Die Hochhäuser der Europaallee thronen über dem Zürcher Hauptbahnhof, den täglich Hunderttausende Pendler frequentieren. Die Luxusbauten der SBB bestehen aus mehreren Hundert Mietobjekten, für die man ausgesprochen tief in die Taschen greifen muss.
Eines der Vorzeigeprojekte nimmt nun ein jähes Ende: Die Luxus-Altersresidenzen Gustav sowie das gleichnamige Restaurant im Erdgeschoss haben geschlossen. Heute wird der Gastrobetrieb liquidiert. Neben der neuwertigen Einrichtung des Restaurants stehen auch einige Ausstattungsgegenstände der Wohnungen zum Verkauf, wie ein Augenschein von BLICK zeigt. Das Interesse der Zürcher ist gross, die Schlangen vor dem Liquidationsgebäude sind lang.
Nicht mal ein Drittel der Wohnungen bewohnt
Die Luxus-Apartments wurden einst zum Preis zwischen 7000 und 15'000 Franken pro Monat ausgeschrieben. Zum Angebot der möblierten Mietwohnungen gehörte ein Empfang am Eingang, ein Sterne-Restaurant, ein Wellness-Bereich sowie umfassende Butler-Dienstleistungen.
Doch die Rechnung ist nicht aufgegangen. Von den insgesamt 73 Wohnungen sind heute gerade mal 22 besetzt. Über die Gründe fürs Scheitern kann der Betreiber der Altersresidenzen, die Di-Gallo-Gruppe, nur spekulieren: «Vielleicht war die Lage zu urban für unsere Zielpublikum, oder die Zeit ist noch nicht reif für ein solches Angebot», sagt Jörg Denzler, Sprecher der Di-Gallo-Gruppe zu BLICK. Die Gruppe musste den Mietvertrag mit den SBB vorzeitig aufheben.
SBB schreiben Wohnungen neu aus
Ab dem 1. Oktober 2020 gehören die Apartments also wieder den SBB. Diese bieten die Wohnungen nun zu einem Bruchteil des einstigen Mietpreises an. Eine 2,5-Zimmer-Wohnung kostet neu zwischen 2400 und 3440 Franken, Nebenkosten inklusive. Die 4,5-Zimmer-Wohnung im 11. Stockwerk kostet noch 6820 Franken, ebenfalls inklusive Nebenkosten.
«Die Wohnungen werden nicht mit den gleichen Services vermietet, wie sie Gustav angeboten hatte», erklärt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi gegenüber BLICK den Preisnachlass.
Service kostet jetzt extra
Einen Logendienst mit Concierge werde es jedoch weiterhin geben. Dieser erledige Basisleistungen wie Taxi bestellen, Tischreservationen oder Veranstaltungskarten organisieren. Ebenso Post- und Kurierdienste.
Weitere mögliche Dienstleistungen und Services können laut SBB weiterhin bezogen werden, kosten jedoch zusätzlich. Ob die reduzierten Mietpreise in die leerstehenden Luxus-Apartments endlich Leben bringen werden, wird sich zeigen.
Zuletzt brandmarkte der Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz (MVS) die Europaallee zum Gesicht der Schweizer Immobilienspekulation. Die Europaallee in Zürich stehe exemplarisch für die überteuerten Luxusbauten, mit denen Immobilienspekulanten die Mieten in der Schweiz in die Höhe treiben, so der Verband. Solchen Spekulanten will der Mieterverband mit der Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» einen Riegel vorschieben.
«Objekte wie die Europaallee in Zürich, in der eine 3,5-Zimmer-Wohnung bis zu 5800 Franken im Monat kostet, bringen keinen Mehrwert für das Quartier. Stattdessen treiben sie die Mieten ringsum in die Höhe», sagte Carlo Sommaruga, Präsident des Verbands. Die Mieten belasten das Portemonnaie der Schweizer immer stärker. Seit 2005 stiegen die Mieten gemäss Mietpreisindex um satte 19 Prozent an, während die allgemeine Teuerung unter fünf Prozent blieb. Dorothea Vollenweider
Zuletzt brandmarkte der Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz (MVS) die Europaallee zum Gesicht der Schweizer Immobilienspekulation. Die Europaallee in Zürich stehe exemplarisch für die überteuerten Luxusbauten, mit denen Immobilienspekulanten die Mieten in der Schweiz in die Höhe treiben, so der Verband. Solchen Spekulanten will der Mieterverband mit der Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen» einen Riegel vorschieben.
«Objekte wie die Europaallee in Zürich, in der eine 3,5-Zimmer-Wohnung bis zu 5800 Franken im Monat kostet, bringen keinen Mehrwert für das Quartier. Stattdessen treiben sie die Mieten ringsum in die Höhe», sagte Carlo Sommaruga, Präsident des Verbands. Die Mieten belasten das Portemonnaie der Schweizer immer stärker. Seit 2005 stiegen die Mieten gemäss Mietpreisindex um satte 19 Prozent an, während die allgemeine Teuerung unter fünf Prozent blieb. Dorothea Vollenweider