Mega-Salär, aber der Aktienkurs fällt
Lohn von Oerlikon-Chef Michael Süss sorgt für Kritik

Der Chef von Oerlikon beschert den Aktionären wenig Freude. Doch sein Lohn ist innert zehn Jahren um das Zehnfache angewachsen.
Publiziert: 06.03.2025 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2025 um 17:44 Uhr
Oerlikon-Chef Michael Süss verdient mehr als er verdient – sagen Kritiker.
Foto: Florian Generotzky für BILANZ

Darum gehts

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Stefan Barmettler
Handelszeitung

Michael Süss, Chef im Industriekonzern Oerlikon, darf seinen 10. Jahrestag feiern. Als er antrat, erklärte er seinem Aktionariat die Marschrichtung. «Durch den eingeschlagenen Weg können wir langfristig deutlichen Mehrwert für Sie und alle anderen Stakeholder schaffen.» Unterschrieben war das Versprechen mit: Prof. Dr. Michael Süss, Präsident des Verwaltungsrates.

Gestiegen ist nicht der Aktienkurs, sondern Süss' Gehalt

Heute, nach zehn Jahren, zeigt eine Analyse: Gestiegen sind in den letzten Jahren zuvorderst die Einkünfte von Süss. Als er als VR-Präsident übernahm, bezog er ein Honorar von 629’000 Franken. Heute ist bei ihm, mittlerweile exekutiver Präsident, ein Lohnpaket von über 7 Millionen Franken ausgewiesen. Im jüngsten Geschäftsbericht steht: «Total Compensation Granted 2024: 7,55 Millionen.»

Die Pressestelle verweist legitimierend darauf, dass einige Komponenten beim CEO- und VR-Präsidenten-Lohn variabel und an Zielerreichungen gebunden seien, und das über mehrere Jahre; entsprechend liege die Honorierung tiefer.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Grösser Firmen, mehr Gewinn, weniger Lohn

Es sind gleichwohl stolze Summen, die manchen CEO eines internationalen Industriekonzerns neidisch machen. Denn bei ungleich grösseren Firmen, etwa Sulzer, Schindler oder Georg Fischer, liegt das CEO-Salär weit darunter. Besonders krass ist der Vergleich mit Liftbauer Schindler: Dessen Umsatz ist viermal grösser, der Gewinn gar zehnmal, doch der Schindler-Chef kassiert für seine Leistung mindestens 1 Million weniger als Süss.

Süss' Ausreden für mangelnde Performance

Und was bleibt vom grossen Versprechen aus seinen Anfangsjahren, wonach er «deutlichen Mehrwert» für die Aktionäre kreiere? Seit seinem Antritt hat der Firmenwert von Oerlikon nicht zugenommen, sondern stetig abgenommen, und zwar um zwei Drittel – auf 1,3 Milliarden Franken. Entsprechend tauchte der Wert der Aktie – ein Trauerspiel.

Der Gewinn, der 2016 noch 388 Millionen Franken ausmachte, liegt nun bei mageren 72 Millionen. Aus Sicht der Aktionäre also sind die letzten zehn Jahre – trotz steter Dividende – ein Desaster.

Für den allmächtigen Süss aber war das Jahrzehnt genau das Gegenteil: Auf ihn ging über all die Jahre ein wahrer Geldregen nieder.

Derweilen war der smarte und wortgewaltige Chef aus Bayern nie verlegen, die schlimme Börsenentwicklung anderen unterzujubeln. 2023 und 2024 wars das «anspruchsvolle Umfeld», das auf die Zahlen drückte. Überdies durfte Grossaktionär Viktor Vekselberg als Erklärung für die höchstmässige Performance hinhalten.

So meinte Süss vor einem Jahr in der «Bilanz», der von den USA sanktionierte Milliardär aus Russland bedeute einen Malus auf den Aktienkurs von «bis zu 60 Prozent».

Eine steile These, denn bei Sulzer, wo der Russe mehr Aktienanteile hält als bei Oerlikon, hat Suzanne Thoma den Aktienkurs in den letzten drei Jahren glatt verdoppelt. Bei Oerlikon schrumpfte er um fast die Hälfte – alles bloss der böse Vekselberg-Malus, wie Süss erklärt? 

Fehlinvestition: 400 Millionen Franken versenkt

Dabei hätten Vekselberg und die anderen Aktionäre allen Grund, um über das Versagen an der Oerlikon-Spitze zu klagen. Ein Beispiel: Vor nicht allzu langer Zeit hiess das Buzzword von Chefstratege Süss: Additive Fertigung, also Industrie aus dem 3D-Drucker. Er schwärmte vom «revolutionären Potenzial» und kündigte an, die additive Fertigung verändere «die Welt». Dank dieser Art der neuartigen Fertigung würde «kein Stein auf dem andern bleiben» – und Oerlikon profitiere im grossen Mass, prognostizierte Süss 2022.

In seinem Überschwang gründete er mit der Technischen Universität München (TUM) das TUM-Oerlikon Advanced Manufacturing Institute, an dem geforscht, gelehrt und Doktoranden betreut werden sollten. Heute, drei Jahre später, hat sich das meiste in Luft aufgelöst. Die letzte News-Meldung des Instituts der Uni München, wo einst Professor h.c. Süss lehrte, datiert vom 26. März 2024.

Derweile existiert der angeblich revolutionäre Zukunftsbereich im aktuellen Oerlikon-Geschäftsbericht nur noch im Kleingedruckten. Man habe das Additive Manufacturing «erfolgreich» neu ausgerichtet, heisst es kleinlaut. Es ist die elegante Beschönigung einer klassischen Fehlinvestition, dessen Restanzen in den USA nun gebündelt werden. Die Zukunft fürs «Design des 21. Jahrhunderts» (Süss) aber ist abgesagt. Bei diesem 3-D-Traum wurden, sagen Insider, locker 400 Millionen Franken versenkt – die Aktionäre ärgert es. Süss kanns egal sein. Er kassiert immer tüchtig ab.

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