Darum gehts
- Wohnungsbesitzer in Davos verdienen während WEF mehr als im ganzen Jahr
- Preise für Unterkünfte steigen drastisch, je näher das WEF rückt
- Ferienwohnung mit 130 Quadratmetern kostet 50'047 Franken für vier Nächte
Jeder kennt sie: Dubiose Werbefilmchen, in denen meist junge Männer mit dem Geheimnis locken, wie man mit geringem Aufwand möglichst viel Kohle scheffeln kann. Die Gefahr ist gross, dass man dabei völlig übers Ohr gehauen wird. In Davos GR hingegen hat man das Rezept zum Gelddrucken tatsächlich gefunden. Wohnungsbesitzer können während vier Nächten am World Economic Forum WEF mehr Geld verdienen als sie sonst in einem ganzen Jahr hereinholen.
Für das nächstjährige WEF im Januar 2026 werden auf Booking bereits wieder Wohnungen und Hotelzimmer für mehrere Zehntausend Franken für vier Nächte angeboten. So kostet eine Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern und 130 Quadratmetern, die als Luxusapartment angepriesen wird, aktuell von Montag bis Freitag 50'047 Franken. Für das gleiche Geld sind zwölf Monatsmieten à 4170 Franken nötig. Anstelle eines Whirlpools müssen die Mieter jedoch mit Badewanne und Dusche vorliebnehmen. Immerhin ist das WEF-Kongresszentrum nur fünf Minuten entfernt.
Preise dürften bis zum WEF deutlich steigen
Eine halb so grosse Ferienwohnung kostet für die vier Nächte 24'347 Franken. In diesem Fall dauert der Fussmarsch zum WEF gemäss Inserat gar nur eine Minute. Eine hervorragende Rendite verspricht auch eine Wohnung, die aus einem Schlafzimmer und Wohnzimmer besteht: Diese kostet bei einer Buchung für zwei Personen 18'479 Franken. Das wären zwölf Monatsmieten à 1500 Franken. Mag man es gerne kuschelig, kann man sich das Bett und die Couch auch zu sechst teilen und bezahlt 23'087 Franken.
Diese Preise dürften aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Rückt das WEF näher, treibt das schrumpfende Angebot die Preise naturgemäss immer weiter nach oben. Ein Chalet mit zwei Schlafzimmern war Mitte Februar noch für 12'047 Franken zu haben. Nur sechs Wochen später kostet es bereits 20'047 Franken. Kurz vor dem WEF können die Preise für ein Chalet oder eine Ferienwohnung dann auch schonmal sechsstellig werden, wie Blick-Recherchen vor dem WEF 2025 gezeigt haben.
Agreement unter Hoteliers
Weniger dramatisch sieht es bei den Davoser Hotels aus. Viele haben ein sogenanntes Gentlemens Agreement mit dem Forum und verlangen pro Zimmer höchstens 10 Prozent mehr als der höchste Preis während der Saison. Das scheint zu klappen. Zumindest sind auf Booking keine überteuerten Hotelbetten in Davos zu finden. Ausserhalb sieht das schon anders aus. Das Mineral Water Resort Hotel Bad in Klosters-Serneus bietet das Doppelzimmer während des WEF derzeit für 54'044 Franken an. Für das Einzelzimmer ist man mit 44'022 Franken für vier Nächte dabei. Für weitere 25 Franken pro Nacht gibts dann noch das Frühstück dazu.
Der riesige WEF-Geldregen hat dazu geführt, dass viele Vermieter Ausziehklausen in ihre Mietverträge setzen. Die Mieter müssen also während der WEF-Woche raus aus den Wohnungen. An dieser Praxis stört sich der Bündner Mieterinnen- und Mieterverband. Er hält die Klauseln für «illegal» und will rechtlich dagegen vorgehen, wie er jüngst in einer Mitteilung schrieb.