Ostern ist vorbei, die Skisaison endet. Schneearmut prägte das Geschäft. Gewonnen haben die grossen Skigebiete in höheren Lagen, die dank grossflächiger Beschneiung weisse Pisten garantieren konnten.
Tiefer gelegene Skigebiete konnten lange nicht öffnen und mussten früh wieder schliessen. Freerider und Tourengeher hatten es schwer. Langläufer mussten aufs Rennrad umsatteln. Vor allem aber eine Branche litt unter dem diesjährigen Winter: die der Skihändler.
Drei Gründe für miesen Winter
Die Rabattschlachten diverser Online-Händler und Outdoor-Spezialisten sind Ausdruck dafür, dass die Gäste nicht besonders kauffreudig waren. Tag für Tag werden jetzt die Produkte günstiger, bis zu 60 Prozent auf das gesamte Wintersortiment ist keine Seltenheit mehr.
Viele haben zwar nach Ostern auf den Frühlingsbetrieb – Wandern, Biken, Trailrunning oder Wassersport – umgestellt, doch die neongelben Ausverkaufsschilder finden sich in der Winterecke nach wie vor. Auf die Frage, warum so viel weniger Wintermaterial verkauft wurde, finden die Skihändler drei Gründe.
«Steinski» statt neue Ski
Nummer eins ist klar der schneearme Winter, so ein Händler. Auch er habe sich Anfang der Saison ein paar neue Ski gekauft und sei jedes Wochenende neben der Piste unterwegs gewesen – aber nie mit dem neuen Ski. Er habe bei diesen Bedingungen stets den alten Ski vorgezogen, der als «Steinski» herhalten musste.
So wie ihm erging es auch vielen Kundinnen und Kunden. Statt also ein neues Paar zu kaufen, benutzten sie weiterhin ihr altes Material. Denn bekanntlich tut der erste Kratzer am meisten weh und bei diesen Winterbedingungen waren Kratzer an der Tagesordnung. Der Verkauf wurde um ein Jahr vertagt.
Sättigung nach Corona
Gleichzeitig passiert der Skibranche das Gleiche wie der Velobranche: Der Markt ist nach der Pandemie übersättigt. Während der geschlossenen Wintersaison versuchten sich viele auf Skitouren, die komplette Tourenausrüstung gehörte zum meistverkauften Set.
Dass diese Zahlen nicht gehalten werden können, waren sich die Skihändler bewusst. Und doch hätte man sich etwas mehr erhofft – etwa dass der Boom noch etwas länger anhält, dass die neuen Skitourerinnen ihre Freunde mitbringen und die sich ebenfalls eine Ausrüstung kaufen. Oder dass die Leute sich ein paar neue Carving-Ski zulegen, um scharfkantig in den vom Pistenbully präparierten Schnee zu schneiden.
Billig-Konkurrenz aus dem Ausland
Passiert ist oft das Gegenteil: Die Händler blieben auf ihrem Material sitzen. Das Resultat: Gerade Onlinehändler werben mit massiven Rabattaktionen. Am aggressivsten sind Plattformen wie Ekosport oder Snowleader. Bei Bächli, Transa oder Intersport sind zwar ebenfalls gute Angebote zu finden, doch Preissensitive werden bei anderen Anbietern eher fündig.
Und das ist der dritte Punkt: Günstig-Plattformen untergraben das Geschäft. Sie treten oft wie Schweizer Firmen auf. Der Hauptsitz der Firma befindet sich jedoch selten in der Schweiz, die Ware wird aus Deutschland, Frankreich oder Italien geliefert.
Das stösst Händlern hierzulande sauer auf. Ausländische Lieferanten profitieren von günstigeren Lagerkosten und tieferen Löhnen, gleichzeitig beliefern sie die Schweizer Kundschaft.
Auch Grauimporte seien ein Problem – Firmen kaufen Ski günstig via das Ausland ein und verkaufen sie dann hierzulande. Ein unerwarteter, aber oft genannter Konkurrent, der das mache: der Discounter Otto’s. Im eigens dafür erstellten Chalet in Sursee findet sich ein breites Angebot an Sportausrüstung. Ski werden vor Ort montiert, der Preis ist vergleichbar mit dem Onlineangebot.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Handelszeitung» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.handelszeitung.ch.
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Mit Service punkten
Auslöser davon sei schlichtweg eine Geiz-ist-geil-Mentalität. Der Vergleich zwischen dem Preisschild im Laden und dem Onlinepreis ist ein Handyklick entfernt. Gerade der Freerider sei grundsätzlich lieber am Free-Riden als am Arbeiten, entsprechend ist auch ein günstigerer Ski attraktiv. Nur: Hat dieser dann einen Makel, ist die Bindung falsch montiert oder drückt der bestellte Schuh, starten die Probleme.
Rücksendeaufträge mit sperrigen Ski sind aufwändig und mühsam. Zumeist landen dann die Onlineshopper trotzdem bei einem lokalen Händler. Zähneknirschend lassen sie dann ihre bestellten Produkte vom Fachpersonal anpassen und umbohren.