Panikmache mit falschen Zahlen in Einkaufstourismus-Studie
Die dreisten Tricks der Statistiker!

10,7 Milliarden Franken sollen die Schweizer 2015 im Ausland ausgegeben haben, behauptet GfK Switzerland. Doch das ist eine haltlose Behauptung. Tatsächlich waren deutlich weniger als 10 Milliarden und weniger als vor zwei Jahren.
Publiziert: 18.02.2016 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:15 Uhr
Guido Schätti

«Schweizer geben 2015 rund 10,7 Milliarden Franken im Ausland aus», schreibt das Marktforschungsinstitut GfK Switzerland. Im Vergleich zur letzten Studie sei dies ein Anstieg von 6 Prozent. Das Problem dabei: Die Zahlen sind völlig aus der Luft gegriffen. In Wahrheit haben die Schweizer Einkaufstouristen letztes Jahr nicht nicht mehr, sondern weniger ausgegeben. 

Im Auftrag der IG Detailhandel hatte die GfK zwischen September und Dezember mehr als 4000 Personen online befragt. Doch die Resultate wurden grobfahrlässig verzerrt: Die GfK rechnete mit einem Wechselkurs von 1,24 Franken pro Euro. Damit wurden die tatsächlichen Ausgaben der Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen künstlich aufgebläht.

Rechnet man mit dem realen Wechselkurs vom letzten Jahr (also etwa 1,05 Franken), fällt das Resultat ganz anders aus: Dann gingen die Ausgaben der Schweizerinnen und Schweizer um 15 Prozent auf 8,6 Milliarden Franken zurück. Berücksichtigt man, dass der Franken im Herbst schwächer wurde und nimmt einen Euro-Kurs von 1.09 Franken, betrugen die Ausgaben 9,5 Milliarden Franken.

Ausgaben von Einkaufstouristen brechen um 20 Prozent ein

Doch auch das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Die GfK rechnet in den Gesamtbetrag auch die Ausgaben auf Geschäfts- und Ferienreisen mit ein. Die «gezielten Einkäufe im Ausland» – also das, was man im Normalfall unter Einkaufstourismus versteht – werden nur in den Folien separat ausgewiesen. Und siehe da: Sie schrumpften 2015 um 5 Prozent auf 4,8 Milliarden Franken. Auch hier rechnet die GfK mit einem fiktiven Frankenkurs. Die tatsächlichen Ausgaben (mit WK 1.09) betrugen 4,2 Milliarden Franken. Im Vergleich zu 2013 ist dies ein Rückgang um 900 Millionen oder 18 Prozent. 

GfK-Chef: Titel ist «unglücklich formuliert»

Von BLICK mit dem Manipulationsvorwurf konfrontiert, sagt GfK-Direktor Thomas Hochreutener, die eingangs zitierte Aussage, die auch der Titel der GfK-Medienmitteilung ist, sei «unglücklich formuliert». Der Entscheid, statt des realen Wechselkurses jenen von zwei Jahren zu nehmen, sei mit der IG Detailhandel gemeinsam getroffen worden. Ziel sei gewesen, die Vergleichbarkeit zu verbessern. Mengenmässig und in Euro gerechnet hätten die Schweizer letztes Jahr mehr im Ausland eingekauft. Hinter der IG Detailhandel stehen Migros, Coop, Denner und Manor. 

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