Das dritte Wochenende mit geöffneten Clubs steht an. Seit dem 26. Juni darf in der Schweiz wieder getanzt, geraved oder gerockt werden. Wer dann aber tatsächlich vor der Clubtür steht, für den gilt: Rein kommt nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist.
Eine absolute Sicherheit vor Ansteckungen bietet das nicht. Das beweist ein aktueller Fall aus dem Zürcher Club Hive: Wie der Club am Donnerstag auf Facebook bekannt gab, war letztes Wochenende ein Covid-positiver Partygänger im Hive unterwegs. Der Gast habe ein gültiges Covid-Zertifikat vorgewiesen, schreibt das Hive. Nachträglich sei er aber positiv getestet worden. Ansteckungen im Club können daher nicht ausgeschlossen werden. «Solltet ihr Symptome feststellen, dann bleibt zu Hause, trefft niemanden und lasst euch bitte umgehend testen», fordert das Hive seine Gäste auf.
Droht Utrecht auch in der Schweiz?
Bereits letzte Woche wurde bekannt, dass in mindestens einem Fall ein Reiserückkehrer mit Corona aus den Spanien-Ferien zurückkam – und das Virus dann in einem Zürcher Club weiterverbreitete. In den Niederlanden sorgte ein Superspreader-Event an einem Techno-Festival in Utrecht für Aufsehen: Rund 1000 Corona-Infektionen sind gemäss den Behörden auf das Festival zurückzuführen. Auch dort waren sämtliche Besucherinnen und Besucher getestet, genesen oder geimpft.
Die Fälle führen zu Kritik an der sogenannten 3-G-Strategie (getestet, geimpft oder genesen). Und das nun sogar in den eigenen Reihen: Dominik Müller, Co-Gründer des Zürcher Clubs Exil, sagt im «Tages-Anzeiger»: «Die Schnelltests sind eine Hintertür, um keine Impfung machen zu müssen, und sie sind erst noch gratis. Das hat Menschen, die unsicher sind, ob sie sich impfen lassen wollen, in ihrer Haltung bestätigt.»
Tests auf dem Silbertablett
Und Müller geht sogar noch einen Schritt weiter: «Wenn man als Betrieb nun auch noch ein Testzentrum vor die Tür stellt, bietet man dem Gast die Alternative sozusagen auf dem Silbertablett an.»
Diese Aussage kommt bei Alex Flach gar nicht gut an. Er ist Mediensprecher verschiedener Zürcher Clubs. Er vertritt etwa das Hive, also eben jenen Club, wo letztes Wochenende ein infizierter Partygänger unterwegs war. Persönlich sei er natürlich auch dafür, dass die Leute sich impfen lassen. Er selber sei auch bereits doppelt geimpft, so Flach. Aber: «Es ist nicht Aufgabe der Clubs, die Leute zu erziehen. Die Clubs müssen zusehen, dass sie wirtschaftlich durchkommen. Dass sie die Möglichkeiten ausschöpfen, die Bund und Kantone ihnen geben, ist nachvollziehbar.»
Den Worten folgen keine Taten
Will heissen: Sich nun dafür einzusetzen, dass nur noch Geimpfte, aber keine Getestete in die Clubs dürfen, wäre ein Schuss ins eigene Knie. Auch Dominik Müller vom Exil will trotz Kritik weiterhin auch Getestete in seinen Club lassen. «Wenn wir als Einzige nur noch Geimpfte reinliessen, wäre das zwar ein starkes Signal, aber der Effekt würde verpuffen, weil die Leute dann einfach auswichen», sagt er zum «Tages-Anzeiger».
Die Zürcher Bar- und Clubkommission, die als Verband des Nachtlebens diverse Lokale vertritt, hält sich im Zwist derweil bedeckt: Sie bleibt in der Impffrage neutral, wie sie an ihrer Generalversammlung letzte Woche entschieden hat.