Mehr Temporäre wegen Corona
Festangestellte sind immer weniger gefragt

Die Corona-Krise bringt die Arbeitswelt durcheinander. Immer mehr Firmen setzen wegen der Unsicherheiten auf temporäre Angestellte. Den Gewerkschaften passt das gar nicht.
Publiziert: 02.01.2022 um 11:26 Uhr
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In gewissen Branchen wollen Firmen nur noch zwei Drittel Festangestellte.
Foto: Keystone

Die Zeiten, in denen man 20 Jahre lang beim gleichen Arbeitgeber arbeitete, sind längst vorbei. Nun verändert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt aber erneut dramatisch. Die Pandemie sorgt für einen Boom bei Temporärkräften. «Der Arbeitsmarkt hat sich schon vor Corona flexibilisiert, aber diese Schwankungen waren schlicht nicht vorstellbar», sagt Yves Schneuwly, Schweiz-Chef bei der international tätigen Vermittlungsfirma Coople, zur «NZZ am Sonntag».

«In gewissen Branchen sehen wir, dass Firmen nicht mehr 90 oder 95 Prozent festangestelltes Personal wollen, sondern höchstens zwei Drittel», sagt Schneuwly. Die Unternehmen würden zu einem Drei-Stufen-Modell übergehen: mit einem Kernteam, flexiblen Angestellte auf Abruf sowie einem hyperflexiblen Anteil an schnell verfügbaren Hilfskräften.

«Temporärarbeit ist äusserst prekär»

«Die Firmen werden sich genau überlegen, wie gross das Kernteam sein muss. Sonst verbrennen sie Geld in der Zeit, in der nichts läuft», sagt Schneuwly. Vor allem in der Gastronomie, am Flughafen, aber auch im Handel werde das der Fall sein. Gery Bruederlin, Professor für Human Resources Management an der Fachhochschule Nordwestschweiz, hält das für plausibel.

Die Gewerkschaften sind alarmiert. «Temporärarbeit ist äusserst prekär und eigentlich eine Auslagerung des unternehmerischen Risikos auf die Arbeitnehmenden», sagt Serge Gnos von der Unia zur «NZZ am Sonntag». Corona dürfe nicht als Vorwand für mehr Temporärarbeit genutzt werden. Es möge Lebensphasen geben, in denen man eine gewisse Flexibilität schätze. Für den Grossteil der Arbeitnehmer sei eine sichere Anstellung aber wichtiger. Gerade für Familien und Menschen mit fixen Ausgaben. (pbe)

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