Kurz, Clinton und Gaddafi
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Chef am WEF:Kurz, Clinton und Gaddafi

Der Chef am WEF: So kommt man an die WEF-Stars
Ich hätte da mal eine Frage

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, berichtet Tag für Tag von seinen Eindrücken am WEF. Heute erklärt er, wie man sich hochkarätige Interviewpartner angelt.
Publiziert: 24.01.2019 um 22:17 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2019 um 07:49 Uhr
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Treff am WEF: Christian Dorer mit Sebastian Kurz.
Foto: André Springer
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Christian Dorer

An kaum einer anderen Veranstaltung erleben Journalisten eine dichtere Zusammenballung von vielversprechenden Interviewpartnern als am WEF. Allein am Donnerstag sprachen mein Team und ich mit dem österreichischen Bundeskanzler, dem Präsidenten Kosovos, dem deutschen Wirtschaftsminister, dem CEO von Roche und einer weltbekannten Ökonomin.

Beim WEF und rundherum drängen sich Tag für Tag Hunderte von Journalisten. Als Vertreter des Gastlandes geniessen wir Schweizer in diesem internationalen Getümmel Heimvorteil – wir wissen am besten, wo wir wen abfangen müssen, der eigentlich kein Interview geben will, sich aber vielleicht trotzdem spontan dazu überreden lässt.

Zum Beispiel Bill Clinton (72): Bis vor einigen Jahren war der ehemalige US-Präsident regelmässiger WEF-Gast. Ein Interviewtermin: völlig ausgeschlossen, sein Büro antwortete nicht mal auf Anfragen. Aber als ich ihn einfach am Rande einer Party abfing, gab er mir ein spannendes Zehn-Minuten-Interview über sein Verhältnis zur Schweiz.

Oder Sergey Brin (45), einer der beiden Gründer von Google. Der US-Multimilliardär nahm sich in einer Hotellobby spontan Zeit für einen kleinen Gedankenaustausch – und lud mich erst noch zu seiner rauschenden Exklusivparty ein.

Manchmal ergeben sich Verabredungen für spätere Termine: Auch Youtube-Gründer Chad Hurley (42) wollte kein Interview geben. Aber er lud mich zu einer Flasche Wein in die Davoser Piano-Bar ein … und dann zum Besuch seines Headquarters im Silicon Valley.

Mein kuriosestes WEF-Interview hatte ich mit Saif Gaddafi (46), dem Sohn des blutrünstigen libyschen Diktators. Plötzlich erzählte er von seinen Haustieren: zwei weissen Tigern … Noch unheimlicher war die Begegnung mit einem arabischen Prinzen, dem langjährigen Chef des Auslandgeheimdienstes von Saudi-Arabien. Ich fragte mich, welche tödlichen Befehle er wohl alles unterzeichnet haben mochte … noch lange vor dem Fall Khashoggi.

Viele meiner Interviewpartner waren Superstars der Weltwirtschaft. Nicht wenige von ihnen sind tief gefallen: Nissan- und Renault-Chef Carlos Ghosn (64) schmort gerade im japanischen Knast, Ex-Bankenchef Marcel Ospel (68) wird geächtet, seit er die UBS an den Rand des Untergangs führte, ebenso wie Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella (65) wegen seiner 72-Millionen-Abgangsentschädigung.

Manchmal hatte ich aber einfach kein Glück. Weil jemand wirklich nicht wollte. Oder weil ich es vermasselte – wie beim russischen Oligarchen Viktor Vekselberg (61), der eigentlich nie Interviews gibt. Wenigstens hatte ich einen Fünf-Minuten-Termin für drei Fragen ergattert. Doch dann hatte er überraschend eine ganze Stunde Zeit für mich. Es hätte ein tolles Gespräch werden können – wäre ich nur auf mehr als drei Fragen vorbereitet gewesen.

Ich ärgere mich heute noch!

PS: Das Interview mit dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz lesen Sie im nächsten SonntagsBlick.

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