Strahlend blauer Himmel und die frisch präparierte Loipe in einer verschneiten Winterlandschaft. Für viele Langläufer ist das zurzeit nur Wunschdenken. Durch die frühlingshaften Temperaturen schmilzt den Klassisch- und Skatingpisten derzeit der Schnee weg. Das vermiest vielen Wintersportfans ihr neues Hobby. Lange Gesichter also bei Loipen-Fans.
«Zwei Drittel aller Langlauf-Anlagen sind momentan komplett geschlossen», erklärt Mariette Brunner (56). Sie ist Präsidentin der Dachorganisation Loipen Schweiz. Von den registrierten 117 Regionen in der Deutschschweiz und im Tessin sind 40 bis 45 im Betrieb. 22 von ihnen müssen mit technischem Schnee nachhelfen. In der Romandie sieht das Bild ähnlich aus. Es ist klar: Die Schneelage macht den Präparatoren der Langlaufpisten in der Schweiz zu schaffen.
Trendsportart dank Corona
Dabei durchlebte die Wintersportart in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich die Loipenpass-Verkäufe fast verdoppelt. «Die Pandemie war für uns wie ein Katalysator», meint Brunner. «Wir haben dann von den darauffolgenden schneereichen Wintern enorm profitiert.» In der Saison 2021/22 kauften 51'000 Schneebegeisterte den Loipenpass, eine Art Langlauf-GA. Rekord!
Das bestätigt auch Christian Vetsch (49), Bereichsleiter des Loipenwesens in Ebnat Kappel SG: «Wir hatten damals mehr Tagesgäste und verkauften viel mehr Saisonkarten.» Jetzt herrscht dafür tote Hose. Auf 1100 Metern Höhe liegt in der Ostschweiz kein Schnee.
Auch im Berner Oberland gibt es anstatt Schneeplausch nur grüne Wiese. André Gyger (51), Betriebsleiter des Loipenvereins Aeschi-Suld BE, gibt sich aber kämpferisch: «Wir sind auf 1000 Metern, was halt wirklich nicht sehr hoch ist. Das Gute ist aber, dass wir den Betrieb mit relativ wenig Schnee aufnehmen können. 15 Zentimeter reichen grundsätzlich aus.»
Für weiteres Wachstum braucht es mehr Schnee
Über den ganzen Winter gesehen, sollten die Zahlen dann auch nicht ganz so schlimm aussehen. «Wir sind zum Glück gut in den Winter gestartet. Darum zeigt sich die Tendenz, dass wir diese Saison wieder etwa 40'000 Pässe verkaufen können», erklärt die Präsidentin der Dachorganisation.
Die Nachfrage wäre damit gleich hoch wie letzte Saison. «Die Zahlen zeigen, dass die Leute immer noch langlaufen wollen. Jetzt braucht es unbedingt die Möglichkeiten, dass sie das auch weiterhin tun können», so Brunner. Und dazu gehören für die Langlauf-Community vor allem: tiefere Temperaturen und schneereiche Winter.