Auf einen Blick
Von «Abzocke» ist die Rede, von «Zwang» und «einer schrecklichen Entwicklung». Der Onlineshop Ricardo hat viele langjährige Nutzer verärgert. Bei der Bewertungsplattform Trustpilot gingen innert kurzer Zeit Dutzende negative Kommentare ein. Auch beim Beratungszentrum des Beobachters und in der SRF-Sendung «Espresso» meldeten sich erboste Kunden. Die Ursache für den Ärger ist der Dienst Money Guard. Für alle, die auf Ricardo etwas verkaufen wollen, ist er seit kurzem obligatorisch. Zumindest, wenn man etwas zu einem Fixpreis anbietet, die Ware per Paketpost verschickt und der Verkaufspreis unter 1500 Franken liegt. Wenn der verkaufte Artikel in ein Couvert passt oder abgeholt wird, bleibt die Option freiwillig.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Zwei bis fünf Prozent Gebühren
Ricardo beschreibt Money Guard als einen Dienst, der Käuferinnen und Käufer schützen soll. Statt direkt zum Verkäufer geht das Geld zuerst auf ein Sperrkonto. Erst wenn die Käufer die Ware erhalten haben und diese wie versprochen ist, geben sie das Okay, und Ricardo gibt die Zahlung an den Verkäufer frei.
Zwar ist der Dienst für die Verkäufer nicht mit Kosten verbunden. Die Gebühren bezahlen die Käuferinnen und Käufer, die diese Bezahloption wählen. Sie betragen zwei bis fünf Prozent des Warenpreises, mindestens aber 50 Rappen.
Das führt dazu, dass der Gesamtpreis einer Ware steigt. Die Verkäufer fürchten deshalb, dass sie weniger verkaufen. Ebenso kritisieren sie, dass sie für Money Guard ihre Daten beim niederländischen Zahlungsportal Adyen hinterlegen müssen.
«Gefällt nicht» ist kein Grund für Zahlungsstopp
Ricardo hat den Bezahldienst seit Anfang 2024 schrittweise eingeführt, zuerst auch für Verkäufer als freiwilliges Angebot.
Heute würden 70 Prozent der Käufer die Option wählen, wenn sie verfügbar ist, schreibt das Unternehmen, das der Swiss Market Group gehört, an der auch die Ringier AG beteiligt ist, die den Beobachter herausgibt. «Das zeigt, dass viele diese Sicherheit schätzen und bereit sind, dafür zu bezahlen.»
Und was ist, wenn ein Käufer mit der Lieferung nicht zufrieden ist? Dann haben beide Parteien zwei Wochen Zeit, eine «gütliche Einigung zu erzielen», wie es in den AGB des Onlineshops heisst.
Klappt das nicht, entscheidet Ricardo, ob der Kaufpreis an die Verkäuferin ausbezahlt wird oder zurück an den Käufer geht, und zwar «nach objektiven Kriterien». «Gefällt mir nicht» ist kein ausreichender Grund, damit die Zahlung für eine bestellte Ware nicht ausgeführt wird.
Money Guard wird weiter ausgebaut
Mittlerweile ist Money Guard bei rund 20 Prozent der Ricardo-Angebote die Standardoption bei der Bezahlung. Die Gebühren werden dabei auf der Rechnungsvorschau separat aufgeführt. Will man sich den Dienst sparen, muss man das bei der Kaufbestätigung festlegen, indem man die Option «nicht abgesicherter Kauf» anklickt.
Der Konsumentenschutz kritisiert regelmässig solche Praktiken, bei denen Konsumenten kostenpflichtige Zusatzoptionen aktiv abwählen müssen.
Ricardo will an seiner Money-Guard-Politik festhalten. Der Onlineshop kündigt an, im ersten Quartal 2025 die Preisobergrenze für den Bezahldienst auf 5000 Franken zu erhöhen. Bei einem solchen Kaufbetrag fallen mit Money Guard mindestens 100 Franken Gebühren an.
Quellen