Am Donnerstagabend (Ortszeit) hatte Twitter die Konten von mindestens sechs prominenten US-Journalisten gesperrt. Die Sperrungen seien ohne Vorwarnung erfolgt, berichtete die «Washington Post». Die Vereinten Nationen hatten sich daraufhin zutiefst beunruhigt über die Entwicklung des Online-Netzwerkes unter ihrem neuen Besitzer Musk gezeigt. Jetzt rudert er zurück.
Reporter dürften auf einer Plattform, die vorgebe, ein Raum für Meinungsfreiheit zu sein, nicht durch die willkürliche Sperrung von Konten zum Schweigen gebracht werden, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. Auch die Bundesregierung kritisierte die Sperrungen.
Bereits am Mittwoch hatte Twitter einen Account gesperrt, über den man den Privatjet von Konzernchef Elon Musk verfolgen konnte. Einige der zeitweise gesperrten Journalisten hatten darüber berichtet sowie über Musks Äusserung, er und seine Familie seien durch die Weitergabe von Standortdaten gefährdet worden.
Für Journalisten sollten «andere Regeln» gelten
In mehreren Tweets in der Nacht zum Freitag schrieb Musk, für Journalisten gälten dieselben Regeln wie für alle anderen. Er bezog sich dabei auf «Doxxing», nämlich die Weitergabe von persönlichen Daten einer Person, einschliesslich Informationen wie der Adresse. «Sie haben meinen exakten Echtzeit-Standort gepostet, im Grunde die Koordinaten für ein Attentat», schrieb Musk. Er sprach von einem Verstoss gegen die Twitter-Nutzungsbedingungen.
Der Journalist Tony Webster, der ebenfalls von der Sperrung betroffen war, schrieb nach seiner Entsperrung auf Twitter, es habe kein «Doxxing» gegeben – «auch wenn ein leicht erregbarer, niemandem rechenschaftspflichtiger Oligarch das gesagt hat».
Der Online-Dienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit. Tech-Milliardär Musk hatte Twitter im Oktober übernommen und setzt bei dem Online-Dienst seitdem seine Vorstellungen durch. (SDA)