Lebensmittelampel hats schwer
Auch Emmi zieht Nutri-Score den Stecker

Gibt die Schweiz die Lebensmittelampel bald auf? Zuerst verabschiedete sich die Migros aus Kostengründen vom Nutri-Score. Jetzt hat Emmi nachgezogen. Ein Lebensmittelriese will jedoch nicht aussteigen.
Publiziert: 24.05.2024 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2024 um 11:56 Uhr
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Schweizer Lebensmittelanbieter kritisieren den Nutri-Score. (Archivbild)
Foto: Christophe Gateau
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Die Lebensmittelampel Nutri-Score hat es in der Schweiz immer schwerer. Erst vor ein paar Tagen kündigte die Migros an, aus Kosten-Nutzen-Überlegungen künftig auf die Anwendung der Lebensmittelampel zu verzichten. Nun wird auch die Molkerei-Gruppe Emmi das Lebensmittel-Informationslabel auf neuen Produkten nicht mehr abbilden.

«Andere Anbieter von Kaffee-Milchmischgetränken haben den Nutri-Score auf ihren Verpackungen nicht eingeführt, sodass keine Vergleichbarkeit möglich ist», sagte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Am Vortag hatten die Tamedia-Zeitungen darüber berichtet.

«Kein Mehrwert für Kunden»

Ausserdem sei zwischen den europäischen Ländern keine Harmonisierung der Anwendung erreicht worden, so die Sprecherin weiter. Entsprechend gebe es für die Konsumentinnen und Konsumenten auch keinen Mehrwert.

Emmi habe darum entschieden, bei neuen Produkten keinen Nutri-Score mehr abzubilden. «Bei bestehenden Produkten halten wir vorerst am Nutri-Score fest», sagte sie.

Schritt unabhängig von Migros-Entscheid

Die Migros wiederum gab bereits am Dienstag an, sich vor allem aus Kostengründen vom Nutri-Score zu verabschieden. «Die Erfahrungen seit der Einführung vor drei Jahren haben gezeigt, dass der Nutzen im Verhältnis zu den hohen Kosten zu gering ist», hiess es.

Ob Emmi das ähnlich sieht, gab die Sprecherin nicht an. Man habe den Entscheid «nach internen Abwägungen» getroffen. Mit dem Entschluss der Migros habe dieser nichts zu tun, so die Sprecherin. Und auch die aktuelle politische Debatte über die Lebensmittelampel habe keinen Einfluss gehabt.

Der Nutri-Score wurde kürzlich im Nationalrat diskutiert, weil eine Motion vom Bundesrat verlangt, den Einsatz des Nutri-Score in der Schweiz näher zu definieren. Unter anderem wird kritisiert, dass Produkte mit künstlichem Süssstoff – etwa Coca Cola Zero – bei der Lebensmittelampel besser abschneiden als solche mit Fruchtzucker, wie zum Beispiel Apfelsaft. Beide Räte stimmten der Motion zu, die sich nun zur Umsetzung beim Bundesrat befindet.

Nestlé hält an Lebensmittelampel fest

Am Nutri-Score hält hingegen der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestlé fest. Als eines der ersten Unternehmen in Europa habe man das Label 2019 eingeführt und seitdem auf das gesamte Sortiment in der Schweiz ausgeweitet.

«Unser Ziel ist es, den Konsumentinnen und Konsumenten bei der Wahl einer ausgewogenen Ernährung zu unterstützen, indem wir den Nährwert unserer Produkte verbessern und eine klare Nährwertkennzeichnung auf der Verpackung anbieten», so eine Sprecherin.

Doch Nestlé sei «immer offen für eine evidenzbasierte Weiterentwicklung des Nutri-Scores, die auf den neuesten wissenschaftlichen und ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen beruht», ergänzte sie. Gegenüber Tamedia gab das Unternehmen ausserdem an, es wünsche sich, «dass der Nutri-Score in den Regalen noch präsenter wird».

Nestlé ist damit der einzige verbliebene Schweizer Lebensmittel-Grossproduzent, der die Ampel noch nutzt. Coop etwa hat den Nutri-Score bis auf eine Testphase gar nicht eingeführt. Ausländische Konzerne wie der französischen Lebensmittelmulti Danone oder die deutschen Detailhandelsketten Aldi und Lidl hingegen drucken den Nutri-Score auf ihren Produkten ab.

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