Nach dem Test-Stopp von Astra Zeneca
Steht der zweite Impfstoff-Deal des BAG vor dem Aus?

Einen Deal für einen möglichen Corona-Impfstoff hat die Schweiz bereits eingetütet. Ein zweiter hätte bald folgen sollen. Doch jetzt muss Astra Zeneca die Tests für eine potenziellen britischen Impfstoff stoppen. Wie das BAG sich jetzt verhält.
Publiziert: 09.09.2020 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 22:25 Uhr
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Mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus hören die Schutzmassnahmen auf, und das Leben kann wieder normal weitergehen. So zumindest die Hoffnung.
Foto: AP
Ulrich Rotzinger

Grosse Erwartungen ruhen auf Astra Zeneca. Die britische Pharmafirma gehört zu jenen, die ganz vorne sind im Rennen um einen Corona-Impfstoff. Die EU, USA und Grossbritannien haben sich bereits Millionen «AZD1222»-Dosen gesichert. Obwohl das so bezeichnete Mittel gegen das Coronavirus noch nirgends zugelassen ist.

Umso mehr erschüttert die Nachricht der Pharmafirma. Sie hat ihre klinische Impfstoff-Studie an Menschen vorsorglich stoppen müssen. Offenbar sind ernste Nebenwirkungen aufgetreten. Bei einem Teilnehmer der Tests sei eine unerklärbare Erkrankung aufgetreten, sagt Astra Zeneca. Der Stopp werde routinemässig und vorsorglich vorgenommen. Das heisst: keine weiteren Impfungen der Studienteilnehmer während des Stopps. Bisher geimpfte Personen bleiben unter Beobachtung.

Zu den Nebenwirkungen schweigen die Briten. Die Überprüfung soll aber zügig vorgenommen werden. Damit will die Firma eine Verzögerung des Zulassungsprozesses «möglichst gering» halten.

Anleger sauer über Rückschlag

Anleger reagierten verschnupft. So mancher Investor verkaufte Astra-Zeneca-Aktien, das Papier verlor an Wert. Nicht verschnupft, aber hellhörig ist man beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) geworden. Nicht ohne Grund.

«Der Bund steht seit langem mit Astra Zeneca in engem Kontakt, um der Schweiz weiteren Zugang zu Covid-19-Impfstoffen zu sichern», sagt BAG-Sprecherin Katrin Holenstein zu BLICK. Das Bundesamt begrüsse zudem den Ansatz der britischen Firma, die mit der Universität Oxford bei der Entwicklung zusammenarbeitet, allen europäischen Staaten einen Impfstoff zu «günstigen Konditionen» bereitzustellen.

Die Schweiz hat ihren ersten Deal für einen möglichen Corona-Impfstoff seit einigen Wochen unter Dach. Der Kaufvertrag mit dem US-amerikanischen Unternehmen Moderna beinhaltet die Lieferung von 4,5 Millionen Impfstoffdosen. Auch das Moderna-Mittel ist noch in der Testphase.

BAG reagiert nicht verschnupft

Jetzt der Rückschlag beim Astra-Zeneca-Impfstoff. Das BAG bleibt gelassen. «Im Rahmen von grossen Studien sind Erkrankungen von einzelnen Studienteilnehmern zu erwarten», sagt Sprecherin Holenstein. «In solchen Fällen ist eine wissenschaftliche und unabhängige Abklärung unumgänglich, um einen möglichen Zusammenhang mit der Impfung auszuschliessen.»

Steht ein Impfstoff-Deal mit den Briten jetzt auf der Kippe? Vor ein paar Wochen hiess es beim BAG gegenüber BLICK noch: «Die Schweiz ist zuversichtlich, ebenfalls Impfdosen von Astra Zeneca zu beziehen, und ist diesbezüglich in Gesprächen mit der Europäischen Kommissionen und verschiedenen europäischen Staaten.»

34 Impfstoffprojekte am Menschen im Test

Für das BAG gehören Rückschläge in der Entwicklung zum Alltag von Pharmafirmen. «Solche Abklärungen können zu Verzögerungen führen», sagt Holenstein. «Wir bleiben mit Astra Zeneca in Kontakt.»

Astra Zeneca testet den Impfstoff-Kandidaten derzeit in der abschliessenden Phase in den USA, Grossbritannien, Brasilien und Südafrika. Bis zu 50'000 Teilnehmende sollen die Tests umfassen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte den Impfstoff als einen der führenden Kandidaten bezeichnet. Laut WHO gibt es gegenwärtig 176 Corona-Impfstoffprojekte. Davon befinden sich 34 in der klinischen Erprobung am Menschen.


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