Michael O'Leary steht kurz vor Mega-Zahltag
Irrer Bonus wartet auf den streitbaren Ryanair-Chef

Der Ire Michael O'Leary hat mit der Billig-Airline Ryanair die Aviatik-Branche umgekrempelt. Der CEO sorgt gerne für Trubel und gilt als rücksichtslos. Nun könnte er sich seinen Erfolg vergolden lassen. Blick stellt ihn vor.
Publiziert: 21.03.2024 um 11:36 Uhr
|
Aktualisiert: 21.03.2024 um 14:03 Uhr
1/6
Er hat die damals kleine irische Fluggesellschaft zu einer Billig-Airline mit fast 200 Millionen Passagieren pro Jahr entwickelt.
Foto: Corbis via Getty Images
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Michael O'Leary (62) liebt das Rampenlicht. Seit über 30 Jahren ist der Ire CEO der Fluggesellschaft Ryanair – und hat schon etliche Skandale hinter sich. Nun sorgt der amtsälteste Chef einer Airline wieder für grosses Aufsehen. Dieses Mal geht es um den Bonus, den er möglicherweise einstreichen kann. Die irre Summe: rund 100 Millionen Euro.

Konkret soll O'Leary die 100 Millionen Euro in Form von Optionen auf die Ryanair-Aktie erhalten, wenn der Aktienkurs oder der Unternehmensgewinn gewisse Zielwerte erreichen. Das Anreizprogramm geht auf das Jahr 2019 zurück, der Airline-Chef käme also auf einen Bonus von 20 Millionen Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Delta-Airlines-CEO Ed Bastian (66), der gemeinhin als bestverdienender Chef einer Fluggesellschaft gilt, heimste 2023 einen Lohn von 9,6 Millionen Dollar ein, was rund 8,8 Millionen Euro entspricht.

Der langjährige Ryanair-Patron verteidigte seinen Mega-Bonus im bekannten O'Leary-Stil: frisch von der Leber weg. «Wenn Fussballspieler der Premier League 20 Millionen im Jahr verdienen und Kylian Mbappé 130 Millionen bekommt, um für Real Madrid zu spielen, dann denke ich, dass mein Vertrag für die Ryanair-Aktionäre ein sehr guter Wert ist», sagte er, angesprochen auf seinen Grossverdienst – wobei sein Zitat eigentlich noch zwei Fluchwörter enthielt.

O'Learys Ziel von klein auf: reich werden

O'Leary stammt aus einer irischen Unternehmerfamilie. Sein Vater war Mitbesitzer einer Textilfirma. Als Kind besuchte der heutige Manager ein elitäres Jesuiteninternat, später studierte er am renommierten Trinity College in Dublin Wirtschaft und Soziologie. Vor seinem Chefposten bei Ryanair arbeitete O'Leary unter anderem bei KPMG als Steuerexperte. Er ist mit der ehemaligen Bankerin Anita Farrell verheiratet, mit der er vier Kinder hat. Die Familie residiert in einem Anwesen mit weitläufigem Park in der Nähe von Dublin.

Beruflich war sein Ziel schon früh klar: reich werden. Das hat er geschafft. 2018 schätze das Magazin Forbes sein Vermögen auf 1,1 Milliarden Dollar. Den Weg dahin verfolgte O'Leary oft rücksichtslos. Gegenüber Mitarbeitenden kann er knallhart sein. Piloten verunglimpfte er einst als «glorifizierte Busfahrer». Gewerkschaften bezeichnete er lange als «fünfte Kolonne von Konkurrenten». Und auch auf Schwächen anderer Airlines ritt O'Leary gerne genüsslich herum.

Mittlerweile hat der 62-Jährige etwas ruhiger geworden. Mit seiner Exzentrik ersetzte O'Leary früher aber ganze Marketingabteilungen. Das Motto: Aufmerksamkeit um jeden Preis, ganz nach dem Kredo «schlechte Presse ist gute Presse». Gerne liess er sich in Kostümen fotografieren – als menschliches Handy, als Batman-Helfer Robin oder auch mal als Papst. Und als Umweltaktivisten im letzten September dem Ryanair-CEO eine Torte ins Gesicht drückten, freute er sich über den Rummel. «Viele Leute, die noch nie etwas von Ryanair gehört haben, googeln uns plötzlich und sagen: ‹Mein Gott, sieh dir die Flugpreise an.›»

Ryanair hat die Airline-Branche revolutioniert

Über O'Leary lässt sich sagen, was man will. Der Erfolg gibt ihm recht: Er hat Ryanair von einer unbedeutenden irischen Klein-Airline zum wichtigsten Player auf dem europäischen Aviatik-Markt gemacht. Die Mini-Fluggesellschaft, die bei O'Learys Amtsantritt als CEO 1994 rund 200'000 Passagiere pro Jahr beförderte, ist zu einem Billigflug-Riesen angewachsen, der dieses Jahr die Passagierzahl von fast 200 Millionen erreichen wird. Der prognostizierte Gewinn für 2023: rund 2 Milliarden Euro.

Geschafft hat das der streitbare Manager mit seiner konsequenten Discounter-Strategie, wie man sie aus dem Detailhandel kennt. Die Preise für den Flug sollen so billig sein wie möglich, Extras müssen die Passagiere zusätzlich berappen. Damit hat er die Branche revolutioniert. Massnahmen wie Zusatzkosten für die Gepäckaufgabe, der Verkauf von Essen und Getränken an Bord und die Abschaffung der Business-Klasse gehen alle auf den cleveren Businessmann zurück.

Seinen jahrelangen Erfolg will sich O'Leary nun mit dem 100-Millionen-Bonus vergolden lassen. Er ist auf gutem Weg dazu. Die Ryanair-Aktie hat seit Jahresbeginn um rund 10 Prozent zugelegt, nachdem sie schon im vergangenen Jahr grosse Zugewinne verzeichnet hatte.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.