Oligarch Viktor Vekselberg über die Vorzüge seiner Wahlheimat
«Darum liebe ich die Schweiz»

Er ist milliardenschwer und hat die Schweiz als Wahlheimat auserkoren: Der Russe Viktor Vekselberg erklärt der Eidgenossenschaft die Liebe. Die Gründe.
Publiziert: 08.12.2019 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2020 um 17:52 Uhr
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Viktor Vekselberg: Der russische Milliardär erklärt der Schweiz die Liebe.
Foto: Alexander Shcherbak

Der russische Oligarch Viktor Vekselberg (62) spricht der Schweiz seine Liebe aus. Im Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt der Industrielle, was er an seiner Wahlheimat schätzt.

«Ich habe eine hohe Meinung vom einzigartigen juristischen und politischen System des Landes», so Vekselberg. «Weil dieses kleine Land gleichzeitig noch extrem international ausgerichtet ist, bin ich hier.» Und: «Ich liebe die Schweiz.»

Vekselberg hat seit Ende 2004 ein enges Verhältnis zur Schweiz. Seinerzeit stieg er bei der Immobiliengruppe Züblin ein. In der Folge zügelte der Russe, dessen Vermögen auf knapp 12 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, in die Schweiz. Zusammen mit seiner Holding.

Das «Phantom» Vekselberg

Vekselberg begann, in grossem Stil in Schweizer Konzerne zu investieren. In OC Oerlikon, Sulzer, Schmolz + Bickenbach. Er selbst blieb für viele unnahbar. Als «Phantom» bezeichnete ihn zuletzt Martin Haefner (66), der ebenfalls bei Schmolz + Bickenbach investiert ist. Haefner ist auch Besitzer des VW-Importeurs Amag.

Vekselberg wehrt sich gegen den Begriff. «Natürlich bin ich kein Phantom», sagt der 66-Jährige zur «NZZ am Sonntag».

«Über mich wird ja in den Medien sehr viel geschrieben. Offen gesagt wünsche ich mir manchmal, es wäre etwas weniger. Ich bin von meinem Naturell her keine Person, die gerne in der Öffentlichkeit steht.»

Begeistert von Lionel Messi

Vekselberg ist seit 15 Jahren am WEF in Davos GR. Er engagiert sich für den Dialog zwischen Russland und der Schweiz. Der Milliardär hielt eine Rede, als unlängst die neue Botschaft in Moskau eröffnet wurde. «Zudem unterstütze ich die Musikfestivals in Luzern und Verbier», so Vekselberg.

«Dort treffe ich regelmässig Vertreter aus Wirtschaft und Politik. Ich könnte viele andere Beispiele nennen und möchte fast sagen, dass ich zu sichtbar bin. Ich würde meine öffentlichen Aktivitäten gern reduzieren.»

Privat ist der Geschäftsmann ein Sportfan. «Ich sammle sogar Fussballleibchen mit der Unterschrift von Lionel Messi», sagt Vekselberg. «Ich schwimme und spiele Pingpong.» Letzteres sei Familiensache. «Ich wurde 1957 in der Ukraine geboren. Damals gehörte mein Vater dort zu den besten Pingpong-Spielern. Meine Schwester spielte ebenfalls hervorragend, beide schlugen mich problemlos.»

Angehörige im Holocaust verloren

In seiner ukrainischen Heimatstadt hat Vekselberg die Restaurierung einer Synagoge finanziert. So wie er sich auch an anderen Orten für jüdische Projekte eingesetzt hat. Die Angelegenheit in Drohobytsch, so der Name seiner Geburtsstadt, ist aber eine Herzensangelegenheit.

«Meine Mutter war Ukrainerin, mein Vater jüdisch, von ihm stammt der Name Vekselberg. Meine Familie verbindet eine sehr schmerzvolle Geschichte mit dem Ort», sagt der Industrielle.

«17 Mitglieder meiner Familie väterlicherseits wurden im Holocaust ermordet. Mein Grossvater, meine Grossmutter, meine Onkel. Nach dem Kriegsausbruch in der Westukraine trieben die Nazis die Juden zusammen und schafften sie in Lager. Als die sowjetische Armee vorrückte, um die Gebiete zu befreien, brachten die Deutschen innert dreier Tage mehr als 12'000 Mitglieder unserer Gemeinschaft um. Darunter waren auch meine Angehörigen. Darum habe ich viel Zeit und Geld dafür aufgewendet, diese Synagoge wiederaufzubauen.» (ise)

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