Geübte Pendlerinnen und Pendler müssten es eigentlich wissen: Wenn man ganz vorne oder ganz hinten auf dem Perron in den Zug einsteigt, findet man am ehesten noch einen Sitzplatz. Und doch steigen immer die meisten in der Mitte ein. Weil sie zu faul sind, die paar Schritte zu machen. Oder in Gedanken noch bei der Arbeit oder mit dem Handy beschäftigt sind. Das führt dazu, dass das Ein- und Aussteigen länger dauert, als geplant.
Verspätungen sind die lästige Folge. Zudem stehen mehr Reisende als nötig. Die SBB wollen das Problem mit Durchsagen über die Bahnhofslautsprecher lösen. «Bitte verteilen Sie sich auf der ganzen Linie des Perrons und schliessen Sie sofort ins Wageninnere auf», hiess es am Flughafen Zürich im Juli und August. So wollten die SBB in einem Test herausfinden, wie wirksam diese Art von Passagierlenkung ist, wie Zeitungen von CH Media schreiben.
50'000 Reisende pro Tag
Den Flughafen-Bahnhof haben sie bewusst ausgesucht, weil es dort eng ist und viele Reisende mit ihrem Gepäck in der Nähe der Rolltreppen stehenbleiben. Mit durchschnittlich 50'000 Ein- und Aussteigern pro Werktag ist er einer der grössten Bahnhöfe der Schweiz. An den wichtigsten Reisetagen wie zu Beginn der Sommerferien oder vor den Weihnachtsfeiertagen sind es noch deutlich mehr.
Das Fazit der Bahn fällt durchzogen aus. Die Pünktlichkeit und der Komfort der Reisenden hätten verbessert werden können. Es sei aber schwierig, abzuschätzen, ob solche Massnahmen etwas bringen, sagt eine SBB-Sprecherin. Und doch: Die Durchsagen werden künftig punktuell auch anderswo ertönen.
Eine generelle Ausdehnung der Durchsagen auf alle Bahnhöfe der Schweiz wird es aber nicht geben. Pendlerinnen und Pendler werden also nicht permanent daran erinnert, wo es noch am ehesten einen freien Sitzplatz gibt. Und wo die Chance gross ist, sich den Stehplatz im Gang mit anderen teilen zu müssen.