«Für einen Kleinaktionär lohnt sich eine Klage nicht»
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Banken-Experte Peter V. Kunz:«Für einen Kleinaktionär lohnt sich eine Klage nicht»

Nach CS-GV hats Klärungsbedarf
Klagewelle rollt an – es bleiben auch noch viele Fragen

Nach dem Ende der letzten Generalversammlung der Credit Suisse beginnt die Aufarbeitung des beispiellosen Unterganges der zweitgrössten Schweizer Bank. Auch eine Klagewelle könnte anrollen.
Publiziert: 05.04.2023 um 00:42 Uhr
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Auf die CS-Spitze unter Präsident Axel Lehmann kommt ein jahrelanges juristisches Nachspiel zu.
Foto: AFP
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Am Ende ging es dann doch recht schnell: Nach nur fünf Stunden war die letzte Generalversammlung der Credit Suisse vorbei, die Bank ist schon bald Geschichte. Trotzdem wird die CS die Politik, die Gerichte, die Medien, Juristinnen, Ökonomen und Historikerinnen noch lange beschäftigen.

Das schnelle Ende der GV hat auch damit zu tun, dass Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann (64) auf all die vielen Fragen der Aktionäre nur wenige Antworten hatte. Wie schlecht stand es um die CS wirklich, kurz bevor sie von der UBS gerettet werden musste? Hätte der Untergang der CS verhindert werden können? Wer trägt die Schuld am Untergang der Bank? Wie kam es zur «finanziellen Enthauptung der Aktionäre», wie es der Aktienrechtler Peter V. Kunz (58) nennt?

Fragen, auf die Lehmann – auch aus juristischen Gründen – an der GV nicht eingehen konnte oder wollte.

Der «Schrei nach Gerechtigkeit» war im weiten Oval des Hallenstadions deutlich zu spüren, die Forderungen reichen von Berufsverbot bis Gefängnis für die Verantwortlichen am Untergang der CS. Vielen Aktionären geht es darum, dass das historisch einmalige CS-Debakel auch juristisch aufgearbeitet wird.

Lust auf Klagen ist gross

Das findet auch Vincent Kaufmann (43), Direktor der Anlagestiftung Ethos: «Die Aktionäre haben viel Geld verloren, aber sie stellen die richtigen Fragen. Es geht um die Verantwortung für dieses Debakel, nicht nur des Verwaltungsrates, sondern auch des Bundesrates.»

Das Wort «Verantwortlichkeitsklage» liegt in der Luft. Kaufmann allerdings ist skeptisch, ob es je dazu kommen wird. «Für so eine Klage braucht es sehr viel Geld», dämpft der Ethos-Direktor die Erwartungen.

Der Aktionär Alex Christian Bauer fordert die Aktionäre auf, einen Verein zu gründen und juristisch gegen die Übernahme der CS durch die UBS vorzugehen. Dies sei ein Eingriff in das Recht auf Eigentum. Er bezieht sich dabei auch auf die europäische Menschenrechtskonvention. «Wir sind enteignet worden. Das ist illegal.»

Auch der Bund ist im Visier

Die GV und der Untergang der CS werden ein juristisches Nachspiel haben, ist Aktienrechtler Kunz überzeugt: «Es wird Klagen geben.» Gegen den Verwaltungsrat der CS, aber auch gegen die UBS, die ja bald die juristische Nachfolge der CS antreten wird. Denn es geht um viel Geld: Gerade die Hauptaktionäre aus dem Nahen Osten haben mit ihrem Investment bei der CS Milliarden Franken in den Sand gesetzt.

Nicht zuletzt könnte auch der Bund, der die Übernahme per Notrecht durchgesetzt hat, auf der Anklagebank landen: «Der Bund muss damit rechnen, dass es in den nächsten Monaten zu Staatshaftungsklagen kommt», glaubt Kunz. Und ergänzt: «Ich hoffe, die Beteiligten haben sich schon auf solche Klagen vorbereitet.»

Viel Futter für Juristen – auch in der Politik. Nächste Woche steht die Sondersession zur CS an. Auch eine parlamentarische Untersuchungskommission PUK hat gute Chancen ins Leben gerufen zu werden. Dann kann die Finanzmarktaufsicht schon bald etwas mehr Licht ins Dunkel des CS-Unterganges bringen. Die Finma hat am Mittwoch zu einer Medienkonferenz eingeladen.

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