Agustin Carstens (65) ist sehr zuversichtlich für die Schweizer Wirtschaft. Und er muss es wissen. Als Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist er sozusagen der oberste Banker der Welt.
Die Weltwirtschaft sei widerstandsfähiger als erwartet, sagte Carstens in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Was für die Welt gilt, gilt erst recht für die Schweiz.
Daher denkt er, dass in vielen Ländern eine Reduktion der Inflation bei einer nur milden Abschwächung der Konjunktur – eine «weiche Landung» – möglich sei. «Und dazu würde ich die Schweiz zählen. Das Land hat gute Chancen, eine Rezession zu vermeiden», so der BIZ-Chef.
Kritik am Geschäftsmodell der Banken
Lob für die Schweiz gibt es auch dafür, dass sie den unkontrollierten Zusammenbruch einer Grossbank verhindert hat. Im Fall der Credit Suisse (CS) attestierte Carstens den Schweizer Behörden gute Noten. Auf den Untergang der CS folgten keine negativen Auswirkungen auf die Schweizer und die globale Wirtschaft.
Das Hauptproblem von gescheiterten Banken sieht der oberste Banker in deren Geschäftsmodell. «Die Verantwortung liegt bei den Eigentümern und dem Management.»
Regulierung ist kein Allheilmittel
Agustin Carstens pocht weiter auf eine sorgfältige Prüfung möglicher Massnahmen im Bankensystem. Regulierung sei wichtig, könne Unfälle aber nicht verhindern.
Eine überarbeitete Regulierung soll laut BIZ-Chef die Digitalisierung von Finanzdienstleistern miteinbeziehen. Sie führte dazu, dass Geld schneller aus den Banken abgezogen werden konnte, als bisher angenommen.
Nichts überstürzen
«Wir sollten die verschiedenen Möglichkeiten zur Stärkung der Liquidität im Bankensystem prüfen», sagte er im Interview weiter. Höhere Liquiditätspuffer könnten ein Ansatz sein.
Neue Vorschriften, wie höhere Eigenkapitalquoten, sollten aber nicht überstürzt erlassen werden. «Wir müssen zuerst genau verstehen, was passiert ist.» Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht arbeite daran. Carstens stellte in ein paar Monaten eine Empfehlung in Aussicht. (SDA/koh)