Forscher finden schädliche Chemikalien in Iqos-E-Zigaretten
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Neue Laboranalyse von Tabaksticks
Krebserregende Stoffe in Iqos-Zigaretten entdeckt

In einer neuen Laboruntersuchung von E-Zigaretten der Marke Iqos sind vier gefährliche Chemikalien gefunden worden. Die Zigarettenpackung für die Untersuchung wurde im Dezember 2023 von der Organisation Blaues Kreuz gekauft und originalverpackt an ein Labor übergeben.
Publiziert: 28.02.2024 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2024 um 15:26 Uhr
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Die Marke Iqos gehört zu Philipp Morris International.

E-Zigis boomen und gelten im Volksmund als weniger gefährlich als die klassischen Zigaretten. Aber aufgepasst: Auch E-Zigaretten enthalten gefährliche Chemikalien. In einer neuen Laboranalyse wurden in elektronischen Zigaretten der Marke Iqos von Tabak-Gigant Philip Morris mehrere krebserregende oder ätzende Stoffe nachgewiesen. Die Analyse wurde vom Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg in Auftrag gegeben.

Untersucht wurden vier Iqos-Tabaksticks auf sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS, per- und polyfluorierte Chemikalien), wie das Blaue Kreuz am Mittwoch mitteilte. Diese Chemikalien werden seit einiger Zeit mit einer Reihe von Gesundheits- und Umweltproblemen in Zusammenhang gebracht. Sie werden «ewig» genannt, weil sie in der Umwelt nicht abgebaut werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Organisation E-Zigaretten der Firma Iqos untersucht hat. Auch in anderen Laboranalysen sind gefährliche Chemikalien gefunden worden.

Verätzungen, Augenschäden, krebserregend

In dieser Untersuchung konkret erstmals nachweisen konnte das österreichische Labor vier verschiedene Ewigkeitschemikalen: Perfluordecansäure, Perfluorcapronsäure, Perfluorbutansäure und 4:2-Fluortelomersulfonsäure. Diese können schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden verursachen oder sind krebserregend, wie das Blaue Kreuz mitteilte.

Die Zigarettenpackung für die Untersuchung wurde im Dezember 2023 vom Blauen Kreuz gekauft und originalverpackt an das Labor übergeben. Für die Analyse wurden vier Zigaretten-Teile mit dem jeweiligen Zigarettenpapier zerkleinert und aufbereitet.

«Wir können die Medienmitteilung des Blauen Kreuzes Bern-Solothurn nicht kommentieren, ohne den vollständigen Laborbericht zu sehen und diesen zu analysieren», sagt ein Sprecher von Philip Morris. Die wissenschaftliche Transparenz würde die vollständige Publikation des vom Blauen Kreuz in Auftrag gegebenen Laborberichts bedingen und nicht lediglich Teilresultate.

«Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass IQOS die durchschnittlichen Schwellwerte der schädlichen und potentiell schädlichen Chemikalien im Vergleich zu Zigaretten signifikant reduziert. Natürlich ist das Produkt nicht risikofrei und macht abhängig, aber die wissenschaftlichen Ergebnisse zeigen, dass es für erwachsene Raucher, die vollständig umsteigen, nachweislich besser ist als weiter Zigaretten zu rauchen.»

Experte: Die Gefahren von E-Zigis

Unklar bleibt, ob die vom Blauen Kreuz gefundenen Mengen tatsächlich ausreichen, um der Gesundheit von Menschen zu schaden. Fakt ist: Wie normale Zigaretten beinhalten auch Iqos-Systeme natürliches Nikotin, das durch hohe Temperaturen aus Tabakblättern extrahiert wird. Auch die krebserregenden Inhaltsstoffe von herkömmlichen Zigaretten – darunter Teer, Formaldehyd, und Acetaldehyd – sind in ihnen zu finden. Sie kommen aber in 30 bis 90 Prozent geringerer Dosis vor.

Auch wenn die Tabakerhitzer weniger Kohlenmonoxid und Teer produzieren als normale Zigaretten, seien Systeme wie Iqos riskant, sagte Reto Auer (45), Professor für Hausarztmedizin und Leiter Substanzkonsum an der Universität Bern, im letzten Jahr zu Blick. Er schätzte die Gefahren von E-Zigis, Snus etc. im Detail ein.

Sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die durch eine unvollständige Verbrennung entstehen, seien schon in geringen Mengen problematisch. «Sie entstehen in Tabakerhitzern genauso wie in Zigaretten und sind krebserregend.» Auch der Iqos-Hersteller Philip Morris bestätigt, dass die Produkte nicht risikofrei sind. Er betonte aber auf Anfrage: «Im Aerosol, das bei Iqos-Produkten entsteht, sind weniger und geringere Mengen an schädlichen Chemikalien enthalten.» (nim/SDA)

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