Bis 2030 braucht die Schweiz 65'000 zusätzliche Pflegefachpersonen. Dies geht aus einer Studie des schweizerischen Gesundheitsobservatoriums hervor. Gedeckt werden soll dieser Bedarf mit Quereinsteigern, zum grössten Teil aber durch Nachwuchsförderung.
Kein Wunder, dass die Kantone ihre Ausbildungsstätten im Gesundheitswesen unterstützen. So hat der Zürcher Kantonsrat kürzlich knapp zehn Millionen Franken für das private Bildungszentrum Careum durchgewunken.
Wo das Geld hinfliesst, ist aber nicht klar. Recherchen des «Tages-Anzeigers» zeigen nun, dass genau in diesem Gesundheitszentrum ein Streit um faire Löhne tobt.
Kündigungswelle fegt durchs Careum
Die Lohnverteilung ist eigentlich gesetzlich geregelt, da die Berufsschulen dem kantonalen Personalrecht unterstehen. Der Zeitung liegen Lohnausweise vor, die belegen, dass am Careum selbst langjährigen Lehrpersonen nur der Einstiegslohn bis zu Klasse 7 bezahlt wird.
Konkret verdient eine Lehrperson, die anonym bleiben möchte, trotz frisch erworbenem Weiterbildungsdiplom am Careum im Jahr 124'000 Franken. Wäre sie beim Kanton angestellt, würde sie 149'000 Franken verdienen. Im Durchschnitt verdienen die Mitarbeitenden 20'000 Franken weniger als sie sollten.
Das lässt die Belegschaft nicht auf sich sitzen. In diesem Jahr haben laut Bericht bereits 13 Personen das Careum verlassen, weitere sind im Zürcher Verband für Lehrkräfte der Berufsbildung (ZLB) aktiv geworden. Konrad Kuoni, Präsident des ZLB, spricht gegenüber der Zeitung von einer «systematischen Lohndrückerei».
Lohn nicht der einzige Schmerzpunkt
Doch das Problem greift tiefer. Die Mitarbeitenden erzählen im Bericht von weiteren unfairen Praktiken: Weiterbildungen werden nicht wie üblich im Folgemonat ausbezahlt, sondern erst im Folgejahr. Die Arbeitszeiten werden gerundet vergütet, sprich: Bei einem Pensum von 72 Prozent wird der Lohn für 70 Prozent ausbezahlt. Und wer Vollzeit arbeitet, muss laut Berufsauftrag 281 Extra-Stunden stemmen – ohne mehr Lohn. Eine Farce, klagen Betroffene, denn die Überstunden können kaum wieder abgebaut werden.
Doch wohin geht das Geld des Kantons? Die Finanzkontrolle des Kantonsrats Zürich hat eine Untersuchung eingeleitet. Die Ergebnisse sind aber vertraulich. Das Careum selbst äussert sich gegenüber dem Tagi nicht detailliert zu der Thematik. Die Geschäftsleitung betont: Das Careum setze die Leistungsvereinbarung mit dem Kanton «sinngemäss» um. Die Mittel würden alle in die Qualität der Ausbildung fliessen.