Es waren Konservative, die dem Casino-Kapitalismus der Finanzindustrie den Weg bereiteten: US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004) und insbesondere die britische Premierministerin Margaret Thatcher (1925–2013) befreiten die Banker in den 80er-Jahren von Fesseln und Vorschriften. Doch was die Hochfinanz daraus machte, war alles andere als konservativ. Immer komplexer und undurchsichtiger wurden die Finanzprodukte, die an der Wall Street in New York, der City in London oder dem Paradeplatz in Zürich zusammengezimmert wurden. Was als fortschrittlich und innovativ verkauft wurde, entpuppte sich oft als toxisch. Höhepunkt dieser Entwicklung war die Finanzkrise 2007.
Ob die Finanzelite daraus gelernt hat, muss angesichts der jüngsten Ereignisse rund um die Credit Suisse bezweifelt werden: Mal lieh die Grossbank einem Hedgefonds Milliarden, die dieser an der Börse verzockte. Mal wurden den Kunden undurchsichtige Lieferkettenfonds als «risikoarme Investments» verkauft. Beides endete im Fiasko.
Nun zeigen Recherchen von SonntagsBlick: Auch die Postfinance geht neue Wege und bietet Lieferkettenfinanzierungen an. Diese unterscheiden sich zwar in wesentlichen Punkten vom CS-Konstrukt. Eine Parallele gibt es aber: Die Postfinance trägt mit ihren Produkten dazu bei, dass Geschäftsbeziehungen und Geschäftsberichte undurchschaubarer werden. Die Finanzbranche hat in erster Linie die Aufgabe, die Realwirtschaft zu unterstützen – ein Staatsbetrieb erst recht. Das gelingt am besten mit Finanzprodukten, die sich bewährt haben und einfach und verständlich sind. Im Gegensatz zu Reagan und Thatcher gilt deshalb: je konservativer, desto besser.