Leer gekündigt, Mieter raus, Mietzins rauf!
Walliser Pensionskasse vermietet Wohnungen zu Wucherpreisen

Das sind gesalzene Mieterhöhungen: Die Pensionskasse PKWAL lässt drei ihrer Wohnungen in Glis VS neu mit Preisaufschlägen von über 50 Prozent vermieten. Das sorgt für Kritik.
Publiziert: 20.07.2023 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2023 um 15:12 Uhr
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Mit dieser Überbauung in Glis VS sorgt die Pensionskasse PKWAL für reichlich Diskussionstoff.
Foto: Zvg
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Bei diesem Mietwohnungsinserat auf Immoscout24 verstehen in Brig-Glis VS viele derzeit nur Bahnhof – und das liegt nicht mal an der französischen Sprache. Eine 4,5-Zimmer-Wohnung mit rund 110 Quadratmetern wird plötzlich für 2500 Franken pro Monat inseriert. Die kürzlich ausgezogenen Vormieter hatten während sechs Jahren noch 1600 Franken Bruttomiete bezahlt. Das macht eine Mieterhöhung von sage und schreibe 900 Franken! Der einzige Unterschied auf den ersten Blick: Die Wohnung ist vollständig möbliert im Angebot.

Der neue Mietzins erhält mit Blick auf die Eigentümerin zusätzliche Brisanz: Die Wohnung gehört wie der gesamte Komplex aus drei Liegenschaften in Glis der Pensionskasse der Walliser Staatsangestellten, kurz PKWAL. Die Verwaltung hat die PKWAL an eine Immobilienverwaltung aus Siders abgegeben, die in der Überbauung für die PKWAL seit neuestem noch zwei weitere Wohnungen vermietet – ebenfalls zu deutlich höheren Preisen als zuvor.

PWKAL hat «möglichst wenig Mietausfälle» als Ziel

Die Pensionskasse will die 64 Wohnungen in den drei Liegenschaften der Überbauung in Etappen sanieren. Dabei hat sie in den letzten Monaten aber eine mehr als unglückliche Figur gemacht. Mal hiess es, die Wohnungen würden für die Sanierungen leer gekündigt, dann wieder, die Mieter könnten drin bleiben. Einige wurden so stark verunsichert, dass sie das Weite suchten. Um diese drei Wohnungen kümmert sich nun die Immobilienverwaltung. «Der Firma steht es frei, die Wohnungen auf kurze oder auf längere Dauer zu vermieten. Ziel ist es, möglichst wenig Mietausfälle zu haben», sagt Daniel Stürzinger, Direktor der PKWAL zu Blick. Diese Variante sei aufgrund der grösseren Flexibilität bevorzugt worden. Denn Umfang und Beginn der Sanierungsarbeiten sind bei zwei der Liegenschaften noch offen.

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Die dritte Liegenschaft hat die PKWAL auf Ende Februar leer gekündigt. 26 Parteien musste ausziehen. Der Umzug war gerade für ältere Bewohnerinnen und Bewohner ein Mühsal, wie der «Walliser Bote» berichtet hat. Kritiker monierten, dass die Sanierung des 29-jährigen Gebäudes nicht im bewohnten Zustand vorgenommen wird. Doch einige Etagen werden in kleinere Wohneinheiten umgebaut, mit denen die PKWAL den veränderten Bedürfnissen Rechnung tragen will. Man kann es auch so sehen: Mit kleineren Wohnungen lassen sich höhere Mieten pro Quadratmeter erzielen.

«Diese Mieten setzen ein falsches Zeichen»

Die hohen Mieten sorgen nun für weitere Kritik. «Gerade der Kanton und die kantonale Pensionskasse hätten in der aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt eine Vorbildfunktion. Diese Mieten und die geplanten Luxussanierungen setzen ein total falsches Zeichen. Statt Profit aus der aktuellen Situation zu schlagen, sollte gerade die öffentliche Hand preisgünstigen Wohnraum schaffen», sagt Rahel Zimmermann (38), Vizepräsidentin der SP Oberwallis.

Eine Mietzinserhöhung um 900 Franken pro Monat oder 56 Prozent wäre ein überaus aussichtsreicher Grund für die Anfechtung des Anfangsmietzinses. Doch die Immobilienverwaltung ist auf Ferienwohnungen und Hotels spezialisiert und bietet die Wohnungen auf der eigenen Homepage tageweise buchbar an. Eine Woche im August kostet in der einen Wohnung rund 800 Franken. Als Parahotellerie-Angebot mit Dienstleistungen wie Reinigung und deutlich höheren Administrationskosten dürfte sich eine Anfechtung erübrigen.

Die Nachfrage ist da, die Wohnung im buchbaren Zeitraum gemäss Online-Kalender gut belegt: Im Oberwalliser Talgrund herrscht, angetrieben vom Lonza-Boom in Visp, eine grosse Wohnungsknappheit. Deshalb sind auch temporäre Angebote gefragt. Und möblierte Wohnungen stehen gerade bei den ausländischen Fachkräften des Pharmazulieferers hoch im Kurs.

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