Swisslos wirbt: «Niemand macht mehr Millionäre!». Falsch! Die Börse macht viel mehr Millionäre und Millionärinnen. Aber der Reihe nach: Seit dem Jahr 1979 hat das Zahlenlotto von Swisslos 862 Millionäre gemacht. Diese Gewinne werden jeweils öffentlich gefeiert. Das lockt jede Woche wieder Hunderttausende Menschen: Jede Woche werden 500'000 neue Lottoscheine ausgefüllt – 500'000 Mal die Hoffnung auf den ganz grossen Gewinn. Aber für fast alle Spieler und Spielerinnen bleibt das für immer ein Traum. Keine Wunder, denn vom Blitz erschlagen zu werden, ist viel wahrscheinlicher als ein Jackpot im Lotto.
Trotzdem spielen wahnsinnig viele Menschen Lotto. Der Umsatz der Schweizer Lotterien und Wetten betrug im Jahr 2018 rund 2,87 Milliarden Franken. Umgerechnet auf die Wohnbevölkerung entspricht das einem Spieleinsatz von 337 Franken pro Person. Gewonnen wurden pro Kopf im Durchschnitt 227 Franken. Also ist Lotto für die Spieler insgesamt ein Verlustgeschäft von durchschnittlich 110 Franken pro Kopf und Jahr. Trotzdem werden bei jeder Lottoziehung in der Deutschschweiz zwischen 200'000 und 1,7 Millionen Lottoscheine ausgefüllt.
Weitaus weniger Menschen unternehmen den Versuch, mit Börsenanlagen reich zu werden. Dabei ist die Gewinnwahrscheinlichkeit mit Aktien viel höher als bei Lotto. Mit einem diversifizierten Korb von Schweizer Aktien liegt die sie bei 66 Prozent. Es wird also in zwei von drei Jahren ein Gewinn erzielt. Zum Vergleich: Mit einem Lottoschein liegt die Wahrscheinlichkeit überhaupt etwas zu gewinnen (also bloss 5 Franken), nur im tiefen einstelligen Prozentbereich.
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Den Jackpot an der Börse gibt es wirklich
Fast alle Spieler verlieren Geld beim Lotto. Statt beim Lotto, sollten sie ihr Geld besser an der Börse einsetzen. Dort könnten sie damit wirklich Millionäre werden.
Wenn man seit dem Jahr 1979 den Lottoeinsatz pro Person von 337 Franken in Lottoscheine investiert hat, ist man heute fast sicher um 5000 Franken ärmer. Hätte man den Lottobetrag all die Jahre aufs Sparkonto gelegt, könnte man sich jetzt über 14'828 Franken freuen. An der Börse wären aus den jährlichen Beträgen bei einer jährlichen Rendite von 8 Prozent über 120'000 Franken geworden. Und zum Schluss noch dies: Wenn man das Geld jährlich der Investorenlegende Warren Buffet anvertraut, indem man seine Aktien von Berkshire Hathaway gekauft hätte, dann wäre daraus weit mehr als eine Million Franken geworden.
Wer zehn Jahre lang Lotto spielt, verliert fast garantiert Geld. Wer dagegen zehn Jahre in eine Vielfalt von Aktien investiert, gewinnt fast sicher. In den vergangenen hundert Jahren gab es nur zwei Zehnjahreszeiträume, in denen mit einem breit diversifizierten Korb von Schweizer Aktien ein Verlust resultiert hätte. Mit einem Anlagehorizont von 25 Jahren haben Anleger sogar noch nie Geld verloren.
Blendeffekt des Jackpots
Trotzdem spielen viel mehr Leute Lotto als an der Börse investieren. Ein Grund: Der theoretisch mögliche Sofortgewinn im Lotto ist sehr hoch, bei Aktien sehr klein. Mit dem Mindesteinsatz von 5 Franken kann man theoretisch – so unwahrscheinlich, dass man eher vom Blitz getroffen wird – in einer Woche eine Million Franken oder mehr gewinnen.
Zum Vergleich: Um mit einem Einsatz von 5 Franken an der Börse Millionär oder Millionärin zu werden, dauert mehr als eine Generation. Bei einer jährlichen Rendite von acht Prozent dauert es 159 Jahre.
Mehr zum Lottospielen
Achtung: Wahrscheinlichkeitsfalle
Im Lotto ist der potenzielle Gewinn also sehr hoch und der mögliche Verlust sehr klein. Das ist die Wahrscheinlichkeitsfalle, in die sich die Spieler locken lassen. Je höher der Jackpot, desto mehr Menschen wollen Lotto spielen. Der bisherige Rekordgewinn im Schweizer Lotto wurde am 23. August 2014 ausgezahlt: 48'598'075 Franken. Damals wurden rund 1,4 Millionen Lottoscheine ausgefüllt, siebenmal so viele wie bei einer durchschnittlichen Ziehung.
Von hohen möglichen Gewinnsummen bei gleichzeitig kleinem Einsatz lassen sich Menschen blenden, auch wenn ein hoher Gewinn extrem unwahrscheinlich ist. Das lässt sich an einem einfachen Beispiel zeigen.
Obschon der Erwartungswert im Lotto negativ ist (Verlust resultiert), wirkt der Blendeffekt eines hohen Jackpots. Das Schweizer Lotto hat sogar das System geändert, um bei der Höhe des Jackpots wieder eher mit Euromillions mithalten zu können. Denn wegen des deutlich höheren Jackpots beim europäischen Konkurrenten spielten immer weniger Menschen Schweizer Lotto. Anfang 2013 hat die Schweizer Lottogesellschaft die Wahrscheinlichkeit, den Jackpot zu gewinnen, verkleinert: Neben den sechs Richtigen muss seither auch noch eine von sechs Glückszahlen richtig angekreuzt werden.
Durch diesen Systemwechsel wurde der Jackpot höher, weil die Wahrscheinlichkeit, ihn zu knacken, von 1 zu 24 Millionen auf 1 zu 31 Millionen sank. Vom Blitz getroffen zu werden, ist fast 100-mal, bei einem Verkehrsunfall zu sterben sogar einige 1000 Mal wahrscheinlicher.
Alle Kombinationen spielen
Erst ab einem Jackpot von rund 80 Millionen Franken würde es sich lohnen, alle möglichen Lottokombinationen zu spielen. Also 15,5 Millionen Lottoscheine zu kaufen und darauf für 5 Franken zwei Tipps auszufüllen. Natürlich würden neben dem Jackpot auch noch alle kleineren Gewinne anfallen, sodass es sich theoretisch schon bei einem etwas tieferen Jackpot lohnen würde.
Allerdings müsste der Lottogewinn auch versteuert werden, der Jackpot müsste also sogar noch höher sein, damit es sich lohnen würde, alle Kombinationen zu spielen. Und selbst dann könnten andere Lottospieler einem einen Strich durch die Rechnung machen. Denn allenfalls tippt noch jemand die richtigen Zahlen und der Gewinn müsste geteilt werden. So wie am 18. Januar 1992, als zehn Gewinner sechs Richtige tippten – Rekord! Die Gewinnzahlen lauteten damals: 4 6 7 16 19 28.
Für alle Optimisten sei noch erwähnt, dass es auch Unwahrscheinlicheres als Lottogewinne gibt, etwa siebenmal vom Blitz getroffen zu werden. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1 zu 16 Quadrillionen (eine Zahl mit 24 Nullen). Trotzdem ist das dem Amerikaner Roy Cleveland Sullivan passiert; er wurde ins «Guinness-Buch der Rekorde» aufgenommen.
Tipp (nicht nur) für Lottogewinner
Wer tatsächlich gewinnt, sollte einen Finanzberater engagieren. Vielleicht ist er auch für die Vermögensverwaltung zuständig, aber vor allem als Abwehrwand nützlich. Lottogewinner – und Menschen, die auf anderem Weg zu einem Vermögen kommen – werden von allen um Geld bedrängt.
Das kann der Anfang vom Ruin sein. Darum brauchen sie einen Finanzberater, der als Airbag dient. Wenn jemand nach Geld fragt, kann man auf diesen verweisen: «Ruf meinen Berater an.» Dem Berater die Schuld geben kann Vermögen, Freundschaften und das eigene seelische Wohlbefinden retten.