Grauer Himmel, nasse Bänke, einzelne Gäste kauern sich unter ihre Regenschirme. Von winterlicher Stimmung fehlt an den Weihnachtsmärkten derzeit jede Spur. Das Geschäft der Standbetreiber leidet. Wer möchte sich vom Dauerregen schon sein Raclette und die Geschenksuche verderben lassen?
Remy Suter (33) steht gut eingepackt an ihrem Stand am Zürcher Wienachtsdorf auf dem Zürcher Secchseläutenplatz. Sie verkauft selbst gemachte Halsbänder, Leinen und Decken für Hunde. «Letztes Jahr lief das Geschäft besser», sagt sie. Schuld sei das Wetter. «Klar gibt es immer schlechte Tage. Aber wenn es so oft regnet, kommen weniger Leute.»
Suter ist nicht die Einzige, die unter einem wetterbedingten Umsatzeinbruch leidet. Das Wetter beeinflusst auch die Stimmung und die Dauer, die die Passanten auf dem Weihnachtsmarkt verweilen, erklärt Katja Weber, Gründerin des Zürcher Wienachtsdorfs. «Wenn es nicht gemütlich ist zum Schlendern, dann kaufen die Kunden weniger.»
Das Wetterpech setzte dieses Jahr sogar schon vor Eröffnung der Weihnachtsmärkte ein: Die Organisatoren mussten im strömenden Regen Chalets aufbauen, Bäume schmücken und Lichterketten aufhängen. So ganz und gar nicht weihnachtlich.
Naschen im Schermen
In der Bundesstadt zeigt sich ein ähnliches Bild. «Bei uns besteht die Gefahr, dass die Kunden nicht unter den Lauben hervorkommen», sagt Matthias Hauert (48), Präsident des Berner Münster Weihnachtsmarktes. Die Berner Haselnussleckerli essen die Gäste halt lieber im Trockenen.
Zurück am Bellevue in Zürich schöpft Janine Pfister (45) Hoffnung. Sie verkauft ihr eigenes Bilderbuch sowie Glückwunschkarten. «Letztes Jahr war ich am Weihnachtsmarkt am Münsterhof. Hier am Sechseläutenplatz läuft es mir nicht so schlecht.»
Die Lage sei entscheidend. Trotzdem hat sie sich mehr erhofft: «In Zürich gibt es ja längst an allen Ecken einen Weihnachtsmarkt. Da verteilen sich die Leute extrem.» Auf die letzten Tage vor Heiligabend ist sie aber gespannt. «Das Wetter wird übers Wochenende traumhaft. Das gibt hoffentlich nochmals einen Aufschwung.»
Sie trotzen dem Regen
Trübsal blasen ist bei den Standbetreibern sowieso nicht angesagt. In Baden AG etwa schreiben die Organisatoren des Wunderdorfs auf Anfrage, sie seien «selber sehr erstaunt, dass Badenerinnen und Badener dermassen wetterfest sind und sich bei jedem Wetter aus dem Haus bewegen!»
Rico De Bona, OK-Präsident vom Lozärner Wiehnachtsmärt auf dem Franziskanerplatz, ergänzt: «Wir hatten bis anhin von grossem Schneefall, Sonne, Dauerregen bis trockene Perioden bei angenehmen Temperaturen alles.» Jetzt hofft er auf einen guten Endspurt. Denn De Bona weiss: «Abgerechnet wird am Schluss.»