Drei statt zwei Tage Wochenende – das klingt auf den ersten Blick wie ein Traum für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Und schon bald könnte dies in Belgien Realität werden.
Arbeitnehmer in Belgien sollen ihre Arbeit künftig flexibel an vier statt fünf Tagen verrichten können. Die belgische Regierung einigte sich auf eine entsprechende Arbeitsmarktreform, wie Premierminister Alexander De Croo (46) am Dienstag mitteilte.
«Der erste Pfeiler ist, den Arbeitern mehr Flexibilität, mehr Freiheit zu geben», sagte De Croo. Vollzeit-Arbeitnehmer sollen am Tag länger arbeiten dürfen, damit alle erforderlichen Stunden in vier Tagen geleistet werden können. Das soll etwa der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zugutekommen, so De Croo.
Weiterbildungen und flexiblere Nachtdienste
Zu der Arbeitsmarktreform gehöre auch ein gesetzlich geregelter Zugang zu Weiterbildungen für Arbeitnehmer, sagt De Croo. Ausserdem werde es mehr Flexibilität bei den Nachtdienstregeln geben, um vor allem den Online-Handel anzukurbeln. Es soll auch einen besseren Schutz für freie Angestellte von Internet-Plattformen wie Uber geben, etwa eine verpflichtende Arbeitsunfall-Versicherung. «Wir arbeiten an einer nachhaltigen, innovativen und digitalen Wirtschaft», sagt De Croo.
Die Nachrichtenagentur Belga schrieb, Ziel der Reformen sei eine Beschäftigtenquote von 80 Prozent bis 2030. Derzeit liegt sie demnach bei 71 Prozent, mit grossen regionalen Unterschieden. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Quote der Erwerbstätigen laut Statistischem Bundesamt zuletzt bei 75,5 Prozent, in der Schweiz bei 67,9 Prozent.
Experiment in Island war erfolgreich
Belgien ist nicht das erste Land, das eine Vier-Tage-Woche anstrebt. Island hat zwischen 2015 und 2019 ein solches Experiment durchgeführt. Diverse Betriebe in der Stadtverwaltung von Reykjavik und anderen Regierungsinstitutionen waren daran beteiligt. Insgesamt 2500 Arbeitnehmer nahmen teil.
Das Fazit war positiv: Die Untersuchungsergebnisse der britischen Denkfabrik Autonomy und der Association for Sustainable Democracy (Alda) in Island zeigten, dass die Produktivität bei kürzerer Arbeitszeit gleich hoch blieb oder sich sogar verbesserte. Auch Spanien und Neuseeland haben ähnliche Pilotprojekte am Start. (nim/SDA)