Kurse weltweit eingebrochen – alle versuchen zu beruhigen
Das kann Börse enden!

Was ist da an den Börsen los? Am Montag stürzte der Dow Jones so stark ab wie noch nie, gestern liess sich der Rest der Welt mit in den Strudel reissen. Doch die Experten schlafen trotzdem ruhig.
Publiziert: 07.02.2018 um 00:10 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:32 Uhr
Börsenhändler an der Wall Street in New York sind in Panik, als die Kurse tauchen.
Foto: JOHN ANGELILLO
Konrad Staehlin und Harry Büsser

Es war der 29. September 2008 – die Investmentbank Lehman Brothers war gerade pleitegegangen –, der die Börsen und damit die Weltwirtschaft definitiv ins Schlamassel schubste. Der US-Leitindex Dow Jones stürzte um 778 Punkte in die Tiefe, so viel wie nie zuvor. Das riss den Rest der Welt mit in die Finanzkrise. Die zu einer Wirtschafts- und Schuldenkrise mutierte, deren Spuren vor allem in Europa heute noch zu sehen sind.

Vorgestern Montag: Die Bankenschweiz sitzt beim Znacht, als zehn Jahre nach der Finanzkrise wieder schlechte Nachrichten über den Atlantik wabern. Man erfährt es in den Abendnachrichten oder per Push-Alarm auf dem Handy: Die Börse ist im freien Fall. Wieder ein Crash? Zehntausende Banker-Herzen rutschen in die teuren Designerhosen. Zum Handelsende in New York sollte der Dow Jones 1175 Punkte verloren haben – mit riesigem Abstand der grösste Absturz aller Zeiten. Und ein Minus von 4,6 Prozent.

Wieder reisst er die anderen Börsen mit: Der japanische Nikkei verliert am Dienstag fast 5 Prozent, der deutsche DAX 2,3, der Schweizer SMI 2,9. Die Banker schwitzen wieder Blut! Total haben sie in den letzten Tagen vier Billionen Dollar Börsenwert vernichtet – das entspricht der sechsfachen Jahres-Wirtschaftsleistung der Schweiz.

Niemand spricht von Krise

Trotz dieser Katastrophen-Werte spricht keiner von einer neuen Krise. «Die Aktienkurse sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen», sagt Remo Rosenau (53), Chefanalyst bei der Neuen Helvetischen Bank. Stimmt: Der Dow Jones war seit einem Jahr von Höchststand zu Höchststand geeilt, hatte ein Fünftel zugelegt. Auch der SMI war geklettert, wenn auch nicht so steil.

Remo Rosenau, Chefanalyst bei der Neuen Helvetischen Bank.
Foto: Zvg

«Darum wurde eine Korrektur schon länger erwartet», sagt Rosenau. Kurzfristig könne diese durchaus noch anhalten, mittelfristig aber nicht. Dieser Meinung ist auch Daniel Kalt, Chefökonom bei der Grossbank UBS.

Paradox: Genau wegen dieses Höhenflugs kam es laut Rosenau überhaupt erst zum Crash. Die langfristigen Zinsen in den USA sind gestiegen. «Grundsätzlich steigen die Zinsen aber aus positiven Gründen.» In anderen Worten: Die Wirtschaft läuft gut, sowohl in den USA als auch in Europa, neu auch wieder in China.

Für Rosenau haben ausserdem Computerprogramme den Absturz verschlimmert. «Wenn die Kurse fallen, kann das Limiten auslösen, und die Computeralgorithmen beginnen Aktien zu verkaufen. Das verstärkt grössere Kursbewegungen noch zusätzlich.»

Wie oft bei grösseren Kursabstürzen an den Börsen gibt es auch Stimmen, die einzelne Akteure verantwortlich machen. So wurde etwa bekannt, dass Bridgewater, die grösste Hedgefund-Firma der Welt, Wetten in Milliardenhöhe auf sinkende Aktienkurse platziert hatte. Dies sei bereits im Vorfeld des Crashs geschehen. Als besonders stossend wird das empfunden, weil deren Gründer Ray Dalio am 23. Januar im Rahmen des WEF in Davos noch dazu riet, Aktien zu kaufen, weil deren Kurse steigen würden.

IMAGE-ERROR (inline_image_6835524703460889414)

Nun sind sie aber gefallen. Am stärksten betroffen sind – wie vor zehn Jahren schon – die Banken (siehe Box «Nur Verlierer»). «Titel, die in den vergangenen Monaten stark gestiegen sind, fallen jetzt auch am steilsten», analysiert Rosenau. «Die Aktie der Credit Suisse kostete im vergangenen September noch 14 Franken und stieg dann steil auf über 18 Franken.» Darum ist er nicht überrascht, dass sie nun mit einem dicken Minus von 6 Prozent stärker einbricht als jeder andere SMI-Konzern.

Den Kursrutsch an den Börsen sieht Rosenau sogar als Gelegenheit, günstig Aktien zu kaufen: «Wir empfehlen etwa die Aktien dieser Schweizer Firmen: Schindler, Swiss Re, VAT Group, AMS, Arbonia Forster, Bobst und Lonza.»

Nur Verlierer im Schweizer Leitindex

Unter den Aktien der zwanzig grössten Schweizer Firmen im Aktienindex SMI haben die Finanztitel besonders viel Wert verloren. Die beiden Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS waren die grössten Verlierer. Die CS verlor sechs Prozent und die UBS vier. Der Rückversicherer Swiss Re gab 3,8 Prozent ab. Sowohl CS wie auch UBS haben in den vergangen Monaten besonders viel Wert gewonnen und fallen nun dementsprechend schnell. Die CS etwa war im vergangenen September noch erst 14 Franken wert, ist dann rasant auf 18 Franken gestiegen, jetzt ist sie wegen des Kursrutsches wieder für 16.70 Franken zu haben. Beim Rückversicherer Swiss Re liegt der Fall etwas anders: Sie besitzt selber ein grosses Aktienportfolio, das vom Kursrutsch in Mitleidenschaft gezogen wird.

Es gab keine Gewinner im SMI, dem Leitindex der Schweizer Börse. Noch am wenigsten verloren haben die Aktien von Swisscom, Givaudan und Roche. Allen drei ist gemein, dass ihre Geschäftseinnahmen relativ unabhängig davon sind, wie gut die Wirtschaft läuft. Die Pharmazeutika von Roche werden gebraucht, ob die Konjunktur im Hoch ist oder in der Flaute. Das gilt auch für den Telekomkonzern Swisscom und den Riechstoffhersteller Givaudan.

Unter den Aktien der zwanzig grössten Schweizer Firmen im Aktienindex SMI haben die Finanztitel besonders viel Wert verloren. Die beiden Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS waren die grössten Verlierer. Die CS verlor sechs Prozent und die UBS vier. Der Rückversicherer Swiss Re gab 3,8 Prozent ab. Sowohl CS wie auch UBS haben in den vergangen Monaten besonders viel Wert gewonnen und fallen nun dementsprechend schnell. Die CS etwa war im vergangenen September noch erst 14 Franken wert, ist dann rasant auf 18 Franken gestiegen, jetzt ist sie wegen des Kursrutsches wieder für 16.70 Franken zu haben. Beim Rückversicherer Swiss Re liegt der Fall etwas anders: Sie besitzt selber ein grosses Aktienportfolio, das vom Kursrutsch in Mitleidenschaft gezogen wird.

Es gab keine Gewinner im SMI, dem Leitindex der Schweizer Börse. Noch am wenigsten verloren haben die Aktien von Swisscom, Givaudan und Roche. Allen drei ist gemein, dass ihre Geschäftseinnahmen relativ unabhängig davon sind, wie gut die Wirtschaft läuft. Die Pharmazeutika von Roche werden gebraucht, ob die Konjunktur im Hoch ist oder in der Flaute. Das gilt auch für den Telekomkonzern Swisscom und den Riechstoffhersteller Givaudan.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.