Das Spital Wetzikon hat am Dienstag vor den Medien die ausgestiegene Generalunternehmerin Steiner AG scharf angegriffen. Dass das Bauunternehmen den Vertrag gekündigt habe, sei widerrechtlich. Ob die Sache vor Gericht endet, ist noch offen.
«Die Steiner AG hat die Sachlage falsch oder gar rufschädigend wiedergegeben», sagte Hansjörg Herren, Interims-Chef der Spitalbetreiberin Gesundheitsversorgung Zürcher Oberland (GZO).
Es stimme nicht, dass das Spital Wetzikon die Rechnungen nicht gezahlt habe. Steiner sei deshalb keineswegs «gezwungen» gewesen, vom Vertrag zurückzutreten. Bis im April seien alle Rechnungen an die Steiner AG fristgerecht beglichen worden.
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Spital kritisiert fehlende Transparenz
Im April habe die GZO dann eine Zahlung von 3,9 Millionen Franken zurückgehalten, weil das Bauunternehmen seinerseits Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Das Spital kritisiert vor allem fehlende Transparenz bei der Baubuchhaltung. «Wir haben das mehrfach angemahnt und bis heute keinen Überblick über die Zahlungen.»
Die Vertragskündigung durch die Steiner AG habe auch nichts mit der Nachlassstundung zu tun, in der sich das Spital Wetzikon befindet. «Der Vertrag wurde vorher gekündigt», betonte Herren.
Beim Streit geht es nicht zuletzt um die Höhe der Bezahlung für den Neubau. Gemäss Angaben der GZO wurde mit der Steiner AG im Oktober 2022 vereinbart, dass das Unternehmen 225 Millionen Franken erhält. Bei diesem Vertrag sei die Teuerung explizit ausgeschlossen worden.
Neubau ist erst zu 70 Prozent fertig
Im Januar diesen Jahres habe die Steiner AG dann plötzlich 340 Millionen gefordert, obwohl es keine grösseren Projektänderungen mehr gegeben habe. «Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie man auf diese Zahl kommt.» Die GZO wies diese Forderung deshalb zurück.
Anfang Mai hatte die Steiner AG den Vertrag dann aufgelöst. Seither steht die Baustelle still. Der Neubau ist erst zu 70 Prozent fertig. Es fehlen der Verbindungsbau zum bestehenden Spitalgebäude, die Installationen sowie alle Böden, Wände und Decken.
Die Verzögerung betrug jedoch gemäss GZO-Angaben auch schon vor der Vertragskündigung durch die Steiner AG 16 Monate. Statt in diesem Sommer dürfte der Bau deshalb erst im Spätherbst 2025 in Betrieb genommen werden - falls die Arbeiten überhaupt dereinst weitergehen.
Wie es weitergeht, ist offen. Herren zeigte sich optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird. «Im Moment prüfen wir alle Optionen.» Auch mit der Steiner AG sei die GZO weiter im Gespräch, auch wenn es «aktuell etwas schwieriger» sei.
Spital Wetzikon in finanzieller Not
Auch wie es finanziell mit dem Spital Wetzikon weitergeht, ist aktuell offen. Die GZO AG steht seit Anfang Mai in Nachlassstundung. Sie kann vorerst also nicht betrieben werden. Damit hat das Spital Zeit gewonnen, um eine Lösung für die Refinanzierung einer zehnjährigen Obligationenanleihe zu finden. Diese Anleihe über 170 Millionen Franken wäre am 12. Juni ausgelaufen.
Wegen seiner finanziellen Schieflage hatte sich das Spital auch an den Kanton Zürich gewandt. Dieser wollte dem Spital jedoch kein Darlehen in der Höhe von 180 Millionen Franken gewähren, weil es für die Versorgung der Oberländer Bevölkerung «nicht unverzichtbar» sei.
Der Spital ging unterdessen am Bezirksgericht Hinwil in Nachlassstundung. Auf den Spitalbetrieb haben die finanziellen Probleme und der Baustellen-Stillstand keinen Einfluss. Dieser läuft normal weiter.
Die GZO AG betreibt das regionale Schwerpunktspital mit 150 Betten und beschäftigt rund 900 Mitarbeitende. Zwölf Gemeinden halten die Aktien – Wetzikon, Rüti, Hinwil und Wald als bevölkerungsstärkste Gemeinden anteilsmässig am meisten.