Die Schweiz steuert auf eine Wohnungsknappheit zu, wie sie zuletzt Ende der 1980er-Jahre herrschte. Durch die Zuwanderung und den Trend zu kleineren Wohngemeinschaften wächst die Schweiz jährlich um rund 55'000 Haushalte. Schon jetzt ist klar: Für die nächsten zwei Jahre werden massiv zu wenige Wohnungen gebaut. Die Leerstandsziffer wird 2024 unter ein Prozent fallen.
Auch Gemeinden mit einst hohen Leerständen bekommen die Trendwende zu spüren. In Langenthal BE beispielsweise sank der Anteil leerstehender Wohnungen von 5,05 Prozent 2019 auf 2,17 Prozent im Jahr 2022. Die Leerstände werden vom Bund jährlich an einem Stichtag (1. Juni) erhoben. Die Zahlen für 2023 stehen also noch aus. Schon jetzt ist aber klar: Die Leerstände werden auch in abgelegenen Gemeinden weiter abnehmen.
Die Überlaufbecken füllen sich
Die Wohnungsnot in Schweizer Städten treibt die Menschen aufs Land. Selbst einstige Geistersiedlungen sind heute voll. «Solche Überbauungen sind wie Überlaufbecken, die sich jetzt auffüllen», sagt Donato Scognamiglio (53), Chef der Immobilienberatungsfirma Iazi. Die aktuelle Marktlage spüle die Mieter in Regionen abseits der Zentren.
«Das hängt unter anderem mit dem Wohnungsmangel in den Städten zusammen», sagt Immo-Experte Robert Weinert (44) von Wüest Partner. Es steht aber auch im Zusammenhang mit der Verbreitung von Homeoffice. «Wer oft zu Hause arbeitet, muss nicht mehr ganz so zentrumsnah wohnen», sagt Weinert. Dafür wünschen sich solche Mieter ein Zimmer mehr. Und das kann man sich etwas ausserhalb noch leisten.