer Bevölkerung.»

Seine Aufgabe am Universitäts-Kinderspital beider Basel liege im Gebiet der Betreuung von kranken Kindern und Jugendlichen. Deshalb sei seine Unabhängigkeit nicht gefährdet und es bestehe auch kein Interessenkonflikt.

Seit die Pharmaindustrie vor neun Jahren erstmals die finanziellen Zuwendungen an die Ärzteschaft und Akteure des Gesundheitswesens veröffentlichte, stieg die jährliche Geldsumme kontinuierlich an. 2015 schütteten die über 60 Pharmafirmen noch 141 Millionen Franken aus, jetzt sind es bereits 246 Millionen Franken.

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