Das Silicon Valley hat seinen nächsten Star: Jensen Huang (60). Der CEO von Chiphersteller Nvidia ist mit der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen definitiv in den erlauchten Kreis des personalisierten Tech-Hypes aufgestiegen.
Gegenüber dem Vorjahr verdoppelte das Unternehmen den Umsatz auf 13,5 Milliarden Dollar. Den Gewinn verzehnfachte es gar auf 6,2 Milliarden Dollar. Selbst in der megalomanen Welt der amerikanischen Tech-Szene sorgten die Ergebnisse für einen Aufschrei. Der Aktienkurs schoss daraufhin in die Höhe – Huangs Vermögen wird neuerdings auf 42 Milliarden Dollar geschätzt.
In der Schule putzte er Toiletten
Die Geschichte des Mannes hinter dem Erfolg liest sich denn auch wie die eines Tellerwäschers aus Hollywood. Der Sohn taiwanesischer Eltern verbringt er die ersten Lebensjahre auf der asiatischen Insel und in Thailand. Schliesslich senden sie ihn und seinen Bruder zu Verwandten in die USA, bevor sie selbst nachziehen.
Die ersten Jahre verbringt er in einer baptistischen Schule für schwer erziehbare Kinder. Arbeit gehört genauso dazu wie lernen. Für den kleinen Jensen bedeutete dies: regelmässig Toiletten putzen. Trotzdem sagt er heute: «Ich habe die Zeit, die ich dort verbracht habe, geliebt.»
Aus einfachen Verhältnissen stammend, unterscheidet sich die Biografie Huangs von derer anderer wie Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Steve Jobs. Trotzdem nutzt er sie für etwas, das er wie die anderen Tech-Promis virtuos beherrscht: die Selbstinszenierung.
Die Firma gründete er im Diner
Huang erzählt gerne und oft von seinen Studienjahren. Neben der Uni jobbt er bei der Diner-Kette Denny's, wo er auf zwei Mitarbeiter trifft, mit denen er 1993 schliesslich Nvidia gründet. Die Idee, die den introvertierten Gaming-Fanatiker zum charismatischen CEO und Milliardär machen wird: Grafikprozessoren, die sich besonders gut für Videospiele und andere visuelle Anwendungen eignen.
Damit erkennt er den Geist der Zeit. Im Gaming-Zeitalter werden seine Produkte zum Kassenschlager, sind unter anderem in Konsolen wie der Playstation 3 zu finden. Den jüngsten Erfolg verdankt Huang aber einem anderen Hype, auf den er mit einer Neuausrichtung seiner Firma 2003 einmal mehr geschickt zusteuerte: Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI).
Denn das Entwickeln von KI-Tools wie Chat-GPT oder DALL-E benötigt unglaubliche Mengen an Rechenleistung. Und anders als bei früher herkömmlichen Designs verarbeiten Huangs Chips Informationen schon länger parallel statt sequenziell. Jetzt beschert ihm diese einst ungewöhnliche strategische Ausrichtung den entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Lederjacke statt Rollkragenpullover
Dementsprechend rührt er heute mit grosser Kelle an. Jüngst sprach er vom Beginn eines «neuen Computerzeitalters». Huang selbst glaubt, dass in Zukunft jährlich mehrere Hundert Milliarden Dollar in neue Rechenzentren investiert werden. Trifft seine Prognose zu, wird sich die bereits jetzt reissende Nachfrage nach seinen Chips nochmals verstärken.
Seine PR-Kampagne für die Wunderwelt der Künstlichen Intelligenz treibt er indes auf eine Art und Weise an, die an einen Altbekannten erinnert. Wie Apple-Guru Steve Jobs hat er ein Kleidungsstück zu seinem Erkennungsmerkmal gemacht. Jobs trug bei öffentlichen Auftritten fast ausschliesslich Rollkragenpullover, bei Huang sind es hingegen Lederjacken.
Erst kürzlich wurde er an einer Konferenz in seiner Heimat Tapei mit Temperaturen von bis zu 32 Grad auf seine Kleidung angesprochen. Huangs Antwort: «Ich bin immer cool.»