Was Martin Ebner (73) sieht, als er gestern Mittag am Flughafen Zürich aus dem Flugzeugfenster blickte, gefällt dem Financier: Während die Maschine in die Startposition rollt, zücken Dutzende Flughafenangestellte das Handy, um Fotos zu machen. Grund: Die Maschine vom Typ Embraer E2-190, in der Ebner sitzt, hat eine spezielle Hai-Bemalung.
Seine Fluggesellschaft Helvetic hat gerade zwölf Stück des Flugzeugs für 730 Millionen bestellt, die ersten sollen in einem Jahr ausgeliefert werden. Gestern hob ein Prototyp davon, gefüllt mit Presse und Geschäftspartnern, zu einem Rundflug übers Berner Oberland ab. BLICK sitzt neben Besitzer Ebner in der ersten Reihe.
BLICK: Herr Ebner, Helvetic Airways fliegt im Moment sehr erfolgreich mit fünf Fokker 100 und sieben Embraer E1-190. Warum ändern Sie etwas an einer Taktik, die gut funktioniert?
Martin Ebner: Die Leasing-Verträge für die alten Embraer-Maschinen laufen aus. Das gleiche Modell könnte man zwar günstig weiterleasen. Aber wir wollen die Chance packen, ins Premium-Segment aufzusteigen.
Was bedeutet das?
Moderne Maschinen, die umweltfreundlich unterwegs sind, werden immer wichtiger. Zudem ist das Flugzeug enorm leise. Hören Sie bloss! Ich war noch nie in einem Flugzeug, in dem man sich so problemlos unterhalten konnte.
Martin Ebner – der Mann mit der Fliege, früher sein Markenzeichen. Während Jahrzehnten lehrte der umstrittene Shareholder-Value-Prediger die Hochfinanz das Fürchten. Kleinanleger haben noch dies in den Ohren: «Aktien verändern Ihr Leben!» Leichtgläubige mussten bluten, für sie hat sich Ebners Motto schmerzhaft bewahrheitet. Erstmals ins Rampenlicht trat er mit seiner BZ Bank (1985). Der Börsenabsturz 2001/2002 zwang ihn zum Verkauf seiner Beteiligungen. Er erlebte die Fastpleite seines Milliardenimperiums. Nun hebt das Finanzgenie aus dem Kanton Schwyz wieder ab.
Martin Ebner – der Mann mit der Fliege, früher sein Markenzeichen. Während Jahrzehnten lehrte der umstrittene Shareholder-Value-Prediger die Hochfinanz das Fürchten. Kleinanleger haben noch dies in den Ohren: «Aktien verändern Ihr Leben!» Leichtgläubige mussten bluten, für sie hat sich Ebners Motto schmerzhaft bewahrheitet. Erstmals ins Rampenlicht trat er mit seiner BZ Bank (1985). Der Börsenabsturz 2001/2002 zwang ihn zum Verkauf seiner Beteiligungen. Er erlebte die Fastpleite seines Milliardenimperiums. Nun hebt das Finanzgenie aus dem Kanton Schwyz wieder ab.
Schon möglich. Am meisten bringt das Flugzeug aber dem Helvetic-Portemonnaie.
Natürlich rechnet sich das Flugzeug für uns. Einerseits, weil es viel effizienter ist als die Modelle, mit denen wir im Moment noch fliegen. Und weil wir statt zwei nur noch einen Flugzeugtyp in der Flotte haben werden, brauchen wir auch Piloten, Flugbegleiter und Wartungs-Crews nur noch für einen einzuplanen und auszubilden.
Wer bezahlt die 730 Millionen Dollar, welche die Flieger laut Embraer-Listenpreis kosten?
Ich, aus dem eigenen Sack. Das ist die Wette. Ich bin überzeugt, dass sie aufgeht.
Air Berlin und Skywork sind pleite, Alitalia hält sich gerade so noch am Himmel. Warum serbeln so viele Airlines?
Wahrscheinlich, weil dort Dilettanten investiert haben. Die Schweizer Luftfahrt ist generell eine traurige Geschichte. Vor uns sind 39 schweizerische Gesellschaften pleitegegangen. Wir sind die letzte richtige Schweizer Airline.
Wann trifft es Sie?
Das weiss ich nicht. Ich schätze das Risiko, dass wir pleitegehen, als sehr gering ein.
Jetzt wäre der Moment, um die Löcher zu stopfen, die Skywork hinterlassen hat.
Das sind alles andere Märkte als unserer. Wir wollen uns nicht auf Linienflüge konzentrieren wie die anderen, sondern wir bieten 80 Prozent unserer Flüge im Auftrag von anderen Fluglinien – vor allem der Swiss – an.
Anders gefragt: Werden Sie Ihre Präsenz in Bern-Belp ausbauen, jetzt wo Skywork weg ist?
Nein, sicher nicht. Der Flughafen hat ein zu kleines Einzugsgebiet. Man kann dort keine Airline erfolgreich betreiben.
Sie haben die Option, nach den zwölf neuen Maschinen nochmals bis zu zwölf zu kaufen und die Flotte zu verdoppeln. Wäre das ein Angriff auf die Swiss?
Nein. Wir konkurrenzieren uns nicht. Erstens wissen wir nicht, ob wir die Optionen auf weitere Flieger ziehen werden. Und zweitens würden wir diese wohl einzig für Flüge im Auftrag anderer Airlines einsetzen, also kein eigenes Streckennetz aufbauen.
Vor zwei Wochen stellten sich die vier Männer hinter dem Projekt Swiss Skies vor, die Langstreckenflüge mit mittelgrossen Maschinen zu Tiefpreisen anbieten wollen. Die Männer suchen noch Geld. Sie haben Geld.
Ich habe die Unterlagen gesehen, habe sie mir aber nicht angeschaut. Es hat mich nicht interessiert. Ich habe genug zu tun bei Helvetic, bin hier an genug Geld gebunden.
Trauen Sie Swiss Skies Erfolg zu?
Ich kann es nicht beurteilen, weil ich mich im Interkontinental-Geschäft nicht auskenne. Im Europa-Geschäft dagegen schon.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie es nach Ihrem Einstieg im Jahr 2006 durchschaut haben?
Zwei Jahre.
So lange schrieben Sie rote Zahlen, seitdem fliegt Helvetic profitabel.
Wir waren schon vorher profitabel, mussten aber Altlasten abtragen. Kaum wurde bekannt, dass ich der neue Besitzer bin, kamen aus allen Ecken offene Rechnungen geflogen. Ich bin im Nachhinein allen dankbar, die sich zu Konzessionen bereit zeigten, dem Flughafen, der SR Technics. Sie sagten zum Beispiel: 80 Prozent zu kriegen, ist besser als gar nichts, wenn der Ebner nicht übernommen hätte.
Sie sind jetzt 73. Wie viel arbeiten Sie noch?
100 Prozent. Oder 150, wenn Sie so mögen. Ich stehe am Morgen um 6 Uhr auf, um 19.30 Uhr abends gibts Znacht. Zwischendrin versuche ich, produktiv zu sein.
Andere züchten in Ihrem Alter Rosen.
Ich habe in meinem Beruf viel Schönes erlebt. Andere haben andere Präferenzen.
Sie sind Milliardär. Trotzdem heisst es, Sie kämen immer mit dem Zug ins Helvetic-Büro in Kloten.
Wir haben nur ein Auto daheim. Wenn meine Frau unterwegs ist und ich zur Helvetic muss, nehme ich den Zug, weil er sehr berechenbar ist, in der Schweiz funktioniert das System hervorragend.
Zweite oder erste Klasse?
Während der Stosszeit erste, sonst zweite. Ich beobachte und spreche gerne mit den Leuten.
Kaum hatte sie 2003 erstmals abgehoben, drohte sie schon wieder am Boden zu bleiben: Helvetic hatte mit ihrem Billigmodell – konstant 99 Franken pro Flug – und der pinkfarbenen Lackierung keinen Erfolg am Markt. Erst als Martin Ebner sie 2006 für rund 50 Millionen Franken übernahm, kam sie aus den Turbulenzen. Das heutige Geschäftsmodell: 80 Prozent der Flüge führt Helvetic im sogenannten Wet-Lease-Geschäft für andere Airlines durch. Heisst, sie stellt sowohl Maschine als auch Crew. Grösste Kundin ist die Swiss. Den Rest ihres Geldes verdient die Gesellschaft mit Hauptsitz in Kloten ZH mit Charterflügen und einem kleinen Liniengeschäft mit wenig umkämpften Destinationen. Seit dem Grounding der Berner Skywork ist die Helvetic die letzte Fluggesellschaft mit Schweizer Besitzer.
Kaum hatte sie 2003 erstmals abgehoben, drohte sie schon wieder am Boden zu bleiben: Helvetic hatte mit ihrem Billigmodell – konstant 99 Franken pro Flug – und der pinkfarbenen Lackierung keinen Erfolg am Markt. Erst als Martin Ebner sie 2006 für rund 50 Millionen Franken übernahm, kam sie aus den Turbulenzen. Das heutige Geschäftsmodell: 80 Prozent der Flüge führt Helvetic im sogenannten Wet-Lease-Geschäft für andere Airlines durch. Heisst, sie stellt sowohl Maschine als auch Crew. Grösste Kundin ist die Swiss. Den Rest ihres Geldes verdient die Gesellschaft mit Hauptsitz in Kloten ZH mit Charterflügen und einem kleinen Liniengeschäft mit wenig umkämpften Destinationen. Seit dem Grounding der Berner Skywork ist die Helvetic die letzte Fluggesellschaft mit Schweizer Besitzer.