Die Mini-Airline Powdair hat ein Problem und nur zwei mögliche Lösungen dafür. Der Hauptinvestor sei ausgestiegen, wie die britische Mini-Airline am Montag mitteilte. Damit stehen die Flüge zu den Walliser Skihängen auf der Kippe. Nun habe man zwei Möglichkeiten, schreibt Powdair in einem Statement (BLICK berichtete). Entweder stelle man den Start für diesen Winter zurück. Oder die die Unterstützer würden Teilhaber.
Es ist nicht der erste Fall einer Mini-Airline, die in der Schweiz ins Trudeln kommt. Mit der Insolvenz und dem Verkauf der deutschen Fluggesellschaft Air Berlin stellte die Schweizer Tochter Belair vor einigen Wochen den Flugbetrieb ein.
«Gössere Airlines können eher tiefe Preise anbieten»
Ende Oktober hoben keine Flieger der Skywork Airlines mehr vom Berner Flughafen ab. Der Mini-Airline war vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) keine Betriebsbewilligung für den Winterflugplan erteilt worden. CEO Martin Inäbnit (63) pokerte und führte die Airline fast bis zum Grounding. Schliesslich konnte er doch noch die Finanzierung des Winterflugplans stemmen.
Was bringt derzeit so viele kleine Airlines zum wirtschaftlichen Absturz oder zumindest heftig in die Bredouille? Die Antwort: Ihre Grösse, oder eben ihr Mangel daran. Laut Aviatik-Experte Andreas Wittmer (43) von der Universität St. Gallen, tobt ein extremer Konkurrenzkampf am Himmel.
Weil die Dienstleistungen fast gleich seien, könnten Fluggesellschaften nur mit dem Preis Kunden gewinnen. Das Problem der Kleinen: «Je mehr Flüge eine Airline durchführt, desto tiefer sind im Vergleich die administrativen Kosten. Dadurch können die grösseren Airlines eher tiefe Preise anbieten», so Wittmer.
Überleben durch Wachstum
Die einzige Möglichkeit zu überleben ist Wachstum, um durch Skaleneffekte rentabler zu fliegen – das heisst, mehr Strecken und grössere Flugis. Kein Wunder also, dass Skywork nicht mehr nur von Bern, sondern seit September auch Basel startet. «Wir wollen weitere Strecken anbieten», sagte Skywork-CEO Inäbnit vor Kurzem noch kämpferisch zu BLICK.
Kurz zuvor hatte die slowenische Adria Airways ihren Plan gegroundet, die Notlage von Skywork auszunutzen und neue Strecken von Bern aus anzubieten. Und zwar mit der Tessiner Darwin Airline, die die Slowenen im Juli übernommen hatten. Doch die kommt nun selbst ins Trudeln.
Die Hiobsbotschaft ereilte die Tessiner über den Kurznachrichtendienst Twitter. Darwin Airline, die seit Juli als Adria Airways Switzerland firmiert, darf nicht mehr zwischen Lugano und Genf fliegen.
Bald nur noch drei europäische Fluggesellschaften?
Man habe per sofort der Fluggesellschaft die Betriebsbewilligung aus wirtschaftlichen Gründen entzogen, twitterte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) am Dienstag: «Darwin darf somit keine gewerbsmässigen Linienflüge mehr durchführen.»
Der Grund: am Montag hatte die Airline ein Gesuch um Nachlassstundung beim Konkursrichter eingereicht. Wegen einer Verfügung erlischt damit die Betriebsbewilligung.
Künftig werden wohl immer weniger Mini-Airlines fliegen. Schon jetzt dünnt sich die Anzahl der Airlines durch Fusionen und Käufe aus. «Gut möglich, dass es am Schluss in Europa vor allem noch Air France/KLM, Lufthansa und Iberia/British Airways gibt», so Aviatik-Experte Andreas Wittmer.