In Brasilien fehlt es der Bevölkerung allzu oft an Medikamenten. Umso schärfer wird eine Grossbestellung von «kleinen blauen Pillen» und Penis-Prothesen durch das brasilianische Militär kritisiert. Enthüllt hatte die brisanten Bestellungen der linke Kongressabgeordnete Elias Vaz (55). Seinen Angaben zufolge bewilligte das Verteidigungsministerium die Bestellung von 35'000 Pillen gegen Erektionsstörungen für die brasilianischen Streitkräfte und darüber hinaus den Kauf von 60 Penis-Prothesen.
Vaz sprach von Kosten in der Höhe von umgerechnet beinahe 657'000 Schweizer Franken. Und: Der rechtsradikale Staatschef Jair Boslsonaro (67) soll dem teuren Kauf sogar zugestimmt haben. Er spielt den Kauf des Potenzmittels allerdings herunter. «Es waren insgesamt vielleicht 50'000 Pillen. Bei allem Respekt: Das ist nichts», sagte Bolsonaro am Mittwoch bei einem Treffen mit evangelikalen Geistlichen im Präsidialpalast. «Offensichtlich» seien die Pillen vor allem für Veteranen und «inaktive» Armeeangehörige gekauft worden.
Staatsanwaltschaft soll Viagra-Kauf untersuchen
Wie zuvor bereits die Armee erklärte Bolsonaro, die Tabletten würden zur Behandlung von Bluthochdruck und Rheuma eingesetzt. Den Medien warf er vor, die Angelegenheit künstlich aufzubauschen. Zu den jüngsten Angaben der Opposition, wonach die Armee auch dutzende Penis-Prothesen bestellt hatte, äusserte sich Bolsonaro nicht.
«Unsere Spitäler haben nicht genug Medikamente, und Bolsonaro und seine Leute verwenden öffentliche Gelder, um die kleine blaue Pille zu kaufen», kritisierte der Oppositionsabgeordnete am Montag in Anspielung auf das bekannteste Potenzmittel Viagra.
Vaz zufolge wird Viagra in den von ihm eingesehenen Regierungsdokumenten aber nicht namentlich erwähnt. Stattdessen sei vom Kauf tausender Tabletten mit «Sildenafil» die Rede, dem in Viagra enthaltenen Wirkstoff. Vaz kündigte an, den Fall der Staatsanwaltschaft zu übergeben. Von Bolsonaro forderte er eine Erklärung. (chs/AFP)