Heli-Hickhack in Lauterbrunnen: Geschasster Mitarbeiter gründet Konkurrenzfirma
Air-Glaciers droht der Absturz

In Lauterbrunnen BE geht es um alles oder nichts für Air-Glaciers. Der Lauterbrunner Gemeinderat will einen Teil der Flugkontingente dem jungen Konkurrenzunternehmen Beo Helicopter übertragen. Für Air-Glaciers wäre das wohl der Todesstoss. Lauterbrunner wehren sich nun gegen die Pläne des Gemeinderats. Sie wittern ein abgekartetes Geschäft.
Publiziert: 10.11.2017 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:26 Uhr
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Die Air-Glaciers ist die zweitgrösste Helikopterfirma in der Schweiz.
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Flavio Razzino

Bruno Bagnoud (82) gründete mit Air-Glaciers SA das zweitgrösste Helikopterunternehmen der Schweiz. Doch jetzt muss er um sein Lebenswerk zittern! Der Grund: Der Lauterbrunner Gemeinderat will einen Teil der Flugkontingente dem Konkurrenten Beo Helicopter AG übergeben. Diese sind unter anderem wegen des Lärmschutzes auf dem Flugfeld Lauterbrunnen BE limitiert.

Bagnoud ist sich sicher: Verliert Air-Glaciers einen Teil des Kontingents, könnte der wichtige Stützpunkt in Lauterbrunnen nicht mehr rentabel betreiben. Im schlimmsten Fall bedeutet dies das Aus für das 1965 gegründete Unternehmen mit seinen rund 150 Mitarbeitern. 

Jetzt aber erhält Bagnoud Unterstützung von der Lauterbrunner Bevölkerung. Sie hat vergangene Woche gegen die Pläne protestiert und eine Petition eingereicht. Die Lauterbrunner werfen dem Gemeinderat eine «Sauhäfeli-Saudeckeli»-Politik vor.

Nach Kündigung folgte Firmengründung

Denn Christian von Allmen, Geschäftsführer der Beo Helicopter, ist ebenfalls Mitglied des Gemeinderats, der nun Flugkontingente der Air-Glaciers abnehmen und seiner eigenen Firma zuschreiben will.

Brisant: Von Allmen war bis Oktober 2016 Mitarbeiter der Air-Glaciers und leitete die Basis in Lauterbrunnen. Dann wurde ihm von Bagnoud überraschend gekündigt – der Patron hatte seinen Basisleiter gar mit einem Hausverbot belegt. Nur zwei Monate nach dieser Kündigung gründete von Allmen seine eigene Firma.

In Lauterbrunnen wurde gemunkelt, dass von Allmen noch in seiner Zeit als Basisleiter aktiv daran gearbeitet hatte, die Air-Glaciers zugunsten seiner eigenen geplanten Unternehmung zu schwächen, und deswegen gekündigt wurde. Bagnoud selber hatte sich über die Gründe der Kündigung bislang ausgeschwiegen.

Bis jetzt – im BLICK packt der Patron nun aus. «Seit 50 Jahren habe ich an sieben Heliports in der Schweiz Basisleiter angestellt und mit keinem Probleme bekommen», sagt Bagnoud. Doch bei von Allmen überschlugen sich im Jahr 2016 die Ereignisse. 

«Wer nicht macht, was ich will, muss gehen»

So soll er einen katastrophalen Führungsstil gehabt haben. «Wer nicht macht, was ich will, muss gehen» – diesen Spruch hätten Mitarbeiter täglich zu hören bekommen, sagt Bagnoud. Die Folge: «Praktisch die gesamte Belegschaft hat unter von Allmen gekündigt – so was habe ich noch nie erlebt.» Und dann ist es unter ihm auch noch zu groben Problemen bei der Rechnungsführung gekommen.

Oder einfacher gesagt: Es wurden keine Rechnungen mehr für von Air-Glaciers verrichtete Dienstleistungen geschrieben. «Die sind einfach liegen geblieben», so Bagnoud. Das hatte fatale Folgen: «Zwei Millionen Franken fehlten meinem Unternehmen zum Zeitpunkt, als ich von Allmen vor die Tür gestellt habe», sagt Bagnoud.

Das führte fast zum Verlust des begehrten Infrastruktur-Auftrags für das Fis-Lauberhornrennen. 2016 musste Bagnoud nach Lauterbrunnen reisen, um dem Renn-OK «Fragen zur Liquidität des Unternehmens» zu beantworten. Nur mit Müh und Not konnte Bagnoud den Auftrag halten.

«Es gab Verzögerungen»

Christian von Allmen räumt ein, dass es «wegen Personalmangels bei der Air-Glaciers zu Verzögerungen mit der Rechnungsstellung gekommen sei». Er wehrt sich aber gegen den Vorwurf, absichtlich keine Rechnungen mehr geschrieben zu haben, um damit Air-Glaciers zu schaden. «Es gibt keinen Zusammenhang zwischen diesen Verzögerungen und meiner heutigen Tätigkeit.»

Bei der Neuaufteilung der Flugkontingente hat der Gemeinderat bislang bloss eine Absichtserklärung abgegeben. Bagnoud hofft jetzt, dass sich der Gemeinderat durch den Protest der Lauterbrunner Bevölkerung noch umstimmen lässt.

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