Die Verträge sind endlich unterzeichnet: Die Schweiz hat ihren ersten Deal für einen möglichen Corona-Impfstoff. Der Kaufvertrag mit dem US-amerikanischen Unternehmen Moderna beinhaltet die Lieferung von 4,5 Millionen Impfstoffdosen. Das bestätigt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) heute Freitag. Das BAG: «Der frühe Zugang zum Impfstoff von Moderna ist uns wichtig.»
Parallel zu dem Vertrag lotet der Bund mit weiteren Impfstoff-Unternehmen Deals aus. «Wir stehen auch mit weiteren möglichen Impfstoffkandidaten im Gespräch», sagte eine BAG-Sprecherin bereits vor einigen Tagen. BAG-Direktor Pascal Strupler (61) kündigte im Schweizer Fernsehen am Dienstag an, man sei «nur ein paar Stunden» von der Vertragsunterschrift mit einem Impfstoffhersteller entfernt.
Moderna in den Startlöchern
Jetzt also Moderna. Die US-Biotechfirma gilt als aussichtsreicher Kandidat, bald den ersten wirksamen Corona-Impfstoff herzustellen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind derzeit insgesamt 165 Impfmittel in Test- und Studienphasen.
Allerdings: Kein einziges Arzneimittel hat bislang bewiesen, dass es vor Covid-19 schützt, geschweige denn, dass es am Menschen angewendet werden darf. Das BAG: «Noch ist weltweit kein Impfstoff für den Markt zugelassen. Entwicklung und Forschung laufen aber intensiv.»
Der Grund für den Vorvertrag mit den Amerikanern: Im Erfolgsfall von Moderna will die Schweiz nicht mit leeren Händen dastehen.
Schweizer sichern sich ab
Mit dem neuen Deal ist die Schweiz erstmal abgesichert. Denn: Sollte Moderna das begehrte Mittel herstellen und eine Zulassung für den Schweizer Markt vorliegen, bekommen die Eidgenossen als eine der Ersten das Medikament zur Verfügung gestellt.
4,5 Millionen Impfstoffdosen: Weil voraussichtlich zwei Impfdosen pro Person nötig sein werden, können damit 2,25 Millionen aus der Bevölkerung geimpft werden.
Wie viel der Bund dafür bezahlt, will das BAG nicht mitteilen. Bekannt ist: Der Bundesrat hat insgesamt 300 Millionen Franken für die Beschaffung des Impfstoffs gesprochen.
Weiss man schon, was die Moderna-Impfung kostet?
Das BAG äussert sich nicht zu den Kosten. Mit verschiedenen Ländern hat Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) laut eigenen Angaben Liefervereinbarungen zwischen umgerechnet 29 bis 33 Franken pro Dosis für «kleinere Bestellungen» abgeschlossen. Dazu gehört wohl auch die Schweiz. Hochgerechnet auf die BAG-Zahl von 4,5 Millionen Dosen würden Kosten von 131 bis 149 Millionen Franken fällig. Dies für die Impfung von rund 2,5 Millionen Personen.
Es ginge offenbar auch günstiger: Andere Entwickler von Covid-19-Impfstoffen werfen Preise von ein paar wenigen bis 18 Franken pro Dosis in die Runde.
Was der Vorteil der Schweizer nun genau beinhaltet und inwiefern andere Länder bei der Verteilung im Nachteil sein werden, bleibt offen. Klar dagegen ist: Nicht alle bekommen eine Impfdosis. «Zu Beginn werden nicht genügend Impfdosen für eine breite Durchimpfung der gesamten Schweizer Bevölkerung zur Verfügung stehen», sagt das BAG.
Moderna ist auf Lonza angewiesen
Moderna entwickelt den Impfstoff. Der Basler Pharmazulieferer Lonza hat einen Zehnjahresvertrag mit dem US-Unternehmen abgeschlossen. Ziel: Bei der Herstellung der neuen sogenannten mRNA-Impfstofftechnologie mitzutun. Laut dem Chef ad interim von Lonza, Albert Baehny, kann sein Unternehmen Hunderte Millionen Dosen produzieren. Und zwar schon ab diesem Jahr, wenn der Stoff die Zulassung erhält.
Zur besseren Zusammenarbeit von Moderna und Lonza sollen die Amerikaner laut Medienberichten einen Teil ihrer Operationen in die Schweiz verlegen.
Auch die US-Regierung lässt sich die Entwicklung des Impfstoffs einiges kosten. Moderna erhält fast eine Milliarde Dollar an Zuschüssen.
Die dritte und letzte Testphase für den Impfstoff läuft seit einer Woche mit 30'000 Probanden. Funktioniert der Moderna-Impfstoff, braucht es aber noch die Zulassung in den jeweiligen Ländern.
Ob es beim Erfolgsfall in diesem Jahr noch dafür reicht, ist äusserst fraglich.