Köpferollen im Post-VR geht weiter
Susanne Blank tritt zurück

Der Post-Verwaltungsrat kommt nicht zur Ruhe. Nun verlässt auch Personalvertreterin Susanne Blank das Führungsgremium. Grund: der Subventionsskandal bei Postauto. Gleichzeitig attackiert sie den BLICK.
Publiziert: 26.06.2018 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:55 Uhr
Post-Verwaltungsrätin Susanne Blank (45) hält fest: Sie habe von der Existenz der Aktennotiz erstmals im Februar 2018 im BLICK erfahren.
Foto: dievolkswirtschaft.ch
Sven Zaugg

Das Köpferollen beim Post-Verwaltungsrat geht weiter: Etwas mehr als eine Woche nachdem Post-Vize Adriano P. Vassalli (64) den Rücktritt bekannt gab, nimmt auch Verwaltungsrätin Susanne Blank (45) den Hut. Blank sass seit zehn Jahren im Verwaltungsrat des gelben Riesen. Sie war Delegierte des Personalverbandes Transfair, der das Personal von Bund und Bundesbetrieben vertritt. 

Wie Vassalli stolpert auch Blank über den Subventionsbetrug bei Postauto. Von 2010 bis Mitte 2014 sass die Ökonomin im Prüfausschuss Audit, Risk & Compliance des Post-Verwaltungsrats. Der Ausschuss ist für die Einhaltung der Regeln zuständig und erteilt Aufträge an die Revisoren. Blank und Vassalli sassen also in jenem Gremium, das Kenntnis hatte über die illegale Buchungspraxis bei Postauto. Die frühere Gewerkschafterin und heutige Bundesangestellte beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) schlug aber alle Warnungen in den Wind.

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Christian Plüss (56) wird neuer Postauto-Chef. Das teilte das Unternehmen am 28. Juni mit.
Foto: KEYSTONE/Martin Ruetschi

In einem heute Dienstag veröffentlichten Communiqué spielt Blank weiter die Ahnungslose: «Ich habe im Fall des Subventionsbetrugs bei Postauto keinerlei Pflichtverletzungen begangen und insbesondere die Aktennotiz vom 21. August 2013 zur Prüfung Ortsbus nie erhalten – weder per Briefpost noch per Mail.» Damit widerspricht sie den Fakten aus dem Untersuchungsbericht zur Postauto-Affäre: Dort steht klipp und klar, dass sie auf der Verteilerliste der ominösen Aktennotiz war. Blank behauptet hingegen, sie habe von der Existenz der Aktennotiz erstmals im Februar 2018 im BLICK erfahren.

Untersuchungsbericht belastet Blank

Doch nicht nur die Aktennotiz belastet Blank schwer. Im Post-Untersuchungsbericht wird die Personalvertreterin als Empfängerin eines Prüfungsberichts vom 4. Juli 2013 erwähnt. Dieser enthielt den Hinweis, dass «strategische Ergebnisumbuchungen vorgenommen werden, welche nicht dem mit dem Regulator vereinbarten Wertefluss entsprechen (...) Es besteht ein massgebliches Risiko, würde der Regulator von diesem Vorgehen erfahren» (BLICK berichtete).

Transfair-Präsident Stefan Müller-Altermatt (42) bedauert, dass der Rücktritt aus dem Post-Verwaltungsrat «zum Schutz ihrer Person» unausweichlich geworden sei. Susanne Blank sei eine hervorragende Personalvertreterin gewesen, die mit Engagement und Verve die Anliegen des Personals im Verwaltungsrat der Post eingebracht habe. Dieses Engagement werde in der momentanen Situation der Post schmerzlich fehlen, so Müller-Altermatt, der für die CVP im Nationalrat sitzt. 

Verband gibt Politik und Medien die Schuld

Der Personalverband geht auch mit der Politik scharf ins Gericht. Man verurteile die politische Hetzjagd. «Ohne Kenntnis der Faktenlage wurde insbesondere aus dem rechten Lager der Rücktritt gefordert», beklagt Transfair in einem Communiqué. Damit meint der Verband insbesondere die Aussage von SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi (39, ZG). In der «SonntagsZeitung» forderte er den Kopf der Verwaltungsrätin.

Zudem verweist der Verband auf das laufende Strafverfahren des Bundesamts für Polizei (Fedpol): «Wegen des laufenden Strafverfahrens durften auf Geheiss von Fedpol keine Befragungen durchgeführt werden. Damit konnten auch die falschen Annahmen im Untersuchungsbericht des Anwaltsbüros Kellerhals Carrard nicht richtiggestellt werden.» 

Gleichzeitig attackiert der Personalverband BLICK scharf. «Diese Art von Berichterstattung ist rufschädigend und rechtswidrig.» Der Personalverband werde nun mit diesem «Fall» an den Presserat gelangen. Frau Blank sei nicht gewillt, dieses Spiel länger mitzumachen. Mit ihrem Rücktritt wolle sie die falschen Spekulationen stoppen und der Post einen Neuanfang erleichtern. Details zu den Vorwürfen waren beim Verband nicht in Erfahrung zu bringen.

Blank blieb VR, obwohl sie nicht mehr bei der Gewerkschaft war

Blank ist indes kein unbeschriebenes Blatt. 2013 wechselte die Ökonomin vom Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse, wo sie elf Jahre lang die Wirtschaftspolitik leitete, zum Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Dort übernahm sie den Posten der Co-Chefredaktorin beim Seco-Magazin «Die Volkswirtschaft».

Obwohl Blank also seit 2013 nicht mehr für den Dachverband Travailsuisse arbeitete, vertrat sie die Interessen von Transfair im Post-Verwaltungsrat auf Mandatsbasis bis heute. Dafür kassierte Blank laut «SonntagsZeitung» jährlich rund 50'000 Franken. 

Auf Anfrage von BLICK wollte sich Blank nicht persönlich zum Communiqué äussern.

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