Die Schweiz erlebt derzeit den niederschlagsärmsten Sommer seit fast hundert Jahren. Vielerorts ist es staubtrocken. Erste Kantone rufen dazu auf, Wasser zu sparen. Denn hält die Dürreperiode noch länger an, wird das Grund- und Quellwasser vielerorts knapp. Ein Problem vor allem für die Landwirtschaft. Viele Bauern müssen dieser Tage zu Notmassnahmen greifen, um genug Wasser für Vieh und Hof zu haben.
Und dann das, wie Y. Rebmann schreibt: Der BLICK-Leser beobachtete am 2. August um neun Uhr, wie eine Privatperson ihren BMW SUV bei der Landi in Melchnau BE «schön gemütlich mit der Selbstwaschanlage wäscht und dadurch weiteres Wasser verschwendet». Ist das nötig?
Rebmann ist verärgert über solche «arroganten und ignoranten Menschen». Er ist überzeugt, dass sich diese Wasserverschwendung bei sämtlichen Waschanlagen in der Schweiz dokumentieren lässt.
Was ihn besonders ärgert: Er beobachtete die Wasserverschwendung ausgerechnet bei der Landi, eine der beiden Detailhandelsketten der Fenaco, des genossenschaftlich organisierten Unternehmens Schweizer Bauern.
E-Mail an Landi-Chef blieb ohne Wirkung
Rebmann schrieb Landi-Chef Ernst Hunkeler (51) ein E-Mail. Darin stellt er die Frage: «Sollte das Unternehmen mit seinen rund 280 Filialen nicht mit gutem Beispiel vorangehen und somit die Waschanlagen bei der momentanen Hitzewelle schliessen?»
Der BLICK-Leser schrieb ihm auch in der Hoffnung, dass andere Selbstbedienungs-Waschanlagen sich einer solchen Aktion anschlössen. Rebmann: «Es kann definitiv nicht angehen, dass Autowaschen wichtiger ist als das Wohl unserer Tiere und der Umwelt.»
Er verweist auf Medienberichte wie den von BLICK über den Amdener Bauern Köbi Büsser (55). Am 2. August berichtete dieser, dass er um das Leben seiner Kühe kämpft. Wenn es jetzt nicht bald regnet, müsse er seine Tiere zum Metzger bringen.
BLICK hakte bei Fenaco nach
Von Landi-Chef Hunkeler hat Rebmann nichts gehört. BLICK hakte bei der Bauerngenossenschaft nach. Deren Sprecherin Alice Chalupny sagt: «Es gilt, in trockenen Regionen auf unnötigen Wasserverbrauch zu verzichten. Jede Landi entscheidet aber selber, ob sie ihre Autowaschanlagen wegen der akuten Hitzewelle schliesst oder nicht.» Die Landi-Geschäftsführer seien sensibilisiert, entsprechend sorgsam mit dem Wasserverbrauch umzugehen.
Pro Waschgang rechnen Waschanlagenbetreiber mit einem Wasserverbrauch von 120 bis 140 Litern. Das ist etwa so viel Wasser, wie für ein Vollbad zu Hause benötigt wird. Klar, dass mit einer vorübergehenden Schliessung der Self-Car-Waschboxen bei den Tankstellen und Detailhändlern viel Wasser eingespart werden könnte.
Dazu sagt Fenaco-Sprecherin Chalupny: «Viele Landi betreiben moderne Waschanlagen, die dank Wiederaufbereitung des Brauchwassers wenig Frischwasser benötigen.»
Wie zuletzt bekannt wurde, drehten die Thurgauer Gemeinden Altnau, Güttingen und Langrickenbach den Einwohnern den Wasserhahn zu: Rasen sprengen, mehrmals täglich duschen, Auto waschen und giessen von Blumen sind vorerst tabu.