Der spektakulärste Wirtschaftsprozess seit dem Fall Swissair läuft. Im Volkshaus Zürich, wohin die Gerichtsverhandlung aus Platzgründen ausgelagert wurde, sitzen seit Dienstag neben Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (65) und seinem Geschäftspartner Beat Stocker (61), fünf weitere Beschuldigte auf der Anklagebank.
Es geht um umstrittene Firmentransaktionen und um Spesenexzesse. Allein Vincenz soll über eine halbe Million Franken unrechtmässig für Besuche in Stripclubs, Reisen mit Freunden und der Familie sowie geschäftlich nicht zu rechtfertigende Anwaltskosten ausgegeben haben.
Vincenz und Stocker werden zudem ungetreue Geschäftsbesorgung, gewerbsmässiger Betrug, Veruntreuung,Urkundenfälschung und unlauterer Wettbewerb zur Last gelegt. Konkret werden den beiden «heimliche Beteiligungen» an der Softwarefirma Commtrain, dem Konsumkredit-Unternehmen Genève Credit & Leasing (GCL), der Mieterkautionsversicherung Eurokaution sowie dem KMU-Finanzierer Investnet vorgeworfen.
Gelingt es der Anklage, das Gericht von Vincenz' und Stockers Schuld zu überzeugen, drohen den beiden sechs Jahre Gefängnis. Zudem müsste Stocker über 16 Millionen und Vincenz fast 9 Millionen Franken an unrechtmässig erworbenen Erlösen zurückzahlen.