Die Nachricht war ein Schock: Bis zu 60 Jobs sollten bei Air-Glaciers wegfallen. Die Unternehmensleitung informierte die Mitarbeitenden Anfang Mai via Videokonferenz über den Kahlschlag. Die Heli-Firma war finanziell ohnehin schon angeschlagen. Die Corona-Krise liess das Geschäft schliesslich einbrechen.
Drei Monate später zeigen Recherchen von BLICK, dass Air-Glaciers das Schlimmste verhindern konnte. Im Endeffekt sind es 34 Jobs weniger, wie Präsident Philipp Perren (62) bestätigt. Es kam zu weniger als 20 Entlassungen. «Jetzt ist alles durch», sagt der Walliser.
Die Helikopter von Air-Glaciers sind wieder in der Luft. Das Gleiche gilt für die Maschinen der Schwesterfirma Air Zermatt. Die Unternehmen sind seit Anfang Juli wieder gefragt. Der Ansturm auf die Berge während der Sommerferien hat das Business aufleben lassen. In den Bergen herrscht wieder mehr als Courant normal. Wanderer kamen reihenweise in Not. Die Zahl der Flüge hat erneut zugenommen und liegt zum Teil über dem Wert des Vorjahres.
Corona legt Betrieb lahm
Über das ganze Jahr gesehen bleibt aber ein dickes Minus. Auf knapp 6000 Flugstunden kommen die beiden Heli-Firmen von Januar bis Dezember normalerweise. Bis zu 250 Helikoptereinsätze pro Woche werden in der Hochsaison von ihnen geflogen. Die Helis sind Ambulanz und Freizeitvergnügen zugleich: Sie fliegen schwerverletzte Skifahrer ins nächste Spital und setzen Tourenskifahrer auf einem der Gebirgslandeplätze auf bis zu 4000 Meter Höhe ab.
Der Lockdown Mitte März setzte dem ein Ende. Von einem Tag auf den anderen herrschte Stillstand auf den Skipisten. Die Grenzen waren zu. Die Touristen blieben weg. Die Bergbahnen liessen die Gondeln im Tal. Gewisse Betriebe verhängten einen Investitionsstopp am Berg.
Für Air-Glaciers und Air Zermatt war das eine betriebswirtschaftliche Katastrophe. «Einzig die Sprayflüge fanden ohne grössere Einschränkungen statt und gewisse Transportflüge, namentlich im Bau- und Energieversorgungsbereich», sagt Perren. Statt 600 Flugstunden im Monat resultieren nur noch ein paar Dutzend. In der Kasse klaffte ein Loch, denn der Rettungsflugdienst musste weitergeführt werden. Das heisst, eine gewisse Mindestbelegschaft war nötig – unabhängig von der Anzahl Einsätze.
200 Jobs bleiben
Eine Lösung musste her. Perren hat die ersten Gespräche mit dem Kanton bereits früh geführt. Im Mai folgte die offizielle Kommunikation. Noch im gleichen Monat kam es zum Abbau von 18 Jobs. Im Juni folgten 16 weitere. Für die Angestellten in der Basis von La Chaux-de-Fonds NE gab es eine Anschlusslösung. Gleiches gilt für die Mitarbeiter des Charterflugbetriebes im Wallis. Dieser wird von der neu gegründeten Fluggesellschaft Air Mountain weitergeführt. Ziel: Flüge nach St-Tropez (F) und Korsika ab Sitten VS und Genf.
Rund 200 Jobs bleiben im Verbund von Air-Glaciers und Air Zermatt. Die wirtschaftlich erfolgreichere Air Zermatt ist mit 80 Angestellten etwas kleiner. Sie wurde seinerzeit von Perrens Vater gegründet. Das war 1968. Perren, heute Anwalt bei einer renommierten Kanzlei in Zürich, war seinerzeit zehnjährig. Bereits mit 13 Jahren hatte er einen Funkanschluss im Zimmer. «Damals war die Einsatzleitung bei uns», erinnert er sich.
Die Heli-Rettung ist ihm seither eine Herzensangelegenheit. Umso schwerer fiel ihm der Entscheid zum Abbau. Perren erinnert sich sogar an einen der ersten Einsätze der Air Zermatt. Es war im Jahr 1969: Der 33-jährige Brite Arthur Clarkson und sein achtjähriger Sohn werden am Matterhorn vermisst. Sie sind wahrscheinlich auf dem Rückweg abgestürzt. Die Details sind bis heute unklar. Die beiden gelten immer noch als vermisst.