Pünktlich zu Ostern flattert ein Schreiben von ukrainischen Aktivisten in die deutschen Zentralen der Supermärkte Rewe und Edeka. Die Forderung: Die Supermärkte sollen alle Milka-Schokoladenprodukte aus den Regalen nehmen. Dies, so berichtet das Online-Portal «Focus», weil der Mutterkonzern Mondelez weiterhin in Russland aktiv ist.
Mondelez produziert aber nicht nur die in Lila gehüllte Milka-Schokolade, sondern auch die ikonische Toblerone-Schoggi – ein Stück Schweizer Kulturgut. Beim ukrainischen Verein in der Schweiz nachgefragt, lautet die Forderung ähnlich: «Primär fordern wir Mondelez dazu auf, sich komplett aus Russland zurückzuziehen», sagt Sasha Volkov (48), Vorstandsmitglied des ukrainischen Vereins Schweiz.
Sollte Mondelez sich aber nicht demnächst aus Russland zurückziehen, dann möchte der Verein es den Konsumenten nahelegen, auf Produkte der Marke zu verzichten – auch Toblerone. Konsequent, so Volkov, richtet sich dieser Verzicht auch an die Detailhändler. «Wird Mondelez die Russland-Aktivitäten nicht einstellen, fordern wir auch Schweizer Detailhändler dazu auf, die Produkte der Firma aus dem Sortiment zu nehmen», sagt Volkov.
Denner und Valora wollen «prüfen»
Blick hat bei den Detailhändlern nachgefragt – die Antworten sind überraschend unterschiedlich ausgefallen. Valora rechnet sich noch Bedenkzeit aus und will die Forderung des ukrainischen Vereins in der Schweiz für ihre Tochtergesellschaften wie «k kiosk» prüfen. Auch die Migros-Tochter Denner zeigt sich offen. Zwar ist hier keine sofortige Auslistung von Toblerone und Co. geplant, der Sprecher fügt aber hinzu: «Denner verfolgt die Entwicklung im Zusammenhang mit den gestellten Forderungen aufmerksam.»
Ganz anders klingt es bei der Migros selbst. Dort wird dem ukrainischen Verein in der Schweiz mit seiner Forderung eine klare Abfuhr erteilt: «Das ist kein Thema für uns», sagt ein Sprecher gegenüber Blick. «Die Migros orientiert sich in ihrem Handeln einzig an den rechtlichen Rahmenbedingungen, in erster Linie an der schweizerischen Gesetzgebung einschliesslich dem humanitären Völkerrecht und soweit relevant an internationalen Verpflichtungen, welche die Migros eingegangen ist.» Coop hält sich kurz: «Aktuell sind keine Massnahmen geplant.»
Hintergrund der Forderung
Immer wieder geraten Unternehmen, die noch in Russland aktiv sind, unter Beschuss. Denn wenn eine Firma in dem Land tätig ist, unterstützt sie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine indirekt über Steuerabgaben. Im Falle Mondelez handelt es sich dabei um mehrere 10 Millionen Dollar pro Jahr.
Aber auch direkt wird in das Geschehen eingegriffen, wie das «Handelsblatt» Ende 2022 publik machte. Unternehmen in Russland sind bei Mobilmachung verpflichtet, den Wehrpflichtstatus und die Daten ihrer männlichen Mitarbeiter an den Staat zu melden. Das gelte auch für Mondelez, so Volkov. «Der Toblerone-Hersteller Mondelez kennt diese Rechtslage genau.»
Mondelez wehrt sich gegen die Kritik
Am Mittwoch verteidigt sich der US-Lebensmittelriese gegen die Vorwürfe. «Es gibt keine einfachen Entscheidungen, aber wie die meisten anderen globalen Lebensmittel- und Getränkeunternehmen stellen wir in diesen schwierigen Zeiten weiterhin Lebensmittel zur Verfügung», sagte eine Sprecherin des Unternehmens.
Auch dem Vorwurf, indirekt und direkt in das Kriegsgeschehen einzugreifen, widerspricht Mondelez. «Wir haben unsere Aktivitäten reduziert, neue Kapitalinvestitionen, die Einführung neuer Produkte und unsere Ausgaben für Werbemittel in Russland gestoppt. Diese Massnahmen haben dazu geführt, dass wir deutlich weniger Produkte verkaufen. Wir werden unsere Aktivitäten weiter reduzieren», sagt die Sprecherin weiter. «Seit Beginn des Krieges haben wir diese brutale Aggression gegen die Ukraine verurteilt.» Unternehmenszahlen zum Russland-Geschäft nennt Mondelez nicht.