Nationaler Plastik-Sammelsack
Recypac-Initianten bekommen von Greenpeace auf die Finger

Eine neue Recycling-Offensive soll die Schweiz beim Plastikmüll voranbringen. Greenpeace kritisiert die Initiative. Statt Plastik zu sammeln, müsse die Produktion eingeschränkt werden.
Publiziert: 17.01.2025 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 07:09 Uhr
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Der Recybag ist ein neuer Ansatz der Organisation Recypac, um Plastikabfälle zu sammeln und zu rezyklieren.
Foto: Beat Brechbuehl

Auf einen Blick

  • 195'000 Tonnen Plastikmüll fällt in der Schweiz jährlich an, sehr viel davon wird verbrannt
  • Im neuen Recyclingsack «Recybag» können Konsumenten ihren Plastikmüll sammeln und abgeben
  • Bisher ist dieser aber nur in einigen wenigen Gemeinden erhältlich
  • Greenpeace Schweiz kritisiert die Offensive der gemeinnützigen Organisation Recypac
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Die Schweiz gilt in vielen Belangen als Vorbild. Jetzt will sie das auch beim Plastikrecycling werden. Wo es bisher hapert: der Grossteil der 195'000 Tonnen Plastikverpackungen und Getränkekartons landen in hiesigen Haushalten jährlich im Abfall. Hier soll eine neue nationale Recycling-Offensive Abhilfe schaffen. 

Die gemeinnützige Schweizer Branchenorganisation Recypac hat am Donnerstag den neuen Plastik-Sammelsack Recybag lanciert. Dahinter stehen Detailhandelsriesen wie Migros und Coop sowie grosse Lebensmittelhersteller wie Nestlé, Unilever und Emmi. Mit dem Recybag können Konsumenten gegen eine Gebühr alle möglichen Plastikverpackungen sammeln und anschliessend zu einer Abgabestelle oder einem Detailhändler bringen. Jedoch ist der Recybag erst an wenigen Orten verfügbar – wie beispielsweise Bern oder Dietikon ZH.

Was meint die Community?

Unter Blick-Lesenden wird das Thema heiss diskutiert. Bei einem Voting, an dem bislang 15'500 Leser teilgenommen haben, stösst der Sammelsack auf Anklang: 83 Prozent halten ihn für eine gute Idee. Dass der Sack etwas kostet, wenn auch weniger als der übliche Kehrichtsack, wird hingegen kontrovers diskutiert. Ist es gerecht, dass die Konsumierenden für das Sortieren von Verpackungen bezahlen sollen? Für Leser Dieter Wälde ist der Fall klar: «Wieso soll ich für den Plastikabfallsack bezahlen? Glas, Karton und Zeitungen sind ja auch gratis abzugeben.» Leserin Birte Breuer fragt sich dasselbe: «Warum mal nicht umsonst, wie in anderen Ländern?»

User Bernd Philipp stellt dagegen die offene Frage in die Runde: «Wäre es nicht besser, am anderen Ende anzusetzen und Geld in die Innovation für umweltfreundlichere Verpackungen zu stecken? So werden einfach fleissig neue Plastikverpackungen produziert.»

Statt Konsumenten lieber Händler in die Pflicht nehmen

Genau dieser Ansicht ist auch die Non-Profit-Organisation Greenpeace, welche sich für Natur- und Klimaschutz einsetzt. Greenpeace Schweiz bedauere, dass Recypac weiterhin in das Recycling investiert, statt sich für Mehrwegsysteme starkzumachen.

Laut Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Schweiz, führt die Wiederverwertung von Kunststoffverpackungen nicht dazu, die Produktion von neuem Plastik einzudämmen. 

Eine bessere Lösung wäre es, «das Problem an der Wurzel zu packen und weniger Plastik herzustellen.» Die einzig wirklich nachhaltige Lösung sei demnach eine, welche die Wiederverwendbarkeit priorisiert. Hérin bemängelt ebenfalls, dass die Recypac-Offensive die Verantwortung auf die Konsumenten abwälze. Dies zeuge nicht von einem erweiterten Verständnis von Verantwortung, beendet sie ihre Kritik.

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