Mehr Lohn für den Bankchef
So viele Millionen zahlt die UBS Sergio Ermotti

Der UBS-Chef wird wohl nur leicht mehr verdienen als zuletzt. Damit reagiert die Bank auf den Riesenwirbel, den Sergio Ermottis Millionengehalt auslöste.
Publiziert: 15.03.2025 um 18:53 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2025 um 22:22 Uhr
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Sergio Ermotti: Das Millionensalär des UBS-Chefs löst politische Debatten aus.
Foto: URS FLUEELER

Darum gehts

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Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Die UBS wird am Montag ihren Geschäftsbericht veröffentlichen. Das heisseste Kapitel in dem dicken Wälzer ist der Entschädigungsbericht. Darin wird das Salär von CEO Sergio Ermotti (64), dem Topverdiener der Bank, auf den Franken genau ausgewiesen. Gemäss Recherchen ist davon auszugehen, dass der Tessiner für das vergangene Jahr leicht mehr als 15 Millionen Franken erhalten wird. 

Damit liegt das Salär über demjenigen des Jahres 2023, als Ermotti zur UBS zurückkehrte und ab April die fusionierte Grossbank leitete. Für seinen neunmonatigen Einsatz kassierte er damals 14,4 Millionen Franken. Als das vor einem Jahr publik wurde, ging ein Aufschrei durchs Land. Erstaunlich scharf kritisierte Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) die Bezüge. Das seien Vergütungen, die «die Vorstellungskraft jedes normalen Bürgers, jeder normalen Bürgerin übersteigen». 

Die Worte der Magistratin sassen. Die UBS-Chefs mussten verbal Asche auf ihr Haupt streuen. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (67) sagte im Blick, dass mit der Bekanntgabe des CEO-Lohns im Frühjahr 2024 «die Stimmung kippte wie ein Lichtschalter». Es sei ihm nie gelungen, in der Bevölkerung Verständnis für die Vergütung von Bankern zu gewinnen. «Das ist wie die Quadratur des Kreises.»

Gelingt es diesmal? Angesichts der Zahlen, die zuletzt herumgereicht wurden, liegen die 15 Millionen unter den Erwartungen. Die Stiftung Ethos hat ausgerechnet, dass Ermotti maximal 20 Millionen kassieren könnte. Dies auf der Grundlage eines Entscheids des UBS-Verwaltungsrats, dass der Bonus neu das Siebenfache statt wie bisher das Fünffache seines Grundlohns von 2,5 Millionen Franken betragen kann. Über eine längere Frist könnte Ermottis Salär gar auf 28 Millionen Franken anwachsen, wenn sämtliche Bonuskriterien voll durchschlagen, kalkulierte Ethos.

Weniger als der Novartis-Chef

Wie sind die 15 Millionen fürs vergangene Jahr zu bewerten? Die UBS kann argumentieren, dass sie nicht das volle Bonuspotenzial ausgeschöpft hat. Sie belässt den Bonus beim Fünffachen des Grundlohns. Die UBS kann ausserdem sagen, dass Ermotti für einen Ganzjahreseinsatz nur leicht mehr verdient hat. In der Ganzjahresbetrachtung hat er sogar 25 Prozent weniger verdient. Zudem kann die UBS darauf verweisen, dass Ermotti mit 15 Millionen Franken weniger verdient als Novartis-Chef Vas Narasimhan (48), der über 19 Millionen bezog.

Die UBS dürfte argumentieren, dass die Bank gut gearbeitet und der Chef geliefert habe. In der Tat: Die Integration kommt gut voran. Die Mammutübung wirkt generalstabsmässig geplant und durchgezogen. Bisher gab es keine gröberen Flops, die nach draussen gedrungen wären.

In der breiten Öffentlichkeit bleibt sein Gehalt von 15 Millionen allerdings weiterhin nicht vermittelbar. Ermotti verdient 150-mal mehr als ein durchschnittlicher Büroangestellter. Auch viele liberale Unternehmer können mit diesen Bezügen nichts anfangen. Bleibt Ermotti insgesamt fünf Jahre an der Spitze, kann er in dieser Zeit 75 Millionen Franken nach Hause tragen. Ein Unternehmer muss sein Leben lang malochen, Hemd und Kragen riskieren, um am Ende mit viel Glück einen Käufer zu finden, der ihm vielleicht diese Summe für sein Lebenswerk auf den Tisch legt. 

Auch hochrangigen Managern in der Bank ist bewusst, dass die Millionengagen ein Problem darstellen. Die UBS konnte mit staatlicher Unterstützung die Credit Suisse für drei Milliarden Franken übernehmen. Seither hat sich der Aktienkurs stark entwickelt, die Bank kann im Heimmarkt dominanter auftreten und höhere Preise durchsetzen. Fingerspitzengefühl scheint deshalb angebracht, mahnen Topmanager im vertraulichen Gespräch. 

Neben dem Lohn von Ermotti und der gesamten Geschäftsleitung wird auch der sogenannte Bonustopf zu reden geben, aus dem sämtliche variablen Vergütungen gespeist werden. Letztes Jahr belief sich dieser auf 4,5 Milliarden Dollar. Wie man aus dem Innern der Bank hört, wird der Topf dieses Jahr ziemlich sicher noch grösser. 

Die Grätsche der Politik

Die Bezüge der Topbanker entfalten grosse Sprengkraft. Diese Woche stimmte der Ständerat völlig überraschend einer Motion des Thurgauer SVP-Ständerats Jakob Stark zu, die auf die UBS zielt und eine Deckelung der Bankerlöhne bei maximal fünf Millionen Franken fordert. Stark argumentiert, dass die Bank im Notfall «Staatsschutz» geniesse. Deshalb seien die Löhne der «Superverdiener» einer breiten Öffentlichkeit nicht vermittelbar.

Die «Selbstbescheidung» der UBS beim Lohn von Ermotti kann man auch im Kontext der anhaltenden Diskussion um neue Regulierungen sehen. Die Politik arbeitet derzeit an einer Überarbeitung der «Too big to fail»-Regelung. Zudem geht es um die Formulierung eines neuen Eigenkapitalregimes. Die Bank muss damit rechnen, bis zu 25 Milliarden zusätzliches Eigenkapital aufzubauen. Die UBS will das unter allen Umständen verhindern. 

Die UBS schreibt in einer Stellungnahme zum Salär von Sergio Ermotti: «Unsere leistungsbezogene Vergütung reflektiert unsere Pay-for-Performance-Philosophie. 80 Prozent der variablen CEO-Vergütung sind bis zu fünf Jahre aufgeschoben und unterliegen dem Verfallsrisiko. Diese aufgeschobene Vergütung wird nur ausbezahlt, sofern die Bank eine nachhaltige Leistung erzielt; sie kann auch null sein. Unsere Vergütungsstruktur, gerade in Bezug auf Aufschubfristen, gehört im Vergleich zu unseren wichtigsten Konkurrenten zu den strengsten.»

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