Neue Bilder zeigen prekäre Verhältnisse in den Fabriken
So schlimm war der Lockdown in Shanghai wirklich

Chinesische Arbeiterinnen und Arbeiter wurden während des Lockdowns in Fabriken eingesperrt. Neue Bilder zeigen die prekären Bedingungen an den Werktischen und Fliessbändern. Besonders in der Kritik: Apple-Zulieferer Quanta.
Publiziert: 31.05.2022 um 18:09 Uhr
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Chinesische Arbeiter während des Lockdowns in Shanghai: keine Privatsphäre.
Foto: Screenshot ARD

Der härteste Lockdown der Welt ist zu Ende: Nach zwei Monaten eingesperrt sein in den eigenen vier Wänden dürfen die Bewohner der grössten Stadt Chinas wieder raus. Obwohl in Shanghai jetzt wieder langsam der Alltag einkehrt, gehen die Bilder der vergangenen Wochen nicht vergessen.

Die Firmen in der Metropole haben ihre Produktion schon vor Wochen wieder aufgenommen. Die Regierung in Peking verteilte Ausnahmegenehmigungen für die angeschlagene Industrie. Die Bedingung: Wer einmal auf dem Werksgelände ist, darf es nicht mehr verlassen. Alle Mitarbeitende wurden in einer Blase eingesperrt, wie das China-Büro der ARD kürzlich berichtete.

Apple-Zulieferer wollte Arbeiter nicht nach Hause lassen

Für Tausende chinesische Arbeiter hiess es seit über einem Monat: Arbeiten, essen, waschen, schlafen – alles in der Fabrik. Bilder in sozialen Medien zeigen die prekären Arbeitsbedingungen. Mitarbeitende im Schlafsack aneinandergereiht, null Privatsphäre, lautes Schnarchen und Husten – alles auf engstem Raum.

Besonders in der Kritik: Apple-Zulieferer Quanta Computer Inc. Nach fünf Wochen wollten viele junge Leute das Fabrikgelände verlassen – durften aber nicht. Laut ARD kam es zu Tumulten und Handgreiflichkeiten. Die meisten mussten bleiben, einige durften nach Hause gehen. Wer auf dem Werksgelände verharren musste, kriegt neuerdings den dreifachen Lohn. Immerhin.

Laut offiziellen Angaben wurde in China niemand gezwungen, in die Fabriken zurückzukehren. Doch häufig bleibt den Arbeitern gar keine andere Wahl, da sie und ihre Familie auf den kleinen Lohn angewiesen sind.

Swissmem: «Alternative wäre Arbeitslosigkeit»

«Aus Schweizer Perspektive wirken solche Bilder ungewöhnlich und dramatisch. In vielen ausländischen Staaten waren solche Settings in Covid-Zeiten aber üblich», sagt Ivo Zimmermann, Mitglied der Geschäftsleitung beim Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem) zu Blick. Zur konkreten Umsetzung in den Firmen könne sich Swissmem nicht äussern. «Wir sind aber überzeugt, dass Schweizer Industriefirmen bei solchen Ausnahmesituationen alles daran setzen, diese möglichst mitarbeiterfreundlich und zumutbar zu gestalten», sagt Zimmermann.

Doch angesichts der Pandemie hätte die Produktion meist nur unter solchen Bedingungen aufrecht erhalten werden können. «Bei allen Schwierigkeiten und Entbehrungen wäre die Alternative die Schliessung der Firmen und damit Arbeitslosigkeit für die Mitarbeitenden.» Ivo Zimermann ist aber überzeugt: «Aus zahlreichen Kontakten mit Schweizer Industriefirmen, die in China produzieren, wissen wir, dass sie nicht nur alle lokalen Gesetze und Vorschriften befolgen, sondern ihren Mitarbeitenden Arbeitsbedingungen bieten, die sich am Schweizer Standard orientieren.» (nim)


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